Das hast du aber ... gemacht!

Gruppenleiter/innen Rückmeldung geben

Zwei unterschiedliche Seiten der Rückmeldung gibt es: die positive (z.B. Lob) und die negative (zumeist Kritik genannt). Als Pfarrverantwortliche ist es leicht möglich, dass du in eine der beiden Situationen kommst: Einer Gruppenleiterin für ihre Arbeit zu danken, sie zu loben, oder einer Gruppenleiterin auch einmal zu sagen, dass du eine bestimmte Sache oder Handlungsweise nicht gut findest. In beiden Situationen, die für jede andere Situation Beispiel sein können, ist deine ehrliche Rückmeldung gefragt. Stellt sich nur die Frage, wie du der Gruppenleiterin diese Rückmeldung geben kannst, ohne lange um den heißen Brei herumzureden oder verletzend zu sein.

Keine Kochrezepte

Für eine gelungene Rückmeldung gibt es keine Kochrezepte. Kritik zu üben und Feedback zu geben heißt immer, deine persönliche Wahrnehmung einer Situation zu formulieren. Wie du das machst, hängt sehr von deiner Persönlichkeit und der momentanen Beziehung zur jeweiligen Gruppenleiterin ab. Ein paar Punkte, die dir weiterhelfen können, gibt es trotzdem.

Konkret

Konkret sein ist einer der wichtigsten Punkte beim Feedback geben und Kritisieren. Gut ist es, wenn du dich in deiner Rückmeldung auf konkrete Situationen und Verhaltensweisen beziehst und dich nicht in allgemeinen Aussagen wie "du tust immer" oder "jedes Mal" verlierst. Möchtest du einer Gruppenleiterin beispielsweise während einer Besprechung sagen, dass sie nicht dauernd dazwischen reden soll, bringt es wenig, wenn du es mit "Du kannst aber wirklich nie deine Klappe halten." versuchst. Das wird bei der Angegriffenen wahrscheinlich zu einer schnellen und womöglich auch aggressiven Antwort führen. Dein Anliegen geht dabei verloren und die Stimmung ist danach auch schlechter. Eine zielführendere Möglichkeit ist:"Jetzt hast du mich schon drei Mal unterbrochen und das stört mich ziemlich." Wenn du so reagierst, hast du ganz konkret Kritik geäußert und eröffnest deinem Gegenüber auch die Möglichkeit, zu reagieren. Die Reaktion kann schlichtweg das Aufhören des Dazwischenredens sein. Die Gruppenleiterin hat so aber auch die Möglichkeit, nachzufragen oder manche Dinge zu (er)klären. Es ist ja durchaus möglich, dass deine subjektive Wahrnehmung, die Grundlage für deinen Ärger, dein Lob, dein Kritisieren ist, möglicherweise verzerrt ist oder dass du einfach nicht alles am Geschehen mitbekommen hast.

Ich

Ein weiterer Punkt, den du beim Feedback-Geben beachten solltest, ist das Verwenden sogenannter Ich-Botschaften. Unter einer Ich-Botschaft versteht man jede Botschaft, die von dir ausgeht und auch als deine erkennbar ist. Wenn du von deinen Gefühlen und Wünschen redest oder wenn du etwas von einer Gruppenleiterin forderst oder ihr etwas verständlich machen willst, dann meide schwammige Ausdrücke wie "wir" oder "man". Du solltest dich in der Praxis bemühen, dich auf deine Wahrnehmung zu beziehen und deine Botschaft nicht in Sätzen wie "Das ist einfach den anderen gegenüber unfair, das kann man so nicht machen.", verpacken. Beispiel: "Ich finde, dass du dich der Renate und dem Klaus gegenüber unfair verhalten hast." Wie schon oben erwähnt: Konkrete Formulierungen sind zielführender.

