Begriffsklärung und biblische Grundlagen
Der Begriff „Hölle“ ist ein belasteter und umstrittener – in der Geschichte der Kirche wurde zu verschiedenen Zeiten aus dem Evangelium, der Frohbotschaft, mittels detaillierter Ausmalungen der höllischen Horrorszenarien eine Drohbotschaft. Das „Gute“ wurde oft nur aus Angst vor der ewigen Strafe getan. Hinter all dem steckte die Taktik, Menschen gefügig gegenüber Autoritäten zu machen.
Viele mittelalterlichen Prediger förderten diese Angst, der Kapuziner Martin von Cochem beschrieb sogar noch zu Beginn der Neuzeit das Höllenfeuer und viele andere Qualen wie Kälte, Hunger, Gestank, Ersticken bzw. dass Menschen zerquetscht, gerädert, genagelt oder gepeitscht werden.
Wie wird der Begriff Hölle in der Bibel verwendet?
Dort, wo wir heute in der Bibel das Wort Hölle lesen, standen im Urtext viele verschiedene Begriffe. Durch die jahrhundertelange Tradierung der Texte ging die Vielfalt der Begriffe oft verloren, in der deutschsprachigen Form wurden diese oftmals durch den Begriff Hölle ersetzt.
Die ursprünglich verwendeten Begriffe kamen aus der jüdischen und der griechischen Tradition. Einer dieser ursprünglichen Begriffe war Gehenna. Heutzutage würde man zur Gehenna „Müllverbrennungsanlage“ sagen, es war ein Platz (südlich von Jerusalem), der hauptsächlich zur Tierkadaververbrennung genutzt wurde. Insofern sind auch biblische Aussagen verständlich, die von einem ewigen Feuer sprechen (z.B. Mk 9,43).
Ein weiterer oft verwendeter Begriff war Scheol, das Totenreich. Die Scheol wird im Alten Testament als durchwegs neutraler jenseitiger Ort beschrieben. Später wurde aus dem Ort, wo alle Toten ohne Unterschied weilen – ohne die erste Deutung ganz zu verdrängen – ein räumlich getrennter Aufenthaltsort für die Seelen der Gerechten und der Sünder bis zum Tag des Gerichts. Schließlich wandelte sich die Bedeutung zu einem endzeitlichen Strafort für die Sünder (Weish 2,1; 17,13).
Eine sehr deutliche Beschreibung der Hölle findet sich beim Gleichnis vom reichen Prasser und vom armen Lazarus (Lk 16,19-31). Nach seinem Tod wird Lazarus von Engeln in den Himmel gebracht, während der Reiche in die Unterwelt kommt und dort Schmerzen erleidet.
Die Evangelisten und Autoren des Neuen Testaments waren sicher auch von einer langjährigen jüdischen Höllentradition und der griechischen Mythologie beeinflusst. Dies wird zum Beispiel im 2. Petrusbrief erkennbar, der Begriff des Tartaros ist aus der griechischen Mythologie entlehnt (2 Petr 2,4). Der Tartaros ist in der griechischen Mythologie ein Teil der Unterwelt, er ist der Strafort der Unterwelt. Die Römer bezeichneten in Anlehnung an diesen Begriff auch die in Europa einfallenden Hunnen als „Tartaren“, da sie annahmen, diese kämen direkt aus der Hölle.
Unser deutsches Wort Hölle kommt übrigens vom germanischen Wort hel, das „verhüllen“ bedeutet, die germanische Todesgöttin heißt ebenfalls Hel.
Dominik Mach