„Geschlechterhierarchien sind nicht modernisierbar, sie gehören einfach weg!“
(Johanna Dohnal, 1939-2010, Feministin und erste österreichische Frauenministerin)
Schon von Kindesbeinen an, werden uns, je nach unserem Geschlecht, Eigenschaften und Bilder zugesprochen (das brave, ruhige Mädchen und der starke, wilde Bub). Das schränkt Handlungs- und Entfaltungsspielräume ein. „Typisch männlich“ und „typisch weiblich“ sind Einteilungen, die stark in unserer Gesellschaft und unseren Köpfen wirken. Rollenklischees und Rollenbilder, auch wenn sie uns wenig bewusst sind, haben Auswirkungen.
Welche Auswirkungen Rollenbilder heute noch haben, und dass es hier einer Änderung bedarf, sollen folgende hard facts zeigen:
- In Wien verdienen Frauen im Schnitt um 22,5% weniger als Männer. In ganz Österreich verdienen Frauen um 41% weniger.
- Neun Berufe, die vor allem von Frauen ausgeübt werden (z.B.: Fußpfleger/in, Friseur/in, Angestellte/r bei Notar/innen), liegen in Österreich im Jahr 2009 unter dem gesetzlichen Mindestlohn von 1000 Euro.
- Pflegeberufe sind mehrheitlich von Frauen besetzt. Auch im Privatbereich sind Frauen eher diejenigen, die Familienmitglieder pflegen: rund zwei Drittel der pflegebedürftigen Angehörigen werden von (oft berufstätigen) Frauen betreut.
- Die durchschnittliche Pension eines Mannes beträgt 1.462 Euro, die durchschnittliche Pension einer Frau beträgt 937 Euro.
- Seit 1976 haben beide Ehepartner/innen gesetzlich dieselben Rechte und Pflichten. Wiener Frauen bringen durchschnittlich 5,4 Stunden täglich für Hausarbeitsarbeit und Kinderbetreuung, und Männer 1,7 Stunden auf.
- Nur 4% der Männer gehen in Österreich in Väterkarenz.
- Alleinerzieher/innen sind eigentlich Manager/innen in Bezug auf Arbeits- und Organisationsaufwand, bekommen allerdings kein Manager/innengehalt.
- Seit 1919 dürfen Frauen an technischen Hochschulen studieren. Nur 5% aller weiblichen Studierenden wählen 90 Jahre später technische Studienrichtungen.
- 52,4% aller Studierenden sind Frauen. Nur 16% der Professor/innen sind Frauen. In Österreich gibt es keine einzige Universitätsrektorin.
- Immer noch ist Gewalt an Frauen ein sehr großes Problem, auch in Europa: jede vierte Frau ist von Gewalt betroffen. Rund 90% der Gewaltopfer sind weiblich und im Gegensatz dazu sind die Täter/innen mehrheitlich männlich.
Betti Zelenak
Quelle: Das Rollen.Bilder.Buch. Zur Reflexion für Groß und Klein. Frauenabteilung der Stadt Wien (MA 57). Wien 2009.
aus dem kumquat "Der.Die.Das" 2/2010