Frauen als Abenteurerinnen
Die rote Zora, Ronja Räubertochter, Momo, Pippi Langstrumpf – in der Literatur und besonders in der Kinderliteratur gibt es viele Heldinnen und Abenteurerinnen, aber in Wirklichkeit blieb der Traum vom Abenteuer den meisten Frauen und Mädchen leider sehr lange verwehrt.
Schließlich passten Abenteuer nicht zum Bild einer Frau, früher waren stereotype Klischees noch viel stärker, als sie es heute sind. Damals galt (leider in manchen Köpfen auch heute noch), dass Frauen schwache, ängstliche und gebrechliche Geschöpfe seien, die von einem starken Mann beschützt gehören. Sie sollten das Haus und die Kinder hüten, während die Männer die Welt entdeckten.
Gott sei Dank, gab es auch schon vor unserer Zeit viele starke und mutige Frauen, die sich diesem Rollenbild nicht beugen wollten und sich auf den Weg gemacht haben, um Neues und Unentdecktes zu finden.
Leicht wurde es ihnen aber nicht gemacht. So waren zwar Frauengestalten die Gallionsfiguren für große Schiffe und es gab in so manchem Seemannsgarn auch schreckliche weibliche Seeungeheuer, aber auf ein Schiff haben es echte Frauen selten geschafft, hieß es doch: „Frauen an Board bringen Unglück!“.
Trotz dem gibt es sogar einige Überlieferungen von Piratinnen. Zum Beispiel die Chinesin Ch‘iao K‘uo Fü Jen (600 v.Chr.) und ihr folgten weitere: Die Wikinger-Prinzessin Sela (um 420 n.Chr.) oder die irischen Rebellinnen Anne Bonny und Mary Read, sie machten um 1720 die Meere der Karibik unsicher.
Es gab aber nicht nur Piratinnen unter den Abenteurerinnen auf See. Die erste Kapitänin Deutschlands verkleidete sich in den 30er Jahren als Mann, um auf einem Schiff arbeiten zu können und erstritt sich anschließend vor Gericht das Recht, auf die bis dahin nur für Männer zugelassene Seefahrtsschule gehen zu dürfen. 1956 erlangte sie offiziell das Kapitänspatent.
Im Folgenden wollen wir euch ein paar Abenteurerinnen genauer vorstellen, sowohl von heute, als auch von damals. Viel Spaß beim Kennenlernen.
Gerlinde Kaltenbrunner
Gerlinde Kaltenbrunner ist Profibergsteigerin aus Oberösterreich. Seit ihrem 13. Lebensjahr ist das Bergsteigen ihre Leidenschaft und heute auch ihr Beruf. Mit 23 Jahren bestieg sie ihren ersten Achttausender, den Broad Peak Vorgipfel in Pakistan.
Mittlerweile ist sie eine der erfolgreichsten Höhenbergsteigerinnen und hat nach der Südkoreanerin Oh Eun Sun und der Spanierin Edurne Pasaban (beide im Jahr 2010) als dritte Frau alle 14 Achttausender bestiegen. Diesen Sommer gelang es ihr – als erste Frau, die ohne künstlichen Sauerstoff auf den höchsten Gipfeln der Welt war. Zum Redaktionsschluss befindet sie sich gerade am Abstieg vom K2, dem letzten fehlenden Achttausender.
http://www.gerlinde-kaltenbrunner.at/
Peggy Bouchet
Peggy Bouchet wurde 1973 in Frankreich geboren. Sie entdeckte ihre Leidenschaft für den Ozean während ihres Studiums in Großbritannien und beschloss, ein ganz besonderes Abenteuer zu wagen. Mit ihrem Motto „Oser toujours, céder parfois, renoncer jamais. (Immer wagen, manchmal nachgeben, nie aufgeben)“ startete sie im November 1999 ihre Unternehmung. Zur Finanzierung ihrer Vorhaben hatte sie eine eigene Firma gegründet. Nach 2 Monaten, 4000 Kilometern und 800 000 Ruderschlägen hatte sie ihr Ziel erreicht. Peggy Bouchet war die erste Frau, die alleine in einem Ruderboot den Atlantik überquerte.
http://www.peggybouchet.com/
Jeanne-Geneviève Labrosse
Eine weitere Abenteurerin ist Jeanne-Geneviève Labrosse. Sie war die erste Ballonfahrerin der Welt und die erste Frau, die einen Fallschirmsprung wagte. Ihr Mann André-Jacques Garnerin war der Erfinder des Fallschirms, sie waren beide Mitglieder einer Luftakrobatik-Truppe. Im Jahr 1798 unternahm Jeanne gemeinsam mit der Engländerin Miss Henry die erste Ballonfahrt mit einem weiblichen Team. Im Jahr darauf sprang sie aus 900 Metern Höhe mit einem Fallschirm aus einem Ballon. Ein mutiges Unterfangen, wenn man bedenkt, dass die Erfindung erst ein Jahr alt war.
http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Jeanne_Labrosse.html
Ida Pfeiffer
Ida Pfeiffer reiste Mitte des 19. Jhdt. als eine der ersten Frauen alleine um die Welt. Die gebürtige Wienerin machte ihre erste Reise erst mit 45 Jahren, also relativ spät. Das hing sicherlich mit dem damaligen Rollenbild der Frau zusammen. Als Weltreisende wurde sie in der Gesellschaft nicht wirklich akzeptiert. Hätte sie sich schon als junge Frau auf Reisen begeben, wäre es für sie noch schwieriger gewesen, sich zu behaupten. Sie hatte viele Kritiker, doch sie ließ sich davon nicht abhalten. Ihre Reisetagebücher wurden in sieben Sprachen übersetzt und waren Bestseller. Mit den Geldern vom Buchverkauf finanzierte sie ihre weiteren Reisen. Ida bereiste bis ins Alter von 60 die Welt und starb dann 1858 an Madagaskar-Fieber in Wien.
http://www.meinhard.privat.t-online.de/frauen/pfeiffer_ida.html
Mut und Pioniergeist sind wie man sieht keinesfalls reine Männersache. Abenteurerinnen aus früheren Zeiten tauchen in unseren Lehrbüchern nur sehr sporadisch auf. Frauen waren einfach nicht so angesehen wie Männer und als Abenteurerinnen wurden sie oft nicht akzeptiert. Deshalb ist über sie weit weniger berichtet und niedergeschrieben worden als über ihre Kollegen.
Auch wenn man sie meist leider nicht in Geschichtsbüchern findet, gab es Frauen, die als Abenteurerinnen Geschichte geschrieben haben. Und es gibt welche, die es gerade eben tun.
Kathi Bereis und Heidemarie Lang
Quellen:
http://www.welt.de/print-welt/article582282/Seefahrt_Frauen_haben_es_noch_immer_schwer.html
http://www.abendblatt.de/vermischtes/journal/thema/article466869/Piratinnen-Schrecken-der-Meere.html
kumquat "Abenteuer" 2/2012