Was steckt hinter dem Internationalen Frauentag, dem FrauenKAMPFtag
8. März - da war doch was? Blumen, glückliche Frauen und "heute kocht mal er, für dich keine Hausarbeit" regieren die Werbungen und die Medien. Doch was steckt wirklich hinter dem Internationalen Frauentag, dem FrauenKAMPFtag?
Die Ursprünge des Frauentages liegen in den USA, wo sich erstmals am 28.2.1909 Frauen versammelten und für ihr Wahlrecht protestierten. Kurz darauf - also im Jahr 1911 - fand erstmals auch eine Demonstration in Europa unter dem Motto "heraus mit dem Frauenwahlrecht" statt - denn damals wurde Frauen der Urnengang noch verwehrt. In Deutschland, Österreich-Ungarn, Dänemark und der Schweiz gingen eine Million Menschen auf die Straße. Es ist also ganz deutlich: Frauen* hatten viel zu protestieren und waren bereit, dies auch zu tun.
Am 8. März 1917 gingen in Petrograd die Bewohnerinnen der armen Stadtteile erstmals gemeinsam auf die Straße - Arbeiterinnen, Ehefrauen von Soldaten und Bäuerinnen - und lösten damit die Feburarrevolution 1917 (im Julianischen Kalender war es der 23. Februar, daher der Name der Revolution) aus. Als Gedenken an diesen Tag wurde der Internationale Frauentag dann auf den 8. März gelegt.
Nach der Einführung des Frauenwahlrechts 1918 waren die Themen des Frauentages andere: Arbeitszeitverkürzungen, die Senkung der Lebensmittelpreise, regelmäßige Schulspeisungen und die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs.
Während der Nazizeit wurde der Frauenkampftag verboten - wenig verwunderlich, da es sich dabei ja um eine sozialistische Aktion handelte - und stattdessen der "Muttertag" propagiert, wo es lediglich darum ging, die Mütter mit Blumen zu "ehren". Doch der Widerstand ruhte nicht, denn Frauen und Männer hingen in dieser Zeit am 8. März rote Dinge zum "Auslüften" auf, wodurch sich der sozialistische Widerstand zu erkennen gab. Dieses Zeichen der Solidarität gibt es auch heute noch, wobei es jetzt keine roten Dinge mehr sind, sondern auf die Farbe lila zurückgegriffen wird.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde der 8. März zu einem Aktionstag für Frieden, wo Frauen zwar oft beteiligt waren, aber es weniger um ihre konkreten Anliegen ging - bis in die späten 1960er Jahre, wo die neue Frauenbewegung den Tag als Internationalen Frauen(kampf)tag wieder mehr in den Fokus rückte. Die Themen waren Gleichstellung, ein gewaltfreies Leben ohne Diskriminierung, das Recht auf Arbeit ohne die Zustimmung des Ehegatten. Außerdem lag ein Fokus auf das Recht auf Selbstbestimmung über den eigenen Körper - dabei ging es zum Beispiel um die Legalisierung der Abtreibung, aber auch das Recht auf ein selbstbestimmtes Sexualleben (erstmals war auch die Vergewaltigung in der Ehe ein Thema).
In den 1990er Jahren bekam der 8. März wieder mehr Aufmerksamkeit, nachdem sich Frauen für verlorengegangene Frauenrechte einsetzten und im Jahr 1994 dazu aufriefen ihn als FrauenStreikTag zu begehen. Alle Frauen waren aufgerufen sich zu beteiligen, ob jene in der Produktion, in Reproduktion, im Haushalt, Ehrenamt und so weiter.
Und wofür kämpfen Frauen heute?
Es sind nun schon mehr als 100 Jahre vergangen, doch der 8. März bleibt und bleibt leider notwendig - und noch erschreckender aus meiner Sicht: die Themen haben sich auch nicht allzu sehr verändert: Gewalt ist immer noch wichtiges Thema, Diskriminierung von Frauen - auch strukturelle, wodurch Frauen stärker von Armut, Hunger, unzureichender Gesundheitsversorgung etc. betroffen sind. Im Bereich der reproduktiven Rechte kämpfen Frauen immer noch für die Selbstbestimmung über ihren Körper - betrachten wir es weltweit, so sind das Themen wie Frauenhandel, Ehrenmord, Zwangsheirat, Genitalverstümmelung (heute leben ca. 200 Millionen Frauen mit einer Genitalverstümmelung), Mord an weiblichen Neugeborenen und - vermutlich das global gesehen häufigste - sexuelle Übergriffe und körperliche Gewalt (etwa 35% aller Frauen haben zumindest einmal körperliche oder sexuelle Gewalt erfahren - und geben das auch zu).
Ein weiterer Dauerbrenner ist das Thema Entlohnung: das globale, geschlechtsspezifische Lohngefälle liegt bei 23% (im ländlichen Raum ist es sogar bei 40%) und da ist die unbezahlte Arbeit im Haushalt, in der Kinder- oder Verwandtenbetreuung oder die reproduktive Arbeit nicht einmal mitgezählt. In Österreich erleben wir den "Equal Pay Day" rund um den 20. Oktober jedes Jahr - das bedeutet also, dass Frauen von da an "gratis" arbeiten, weil Männer im Durchschnitt dann schon so viel verdient haben, wie Frauen es das gesamte Jahr tun.
Heute gehen Sozialistinnen, Feministinnen, Migrantinnen, katholische und evangelische Kirchenfrauen, Gewerskschaftsmitglieder und viele mehr zusammen auf die Straße, das macht den 8. März stark und präsent - doch: in den Medien wird der Tag aber als "Feier" dargestellt, sowas wie Muttertag, aber halt für alle Frauen. Er wird da nicht politisch genutzt, die Themen der Demonstrantinnen werden nicht aufgenommen, darüber wird nicht informiert oder diskutiert, obwohl die Notwendigkeit auch heute noch hoch wäre.
Daher möchte ich euch alle aufrufen: der 8. März ist unser Kampftag - für eine gleichberechtigte Welt für Frauen UND für Männer. Frauen, stehen wir zusammen und lassen uns nicht teilen - hoch lebe die gemeinsame, globale Sisterhood! Geht auf die Straße, mischt euch ein, seid laut, kämpft für eure Rechte, streikt! "Wenn die Frauen streiken, dann steht die Welt still." (Motto vom Weltfrauentag in Spanien 2018) Der Tag, an dem wir Frauen gleichgestellt sind, da werden wir aufhören zu kämpfen!
Johanna Walpoth