Die griechische Sprache bietet in Sachen Liebe ein breites Spektrum: eros, philia und agape. Eros bezeichnet das sinnliche Moment der Liebe, das Begehren der Liebenden. Neben dieser körperlichen, triebhaften Dimension umfasst eros aber auch den Drang nach schöpferischer geistiger Tätigkeit. Mit philia ist die freundschaftliche Beziehung zwischen Liebenden gemeint, auch Freundschaftsliebe genannt. In einer Vorform ist die philia abhängig von der Reaktion des Gegenübers. Nach Aristoteles ist die nobelste Art der philia jene, die auf beiderseitiger Anerkennung und Wertschätzung basiert. Das Wort agape wird außerhalb des NT kaum gebraucht. Es bezeichnet die bedingungslose, einseitige, befreiende und auf andere zentrierte Liebe, mit der Gott dem Menschen begegnet - aber auch die Antwort des Menschen. Das Wort für diese sich verschenkende Liebe war in der frühen Kirche ein Synonym für die Eucharistie, heute bezeichent es das Zusammenkommen nach dem Gottesdienst.
Im Lauf der Geschichte wurde der eros zum bloß sexuellen Akt degradiert und als wichtigste Form der Liebe gesehen. Das Christentum handelte sich den Vorwurf der Leibfeindlichkeit ein, da es den Mensch als eine Einheit von Leib und Seele, Körper und Geist sah und sieht und ihm daher diese Reduktion der Liebe auf die Körperlichkeit nicht gerecht wird. In der Enzyklika „Deus caritas est“ plädiert der emeritierte Papst Benedikt XVI für ein würdevolles Menschsein, das einen reifen Umgang mit allen Formen der Liebe bedeutet.
Sabine Kräutelhofer
kumquat "Liebe" 3/2013