Die Absurdität des Schönen

Groß und schlank! In zwei Worten kann man das heutige Schönheitsideal beschreiben. Es gibt dann natürlich noch geschlechtsspezifische Unterschiede, Männer sollten einen durchtrainierten gestählten Körper haben und Frauen üppige Kurven, aber trotzdem rank und schlank wie ein Besenstiel. Idealvorstellungen also die eigentlich kaum zu erreichen sind. Schönheitsideale haben sich im Wandel der Zeit immer wieder verändert und können durchaus recht konträr sein.

Schönheitsideale unterliegen dem Wandel der Geschichte. An einigen Beispiele kann man ganz klar machen, wie absurd und unterschiedlich diese sind.

Frühgeschichte

Sie ist eine kleine Figur aus der jüngeren Steinzeit. Auch wenn sie nur kleine elf Zentimeter groß ist, ist ihre Wirkung groß. Sie galt damals aber wahrscheinlich nicht nur als Schönheitsideal, sondern auch als Fruchtbarkeitssymbol. Sie hat zwar eher schlanke Arme und Beine, aber ihr Gesäß, Bauch und Hüfte sind äußerst üppig. Man nimmt an, dass sie eine Frau mittleren Alters darstellen soll, die trotz der damaligen Umstände besonders gut genährt war. Das war damals wohl eher die Ausnahme, als die Regel und so bekam sie den Status einer Venus. Eine Venus ist übrigens eine Frau die ein Schönheitsideal darstellt. Es gibt verschiedene in der Kunst, und alle gelten sie als wunderschön. Die Venus war eine römische Göttin, die der Liebe, des erotischen Verlangens und der Schönheit.

Antike

In der Regel sollten weder Mann noch Frau zu dick oder zu dünn sein. Es galt einen Mittelmaß zu finden, trotzdem sollte der Körper athletisch sein, besonders der der Männer. Frauen durften auch nicht eine allzu große Brust haben. Fettleibigkeit war aber auch damals kein Problem, schließlich stand sie für Reichtum und Überfluss.

Mittelalter

Der Körper der Frau sollte mädchenhaft und schlank sein, trotzdem war ein nach vorn gewölbter Bauch gewollt. Heute sieht es auf den Bildern aus, als wären die Frauen damals schwanger gewesen, was allerdings nicht immer der Fall war. Außerdem war eine hohe Stirn ein Zeichen für Schönheit, daher war es üblich, dass sich die Frauen den Haaransatz ausrupften.

Renaissance, Rokoko, Barock

Das Ideal der Renaissance ist ein wohlgenährte. Am Gesicht sollte das erkennbar sein, daher war ein Doppelkinn etwas Anzustrebendes. Die Haare sollten blond bis golden sein, daher setzten sich die Frauen oft der Sonne aus, was allerdings wahrscheinlich ein schwieriges Unterfangen war, denn die Haut musste blass und bleich bleiben.

Auch im Barock „ging es üppig zu“. Peter Paul Rubens, ein bekannter Künstler dieser Zeit,prägte mit seinen Bildern von vollschlanken Frauen die Schönheitsvorstellungen, durch ihn wurde auch der Begriff der Rubensfrau bekannt.

Ab Mitte des 17. Jahrhunderts zwangen sich die Frauen in Korsetts. Es entstand dadurch eine Sanduhrenform. Brust und Gesäß wurden stark betont.Außerdem begruben sowohl Mann als auch Frau ihr Gesicht unter einer zentimeterdicken Schickt von weißen Puder.

19. Jahrhundert

Die Mode wurde wieder bequemer, allerdings wurden in diesem Zeitalter die ersten Diäten gemacht. Die puritanische Leistungsethik begann hier ihren Siegeszug.Fett wurde zu einem Symbol von Trägheit. Schlank-sein stand dafür für Leistung und Disziplin

1920er

Sie werden auch die „roaring twenties genannt“. Das Aussehen der Frauen damals war fast burschikos. Sie banden sich den Busen ab, trugen meist einen Kurzhaarschnitt, einen Bob und trugen oft auch eher weitere Kleidung,die den Körper nicht allzu sehr betonte.

1950er/60er

Kurven waren wieder angesagt. Brigitte Bardot oder Marilyn Monroe waren die Sexsymbole der damaligen Zeit. Marilyn Monroe trug damals Kleidergröße 42, was heute für eine Schauspielerin oder ein Model absolut undenkbar wäre. Dann kam allerdings Twiggy. Sie war eines der ersten Magermodels. Sie war schmächtig und schmal. Im Gegensatz zu Marilyn Monroe war sie ein Grashalm, weibliche Rundungen waren passé.

