Initiativen für mehr Geschlechtergerechtigkeit
Jung, feministisch UND katholisch - geht das? Wenn du diese Frage auch öfter beantworten musst, können dich die folgenden beiden Initiativen vielleicht bestärken. Denn es ist möglich!
Die Initiative "bleiben erheben wandeln"
„bleiben erheben wandeln“ ist eine Initiative von Katholikinnen, die in der Diözese Innsbruck gegründet wurde. „bleiben“ steht für die Verbundenheit zur katholischen Kirche. „erheben“ verweist auf das Ziel der Aktionsgruppe, Geschlechtergerechtigkeit innerhalb der katholischen Kirche umzusetzen und die Situation von Frauen aktiv mitzugestalten. „wandeln“ soll sich etwas innerhalb der Kirche, sodass Männer und Frauen gleichberechtigt partizipieren können.
Die Vertreterinnen der Initiative sind überzeugt, dass Gleichstellung ein zentrales Element des christlichen Glaubens darstellt und sehen die Verwirklichung dieser Gleichheit für Männer und Frauen als ihrer Aufgabe als Christinnen. Den hierarchischen Strukturen der katholischen Kirche setzten die Vertreterinnen entgegen, dass alle Getauften dazu berufen wären, die Kirche gemeinsam zu gestalten. Leitungsfunktion dürften nicht an Geschlecht oder eine Weihe gebunden sein. Die Initiative versteht sich als feministisch und darunter den Glauben an die Gleichheit der Geschlechter auf gesellschaftlicher, politischer und ökonomischer Ebene. Für die Mitwirkenden ist das kein Widerspruch zum katholisch sein, sondern elementarer Bestandteil dessen.
Wenn du Interesse an weiblichen Sichtweisen auf Gender und Kirche hast, dann lies dich durch die Beiträge „50 Tage 50 Frauen“ oder schau in das Buch "Frauen machen Kirche".
Mehr erfahren kannst du auf der Homepage https://bleibenerhebenwandeln.wordpress.com/ und auf Instagram @bleiben.erheben.wandeln
Maria 2.0
Maria 2.0 versteht sich als freie Initiative, die, gegründet in Münster jedoch nicht auf Deutschland beschränkt, Frauen dazu ermutigt, sich für ihre Rechte in der katholischen Kirche einzusetzen und auf sich aufmerksam zu machen. Die Idee entstand in einem Lesekreis, in dem sich Frauen auch über ihrer Situation in der Kirche austauschten und über die Rechtfertigungen, die von ihnen verlangt werden, weil sie als Frauen eine Institution wie die katholische Kirche unterstützen.
Der Austritt aus der Kirche war für keine der Frauen eine Option, sie wollten bleiben und etwas bewegen, um die Kirche, die für viele einen wichtigen Lebensinhalt darstellt, zu bewegen und für die nachfolgenden Generationen zu verändern. Im Oktober 2019 verfassten die Frauen der Initiative einen Brief an Papst Franziskus, in dem sie ihre Forderungen formulierten und Frauen zum Streik aufriefen, um Frauen in der Kirche sichtbar zu machen.
In dem Brief heißt es:
Wir handeln. Wir hängen diesen Brief an alle Kirchentüren und rufen alle Frauen auf zur Aktion MARIA 2.0 Von Samstag, 11. bis Samstag, 18. Mai 2019 betreten wir keine Kirche und tun keinen Dienst. Wir alle wissen, wie leer dann die Kirchen sein werden und wie viel Arbeit unerledigt bleiben wird. Wir bleiben draußen! Wir feiern die Gottesdienste auf den Kirchplätzen, vor den Kirchentüren. Wir tanzen, singen, beten, finden neue Worte und neue Ausdrucksformen! Wir sorgen für Leib und Seele und heißen auch die Männer willkommen! Wir bringen weiße Betttücher mit. Wir bedecken die Plätze mit dem Weiß der Unschuld, mit dem Weiß der Trauer und des Mitgefühls. Die weißen Tücher können beschrieben, bemalt, besudelt werden. Sie können verknotet werden zu langen Ketten und riesigen Buchstaben... Es gibt bestimmt noch viel mehr Ideen! Umgeben wir unsere Kirchen mit der Farbe des Neuanfangs !!
Die Forderungen umfassen den Ausschluss von Missbrauchstätern aus kirchlichen Ämtern, die Überstellung von solchen Tätern an weltlich Gerichte, die Zulassung von Frauen zu allen Ämtern, das Ende des verpflichtenden Zölibats, sowie die Orientierung der kirchlichen Sexualmoral an der tatsächlichen Lebenssituation der Menschen. Dem Brief wurde eine Petition, mit zu dem Zeitpunkt über 42.000 Unterschriften beigelegt.
Mehr über Maria 2.0 kannst du hier lesen https://www.mariazweipunktnull.de/
In der Jungschar Wien haben wir diesen Anstoß aufgegriffen und uns in einer Arbeitsgruppe gemeinsam mit anderen Mitarbeiter*innen der Jungen Kirche eine Stadtführung auf den Spuren Marias entwickelt. Sobald Corona es zulässt, kannst du mit Kinder- oder Jugendgruppen durch den 1. Bezirk spazieren und entdecken, dass Maria neben Mutter unter anderem auch ein Revoluzzerin war.
Mirjam Gerstbach