Mach’s dir leicht!

Über den Energiesparmodus für Gruppenleiter*innen.

Falls du dir jetzt denkst: „Wenn ich‘s mir leicht machen hätte wollen, wäre ich nicht Gruppenleiter*in geworden.“ – okay. Das ist kein Artikel, der dich bekehren möchte. Wir alle wissen, dass das Begleiten einer Jungschargruppe, die Vorbereitung und Durchführung von Gruppenstunden und Jungscharlagern mit dem ganzen Drumherum mitunter viel Energie kostet und es ganz oft alles andere als leicht ist. Eben deshalb ist das ein Artikel, in dem wir Ideen gesammelt haben, wie du als Gruppenleiter*in Energie sparen und trotzdem den Kindern eine gute Zeit bescheren kannst. 

Vorher…

Vielleicht geht es euch auch so – ihr habt eine Themenidee, etwas, mit dem ihr euch mit eurer Gruppe beschäftigen wollt. Aber irgendwie ist es noch nicht so richtig rund. Unsere Gruppenstundendatenbank und auch das Kumquat (ja, auch genau dieses..) können dir Ideen liefern. Dort findest du hunderte fertige Gruppenstunden, die man entweder genauso, wie sie sind, verwenden oder als Fundgrube für Spielideen, Geschichten, Einbettungen in eine Rahmenhandlung usw. nutzen kann.

Für diejenigen unter euch, deren Motto ebenfalls „Ich habe so lange ein Motivationsproblem, bis ich ein Zeitproblem habe“ ist, kann es auch entlastend sein, einmal im Semester, am besten in der großen Gruppenleiter*innen-Runde, eine Semesterplanung zu machen. Wenn es mehrere Jungschargruppen in der Pfarre gibt, kann man sich auch gegenseitig bei der Ideenfindung und auch mit fertigen Dingen unterstützen – es muss ja nicht jede*r Gruppenleiter*in das Rad neu erfinden. 

Noch viel weiter vorher…

Auch bei einer solchen Semesterplanung gilt: Weniger ist mehr. „In der Jungschar sind wir keine Spielgemeinschaft, kein zusätzlicher Religionsunterricht, kein Hort und keine Kinderbetreuung.“ steht im Jungscharmanifest. Das heißt natürlich nicht, dass wir nicht spielen, mit Kindern nicht über Glaube, Gott und Kirche reden, sie gemeinsam erleben und gestalten dürfen oder einfach eine gute Zeit verbringen sollen. Sondern dieser Satz soll uns erinnern, warum wir Jungschar machen und – in zweierlei Hinsicht sogar – auch entlastend wirken: Einerseits insofern, dass nicht jede Gruppenstunde eine inhaltliche Gruppenstunde sein muss. Wissenszuwachs und Erkenntnisgewinn sind nämlich nicht die primäre Aufgaben der Jungschar. Und andererseits, weil in der Jungschar die Kinder in der Mitte stehen sollen. Sie, so wie sie sind, mit dem, was sie gerade brauchen. Vielleicht ist das nach einem langen Schultag mit viel Zuhören und still Sitzen eine Möglichkeit, davon zu erzählen, wie es einem geht. Eine erwachsene Person, die sich Zeit nimmt und wirklich zuhört. Endlich mal mit der*dem besten Freund*in tratschen, ohne getadelt zu werden. Oder sich so richtig in ein Spiel zu vertiefen oder laut herumzutoben. Es ist schön, dass Jungschar diese Freiräume bietet – nutzen wir sie. Eine Gruppenstunde muss nicht 60min von 60min durchgeplant sein, sie soll es sogar nicht sein.

