Von Sintflut, Wein und Fußwaschung

Wasser in der Bibel

Der menschliche Körper besteht zu 60-70% aus Wasser. Nach drei Tagen ohne Flüssigkeit sterben wir. Bereits im Mutterleib ermöglicht das Fruchtwasser unser Überleben und Wasser begleitet uns in vielen Formen unser ganzes Leben lang. Auch in der Bibel finden sich viele Wassergeschichten und spannende Details über dieses Element. In meinem Artikel möchte ich die verschiedenen Situationen und Verwendungen von Wasser in der Bibel beleuchten. Vielleicht, ist ja was Neues, Spannendes für dich dabei.

Schon im allerersten Text der Bibel wird das omnipräsente Thema Wasser aufgegriffen: „Und die Erde war wüst und leer und Finsternis war über der Tiefe, und der Geist Gottes schwebte über dem Wassern“ (Gen 1, 2). Wie ein Bogen spannt sich dieses dann durch die gesamte Bibel. Von der ersten Nennung im Buch Genesis über Mose, (der zuerst auf einem Fluss ausgesetzt wurde und später das Wasser teilte, um die Israelit/innen wohlbehalten aus Ägypten herauszuführen), von der Sintflut, die Noah in der Arche überlebte, von Jesus, der über das Wasser geht und es zu Wein macht, bis hin zu der Erwähnung im letzten Buch der Bibel, der „Offenbarung“, in der steht: „Und er zeigte mir einen Strom von Wasser des Lebens, glänzend wie Kristall, der hervorging aus dem Thron Gottes und des Lammes.“ So hat das Element Wasser, das in unserem Leben eine so essentielle Rolle spielt, auch eine große spirituelle Bedeutung für uns Christ/innen.

Drei Bedeutungen des Wassers in der Bibel

 

Wasser als Gefahr

Zuviel an Wasser ist auch heute noch eine Gefahr. Tsunamis und Hochwasser sind immer wieder in den Medien zu verfolgen, richten riesige Schäden an Sachgütern an und kosten auch immer wieder Menschen das Leben! Wir sprechen auch von „sintflutartigen“ Niederschlägen, wenn es wie verrückt regnet. Wir wissen um die Macht des Wassers und die Gefahr, die es darstellen kann, wenn es unkontrolliert und unbeherrschbar auf uns herabregnet.

Wasser als reales und übertragenes Element der Reinigung und Säuberung

In unserer Zeit, in der das Trinkwasser aus dem Wasserhahn geschossen kommt, im Klo hinuntergespült wird und in Flaschen abgefüllt gekauft werden kann, hat sich die Beziehung zum reinigenden Element stark gewandelt. Wasser hat einerseits eine reale reinigende Wirkung und wird andererseits im übertragenen Sinn in Reinigungsritualen und Gesten verwendet. Heute interpretieren wir eher die besten Wünsche für das Leben des getauften Kindes in das gesegnete Wasser. In Epheser 5,26 und Hebräer 10,22 ist jedoch die Vergebung der Sünden durch die Reinigung mit dem gesegneten Wasser in der Taufe der vorherrschende Gedanke.  Auch in der Geschichte der Fußwaschung durch Jesus ist die säubernde Wirkung mit einer spirituellen Geste in Verbindung gestellt, die dem Wasser eine besondere Bedeutung zukommen lässt, die wir heute noch in den Gründonnerstagsliturgien mit Fußwaschungszeremonien erleben dürfen.

Wasser als Segen Gottes, als Symbol geistlicher Erneuerung

Beim Eintreten sowie beim Verlassen der Kirche bekreuzigen wir uns mit Weihwasser. Wir erneuern damit symbolisch unsere Taufe und somit die Zugehörigkeit zu der Gemeinde. Im letzten Buch der Bibel, der Offenbarung, wird ein sehr tröstliches Bild gemalt (s.o.). Das Wasser des Lebens, das uns Leben spendet und uns von Gott geschenkt mit ihm verbindet, spielt also auch in diesem Zukunftsbild eine essentielle Rolle.

Wassergeschichten im Alten und Neuen Testament

In der Bibel findet man einige interessante und mehr oder weniger bekannte Wassergeschichten.

