Männer in sozialen Berufen in unserer Gesellschaft
Männer in sozialen Berufsfeldern stellen immer noch eine Minderheit dar. Liegt es am mangelnden Gehalt, oder am scheinbar „unmännlichen“ Rollenbild? Die Ursachen sind nicht ganz klar. Tatsache ist jedenfalls, dass Männer in sozialen Berufen stark nachgefragt sind. Sie werden vor allem in Berufsfeldern, in denen ihre Vorbildfunktion für die positive Entwicklung von Kindern absolut notwendig ist, verstärkt gebraucht. Doch nicht nur im Berufsalltag sind Männer Mangelware, sondern immer mehr auch in den Familien. Männliche Vorbilder müssen sich die Burschen (und auch die Mädchen) unserer Tage oft in den Medien suchen, weil in ihrer Realität Menschen fehlen, die ihnen die Vielfalt der Möglichkeiten des Menschseins aufzeigen.
Der „fremde“ Vater
Steigende Scheidungsraten führen unweigerlich zu einer steigenden Zahl alleinerziehender Mütter und Väter. In Österreich wird das Sorgerecht in den meisten Fällen den Müttern zugesprochen. Nicht zu letzt, weil Väter durch ihre alltäglichen Pflichten, ihre Arbeit, oftmals einfach nicht die Möglichkeit haben, einen zeitlich so intensiven Kontakt zu ihren Kindern aufzubauen und den „lästigen“ Alltag mit ihnen bestreiten zu können. Und weil der Umgang mit dem/der Ex-Partner/in, besonders nach einer strittigen Scheidung, zumeist sehr angespannt ist, ist auch die Besuchsregelung nicht so einfach. So kommt es, dass viele Kinder ihre Väter nur mehr selten oder vielleicht auch gar nicht mehr regelmäßig sehen. Bei diesen Besuchsregelungen wird leider meist darauf vergessen, was wirklich das Beste für die Kinder wäre – nämlich ein guter Kontakt, eine stabile Beziehung zu Vater und Mutter und somit die Möglichkeit die Verschiedenartigkeit von Männern und Frauen zu erfahren.
Kindergartenpädagoge und Sozialarbeiter
Doch nicht nur in den Familien ist die vermehrte Präsenz der Männer wünschenswert. Gerade weil die klassische Familie (Vater, Mutter, Kind(er)) heute immer seltener anzutreffen ist, werden männliche Mitarbeiter in sozialen Berufen immer wichtiger. Nicht nur für Buben ist ein realer, lebendiger Mann wichtig um sich als solcher in der Gesellschaft zu positionieren. Sondern auch für Mädchen. Sie bekommen durch einen präsenten Mann in ihrem Umfeld mit, das es viele verschiedene Arten gibt ein Mann zu sein. Wie erwachsene Frauen und Männer mit einander umgehen beeinflusst das Verhalten der Mädchen und Buben. Deshalb sind heute mehr als je zuvor Kindergartenpädagogen, Sozialpädagogen, Sozialarbeiter, Jugendleiter, etc. so wichtig für die positive Entwicklung von Kindern.
Hoch lebe die Vielfalt!
Genau diese Vielfalt macht nämlich das Leben aus. Macht es uns möglich, uns selber in dieser multi-optionalen Welt zu finden – zu erfinden. Gerade für Kinder ist es wichtig, möglichste viele Eindrücke zu sammeln, denn durch die Reize, die auf sie einwirken, bilden sich Verknüpfungen im Gehirn und somit werden Bilder abgespeichert, Erwartungen von und an einen selber festgemacht und auch Geschlechterrollen definiert.
Wenn Kinder nun immer wieder die traditionelle Rollenaufteilung zu sehen bekommen – sprich: der Vater als Ernährer, der früh morgens aus dem Haus geht um spät abends, müde und erschöpft nach Hause zurückzukehren, und die Mutter als Hausfrau, die putzt, kocht, bei der Hausübung hilft, einkaufen geht, Wäsche wäscht, etc. – dann wird dieses Lebenskonzept als „normal“ abgespeichert und somit sind die althergebrachten Geschlechterrollen verfestigt.
Wenn Kindern jedoch ein möglichst großes Spektrum an Lebensmodellen vorgelebt, gezeigt wird, haben sie einen größeren Schatz an Bildern und Möglichkeiten abgespeichert und später leichter die Möglichkeit aus der Vielfalt die das Leben uns bietet zu wählen wie sie ihr Leben gestalten wollen. Erst wenn ein Mann, der wäscht, putzt und kocht nicht mehr als Alien wahrgenommen wird, sondern als mögliches Vorbild, dann sind die Wege für Kinder geebnet später wirklich selber zu entscheiden, wer und wie sie sein wollen.
Batman und The Joker
Männer in Vorbildrollen prägen also die Entwicklung von Kindern. Aber nicht nur reale, präsente, aktive Männer dienen Buben und Mädchen als Vorbild, sondern auch Männer, die in den Medien präsentiert werden. Musiker, Schauspieler, Politiker. Und wie auch „im richtigen Leben“ gibt es da richtig gute Vorbilder und eher fragwürdige Kandidaten. Nur zu oft werden solche medialen Vorbilder von den Medien, und dann in Folge auch von den Kindern, glorifiziert. Es werden nur bestimmte, positive Aspekte ihres Charakters ganz deutlich herausgestrichen und andere, eher negative werden wenig beachtet oder vielleicht sogar bewusst verschwiegen.
Männer als reale Vorbilder
Ein Mann aus Fleisch und Blut, zum Angreifen, mit Fehlern und Stärken, mit schlechter Laune und umso lustigeren Tagen, soll es also sein. Jemand, mit dem man sich streiten kann, an dem man sich reiben kann. Jemand, der auch einmal „Nein!“ sagt und einem seine Grenzen klar zeigt. Jemand, der sich seiner Rolle bewusst ist und dem klar ist, dass sein Verhalten das Verhalten von Kindern (bewusst und unbewusst) beeinflusst. Ganz egal, ob es seine eigenen Kinder sind oder ob er aus beruflichen Gründen diese wichtige Vorbildfunktion für diese Kinder einnimmt!
Nika Fürhapter
aus dem kumquat "Der.Die.Das" 2/2010