Und dann gibt es trotzdem immer diese Gruppenstunde, die man nicht planen konnte. Weil gerade in der Schule viel zu tun ist, die Prüfungszeit im Studium ansteht oder sich privat einiges tut. Einerseits hilft natürlich eine Semesterplanung, das zu verhindern. Andererseits unterstützen ein Rahmen mit Einstiegsritual wie einer „Wie-geht’s-mir?“-Runde oder ein gemeinsamer, immer gleicher Abschluss wie ein Spiel aus der „Lieblingsspiel-Tombola-Box“ ziehen, dabei, diese ungeplante Stunde auch gut zu füllen. Ein weiterer Trick ist die „SOS-Last-minute-Programm“-Box bereit zu halten. Diese kannst du mit verschiedenen Ideen und vorbereitetem Material wie einem bereits kopierten Bewertungsbogen für Gummibärchensorten, einem Deck UNO-Karten, mit dem man verschiedenste Versionen ausprobieren kann, Straßenmalkreide, Gummihüpfseil, Seifenblasen und und und füllen. Einfache Dinge, die es sonst vielleicht selten in der Jungscharstunde gibt und die einfach auch Spaß machen, auszuprobieren. 

Und auch währenddessen

Mit einem Rahmen, den du deiner Jungscharstunde gibst, sparst du nicht nur Energie in der Vorbereitung sondern auch in der Durchführung. Die Kinder wissen, was sie erwartet und dieser institutionalisierte Beginn erleichtert dir dann auch den Übergang in dein geplantes Programm.

Auch wenn bei vielen Dingen „am besten ist es hausgemacht!“ gilt – bei Konflikten ist das nicht so. Konflikte kosten immer viel Energie und wenn möglich, wollen wir sie lieber gleich vermeiden statt sie selbst zu produzieren. Aber das Gute an den hausgemachten Konflikten ist dann doch, dass das Verhindern von solchen Konflikten recht gut gelingt. Ein Beispiel: Du bastelst mit deiner Gruppe aber hast für 15 Kinder nur eine Schere und einen Kleber? – Das kann zu einem Energiefresser werden, weil du ständig damit beschäftigt bist, die Kinder, die gerade auf Schere und/oder Kleber warten, bei Laune und bei der Sache zu halten. Und auch die Kinder gut zu begleiten, die sich in die Haare bekommen, weil sie finden, dass die anderen die Schere schon viel zu lange haben.

Wahrscheinlich denkst du dir jetzt: Ja, eh klar. Genug Material, um alle zu beschäftigen. Aber das gilt natürlich auch bei Spielen und anderen Aktivitäten, die vielleicht ohne physisches Material auskommen. Wenn bei einem Spiel ein Kind ausscheidet und dann nur noch vom Rand zuschauen kann, ist das in erster Linie mal langweilig für das Kind. Wenn es dann langsam zwei oder drei oder vier werden, die nur noch zuschauen können, ist das zwar immer noch langweilig aber Kinder sind da dann oft sehr kreativ und suchen sich schon irgendeine Beschäftigungsmöglichkeit. Manchmal ist das okay und sie beschäftigen sich selbst und das läuft so nebenbei. Manchmal kommen sie dann auf die sogenannten „blöden Ideen“ und plötzlich musst du als Gruppenleiter*in nicht nur auf die Kinder achten, die gerade noch im Spiel sind, sondern auch auf die, die gerade ein ziemlich spannendes Kletterspiel auf den Möbeln im Gruppenraum entwickelt haben. Und richtig – das kostet viel Energie. Denn klarerweise wollen auch diese Kinder eine tolle, spaßige Beschäftigung und nicht stumm den anderen zuschauen. Eine gute Möglichkeit sind daher Spiele, bei denen keine*r ausscheiden muss sondern es immer Optionen gibt, wieder ins Spiel zu kommen und gemeinsam mit allen Spaß zu haben. 

Vom Energiesparmodus ins Standby

So gut man sich das auch alles durchdenkt und plant, Gruppenstunden kosten Energie und man ist nach einer Jungscharaktion, einem Sommerlager, dem Sternsingen etc. oft ziemlich geschlaucht. Das ist okay und auch hier ist es wichtig, dass man sich bewusst eine Pause nimmt. Kinder haben das Recht auf erholte Gruppenleiter*innen. Also geht – gerade bei längeren Dingen wie einem Sommerlager – auch hin und wieder in Standby, macht Pausen und tankt Energie. Den Energiesparmodus erst bei 5% einzuschalten, ist nämlich nicht mehr so sinnvoll. 

Veronika Schippani-Stockinger

kumquat “Energie” - 1/2023