Noah und die Sintflut

Im 1. Buch Mose lesen wir von der Sintflut, einer mythologischen Flutkatastrophe, die als gottgewollt beschrieben wird und die Noah mit seiner Frau und seinen drei Söhnen und seinen Schwiegertöchtern nur deshalb überlebte, weil er von Gott dazu ausersehen war. Noahs Arche landete nach 150 Tagen auf dem Wasser im Gebirge Ararat in der heutigen Türkei. Noah baute als Dank für die Rettung einen Altar, brachte Brandopfer dar und dankte Gott, dass er ihn verschont hatte. Daraufhin segnete Gott Noah und seine Familie und sprach „Seid fruchtbar und vermehrt euch und füllt die Erde!“ Spätestens von dieser Zeit an versteht sich der Mensch als Gebieter der Erde, denn Gott hat alles, was auf der Erde wächst und lebt, dem Menschen als Nahrung und Untertanen unterstellt. Doch nicht nur Noah wurde damals vor der Flut gerettet. Gott ging damals den neuen Bund mit Noah ein: Er versprach, dass er niemals mehr alles Leben auf der Erde ausrotten würde.

Mose auf dem Nil und im Schilfmeer

In der Zeit von Mose Geburt, befahl der ägyptische Pharao, alle Söhne der Hebräer/innen in den Nil zu werfen, damit sie sich nicht mehr vermehren und zu zahlreich würden. Mose wurde daraufhin von seiner Mutter in ein Schilfrohr-Kästchen gelegt und auf dem Nil ausgesetzt, mit der Hoffnung auf Errettung ihres Kindes. Die Tochter des Pharao fand das Päckchen und rettete Mose. So wurde der Fluss, der ihm eigentlich den Tod bringen sollte, zum Instrument seiner Rettung.

Später wurde Mose von Gott berufen und sollte die Hebräer/innen aus der ägyptischen Gefangenschaft in das verheißene Land Israel  führen. Nachdem Mose dies beim ersten Versuch nicht gelingt, lässt Gott die zehn Plagen über Ägypten kommen. Eine der Plagen verwandelt Wasser in Blut. Die Fische im Nil sterben und da alle Wasserquellen, Tümpel und sonstige Gewässer zu Blut werden, können die Menschen das Wasser nicht mehr trinken. Erst nach den Plagen lässt der Pharao die Hebräer/innen widerwillens ziehen und folgt ihnen schließlich doch, um sie zu bekämpfen. Am Schilfmeer begibt es sich dann, dass Mose das Wasser teilt und die Hebräer/innen auf trockenem Fuß hindurchgehen, während hinter ihnen die Ägypter in den zusammenbrechenden Fluten ertrinken. Das Wasser rettet Mose zum zweiten Mal das Leben und vernichtet die Verfolger.

Psalm 23

„Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.“ steht im bekannten Psalm. Hier wird das Wasser in seiner lebenspendenden und heilenden Bedeutung beschrieben.

Jesus geht auf dem Wasser

Die ersten Jünger Jesu waren Fischer – also kannten sie das Element Wasser sehr gut. Eines Tages, während Jesus noch zu den Menschen sprach, sollten die Jünger alleine einen See überqueren. Das Boot kam in Seenot und die Jünger verloren ihren  Mut und bekamen Todesangst. Jesus ging daraufhin über den See zu ihnen und sagt ihnen, dass sie keine Angst zu haben bräuchten, denn er sei bei ihnen. Petrus will zu ihm kommen und geht fast unter, als er, über den See gehend, zu zweifeln beginnt. Nur durch Jesus Hand kann er gerettet werden. In dieser Geschichte zeigt Jesus seine Macht über Himmel und Erde, indem er den Wellen befiehlt, ruhig zu werden. Außerdem drückt diese Stelle die Wichtigkeit des Gott-Vertrauens und des Glaubens aus. Außerdem ist das Wasser hier ein Symbol für Leben und Tod (und damit für Vergänglichkeit). Jesus steht darüber und mit ihm alle, die an ihn glauben.

Wasser wird zu Wein

Die Hochzeit von Kanaa ist wohl eine der berühmtesten Geschichten aus dem neuen Testament. Jesus und seine Mutter sind auf einer Hochzeit und da der Wein ausgeht, wandelt Jesus das Wasser in Wein und bezeugt so seine Herrlichkeit. Als eines der ersten Zeichen, die Jesus in seinem Leben tat, um seine Sohnschaft des Herrn zu bezeugen, wird dieses Gleichnis bezeichnet.

Nika Fürhapter