Unerreichbare Ideale

Schönheitsideale gibt es viele, und sind oft auch vom Kulturkreis her verschieden, allerdings haben sie immer schon mehr das weibliche Geschlecht unterworfen als das männliche. Frauen mussten immer schon versuchen absurden Vorstellungen, wie ihr Körper auszusehen hat, entsprechen. In Ländern in denen die Bevölkerung eher dunkle Haut hat, boomen Hautaufhellungscremes. In Ländern in denen die Mehrheit eher eine blasse Haut hat, legt man sich in Solarium oder stundenlang in die Sonne, damit man braun wird. Dass keines von beiden gesund ist, braucht man wohl kaum erwähnen. Es gibt etwas das auffällt, Schönheitsideale sollen aus dem Durchschnitt hervorheben, sie sind Ideale, die nicht jede/r erreichen kann, oft sind sie nur schwer zu erreichen. Bei Schönheitsidealen schwingt immer auch ein gewisser Subtext mit, heute ist es für weiße Menschen ein Ideal gebräunte Haut zu haben, was zeigt das also, der/die Sonnengebräunte war vielleicht auf Urlaub, macht vielleicht Sport im Freien, sieht gesund aus, der/die Blasse vermittelt eher das Bild eines/r Stubenhocker/in, die/der nicht viel nach draußen kommt, nicht viel für seinen/ihren Körper tut. Dass das natürlich alles Vorurteile sind, und dass es auch immer auf den Hauttyp darauf ankommt, braucht wohl kaum erwähnt werden, aber Freizeit, Gesundheit und Wohlstand spiegeln sich immer auch in unseren Schönheitsidealen.

Das heißt also Schönheitsideale passen sich unserer Zeit an, sie sollen etwas „Besonderes“ sein, also ist es nur logisch, dass wenn wir in einer Zeit des Überflusses an Nahrungsangebot leben, schlank sein zu müssen, verzichten zu können. So ist es auch verständlich, dass das Schönheitsideal zu einer Zeit in der es kaum Essen gibt ein ganz anderes ist, nämlich das Üppige und Vollschlanke, dass einem zeigt, der/diejenige kann es sich leisten viel Nahrung zu kaufen. Gesellschaftliche Aspekte spielen hier oft eine große Rolle, auch wenn sich die Menschen, die diese Ideale erreichen nichts von den anderen Aspekten erreichen müssen, es ist wie eine Verkleidung, die zwar viel durch das Äußere mitteilt, aber eigentlich nichts über diesen Menschen aussagt.

Heute sind Schönheitsideale eigentlich überhaupt nicht mehr zu erreichen. Jedes Plakat, jeder Werbespot, jedes Model wird mit Photoshop bearbeitet. Teilweise sogar so schlimm, dass diese Menschen in Wirklichkeit nie so „überleben“ könnten. Arme werden so dünn, dass sie kaum mehr ein Glas Wasser halten könnten, Beine so dürr, dass sie ihren eigenen Körper nicht mehr tragen könnten. Und all diese Bilder begleiten uns auf unseren täglichen Wegen. Am Weg nach Hause, zur Arbeit, zur Uni, zur Schule, zur Gruppenstunde oder wohin auch immer, ständig lächeln uns Menschen mit strahlend weißen Zähnen, wallenden Haaren und perfekten Körpern an. Sie prägen uns und unsere Vorstellungen von unserem Körper, aber auch die von anderen.

Fade Perfektion

Schönheitsideale machen uns krank. Egal in welcher Kultur und in welches Land man schaut, sie verlangen Absurdes von uns, sie lassen uns nicht so sein, wie wir eben sind. Dann habe ich eben einen großen Leberfleck im Gesicht, einen schiefen Vorderzahn, eine krumme Nase, oder einige Kilos zu viel, ist doch egal, das macht mich zu dem was ich bin. Wer will den wirklich einer Perfektion entsprechen. Perfektion bedeutet für mich Langeweile, das Andere, Außergewöhnliche macht doch erst schön. Fragt man jemanden was er/sie an seinem/ihrem Partner/in toll findet, werden das sicherlich die Ungewöhnlichen Dinge und das Besondere dieser Person sein, und man wird sicher nicht hören, er/sie hat so ein toll symmetrisches Gesicht. Perfektion ist fad! Es lebe das Außergewöhnliche!

Mindestanfordungen an ein Model:

  • Einstiegsalter: 14-20
  • Größe: 172-182 cm
  • Maße: 90-60-90 (bei Kleidergröße 38)
  • Kleidergröße: 34-38
  • Schuhgröße: 37-41
  • Gesicht: ebenmäßig, symmetrisch, hohe Wangenknochen (gibt dem Gesicht Kontur), große freiliegende Augen und volle Lippen (lassen sich besser schminken) Haut: rein, klar, glatt
  • Haare: gesund, gepflegt, typgerecht
  • Zähne: gerade, weiß
  • Physis: fit, stressresistent, Veranlagung zum Schlanksein
  • Psyche: Nerven wie Drahtseile, diszipliniert wie ein/e Leistungssportler/in

(von: http://www.unet.univie.ac.at)

Kathi Bereis