Der richtige Zeitpunkt

Wann ist nun der richtige Zeitpunkt für Feedback? Wieder gibt es kein Rezept. Grundsätzlich aber gilt die Regel zu beherzigen, Feedback immer möglichst unmittelbar an die Situation und möglichst ausführlich zu geben. Was auch immer du jemandem zu einer konkreten Handlungsweise oder Aussage mitteilen möchtest, hebe es dir nicht für den passenden Moment in zwei Wochen auf. Artikuliere deine Gedanken und Gefühle möglichst im Anschluss an die Situation, denn in diesem Moment kannst du dich auf deine persönliche Wahrnehmung noch am besten beziehen. Natürlich ist es nicht immer sofort möglich, Feedback zu geben, aber du solltest die erste Gelegenheit nutzen, denn es ist oft die beste.

Zum Beispiel: Du bereitest mit einer Gruppenleiterin gemeinsam eine Faschingsaktion vor und ihr legt einen genauen Ablauf fest. Während des Festes gerät dieser Ablauf allerdings durcheinander, weil sich eine Gruppenleiterin nicht an ihn hält. Du ärgerst dich, weil sich keine mehr auskennt und das Chaos ausbricht. Abgesehen von offensichtlichen organisatorischen Schwachstellen ist die Frage, wie du mit deinem Ärger nun umgehst. Wenn es die Situation zulässt, ist es nützlich, gleich während des Festes der Gruppenleiterin deinen Ärger mitzuteilen und/oder zumindest beim Wegräumen die Sache anzusprechen. Wenig hilft es, wenn du mit deinem Feedback bis zur nächsten Gruppenleiterinnen-Runde zwei Wochen nach der Faschingsaktion wartest. Bis dahin bist du entweder vor Ärger geplatzt oder deine Wahrnehmung ist schon soweit verblasst, dass keine authentische Rückmeldung mehr möglich ist. Andererseits ist es auch nicht sinnvoll, Feedback in äußerster Emotion zu geben. Wenn du noch vor Wut kochst, wird jede Kritik zwar deinen Ärger für einen Moment lindern, aber bei der Kritisierten nicht ankommen. Also zuerst kurz durchatmen und abwarten, bis sich dein Ärger gelegt hat, du wieder klar(er) denken kannst und dann Feedback geben.

Nicht werten oder interpretieren!

Klingt komisch, und ist so gemeint: Beim Feedback geht es in erster Linie darum, dass du einer Gruppenleiterin deine Wahrnehmung und dein Gefühl vermittelst und nicht darum, sie mit deinem Erklärungsmodell und Besserwissen zu überfahren. Erst nachdem der emotionale Austausch stattgefunden hat, könnt ihr gemeinsam analysieren und überlegen, wie es weitergehen soll. Im konkreten Beispiel würde das heißen, dass du zuerst deinen Ärger über das Durcheinander loswirst und ihr danach gemeinsam überlegt, wie es zu diesem Chaos gekommen ist und wie ihr bei eurer nächsten Zusammenarbeit so etwas vorbeugen könnt.

Soweit einige Empfehlungen, wie man Rückmeldungen geben kann und worauf du dabei achten kannst. Wie schon anfangs erwähnt hängt das Gelingen von Rückmeldungen wohl auch sehr stark von der Art der Beziehung zwischen dir und den anderen Gruppenleiterinnen ab. Ärgere dich also nicht unbedingt über eine Gruppenleiterin und beschwer dich bei der restlichen Gruppenleiterinnen-Runde, sondern übe direkt Kritik. Denn die angesprochene Beziehung wächst am Besten in einer offenen und ehrlichen Atmosphäre.

Zuallerletzt möchte ich noch darauf aufmerksam machen, dass du selber wohl nicht immer die bist, die kritisiert und Feedback gibt, sondern auch die, die es bekommt. Und weil es eben nicht leicht ist, kritisiert zu werden, solltest du selber beim Kritik üben an anderen auch rücksichtsvoll sein.