Räume für Kinder in der Pfarre

Jungschar in der Pfarre braucht nicht nur Raum im übertragenen Sinn, sondern auch einen konkreten, physischen Raum. Viele Jungschargruppen haben einen eigenen Jungscharraum, manche teilen ihn mit anderen Gruppen und manche nutzen offene Räume in der Pfarre. Für manche Aktivitäten nutzt ihr vielleicht noch andere Räume – beispielsweise zum Bewegen, zum Kochen oder zum Feiern – oder den Garten. Für alle Personen in einer Pfarre, insbesondere Kinder, ist es wichtig, dass sie sich in den Räumen, in denen das Pfarrleben stattfindet, wohlfühlen. Dabei gibt es einige Faktoren zu bedenken, von Grundbedürfnissen über Atmosphäre und Gemütlichkeit in den Räumen bis hin zu praktischen Aspekten.

Räume & Kinderschutz

Ein wichtiges Werkzeug bei der Auswahl, der Einrichtung und der Gestaltung von (Jungschar)-Räumen ist die Kinderschutzrichtlinie der Katholischen Jungschar, die ihr unter jungschar.at/kinderschutz findet. Mit dieser Richtlinie gehen wir als Jungschar eine Selbstverpflichtung ein, Kinder vor jeglicher Form von Gewalt zu schützen und entsprechende präventive Maßnahmen innerhalb der Organisation zu schaffen, um Jungschar als sicheren Ort für Kinder zu gewährleisten. Dafür ist es wichtig, dass die Pfarre und insbesondere die Räume, die die Jungschar nutzt, ein sicherer Ort sind, an dem Kinder sich wohlfühlen und gerne aufhalten. Es lohnt sich also, die Checkliste für Räumlichkeiten und Rahmenbedingungen genauer anzusehen.  Die Bedürfnisse und Wünsche der Kinder kannst du in die zukünftige Gestaltung eures Jungscharraumes einfließen lassen. Sie sind aber auch eine wichtige Information für die Pfarre und können beispielsweise im Pfarrgemeinderat vor der Neugestaltung von Räumen besprochen werden.

Im Gesamtdokument der Kinderschutzrichtlinie finden sich ab Seite 46 zwei Planungen für Gruppenstunden, in denen du deine Jungscharkinder die Räume der Pfarre bewerten und auf ihre Kinderfreundlichkeit testen lassen kannst.
Einen noch ausführlicheren Kinderfreundlichkeitstest in deiner Pfarre findest du online.

Barrierefreie Räume

Bei der Analyse der Räumlichkeiten eurer Pfarre fällt euch möglicherweise auf, dass sich für bestimmte Personen Hindernisse ergeben können. Können beispielsweise mobilitätseingeschränkte Personen alle Räume betreten? Gibt es einen Eingang für Personen im Rollstuhl? Aber auch auf die Bedürfnisse von Kindern wird bei der Raumgestaltung nicht immer geachtet. Auf welcher Höhe befinden sich beispielsweise Waschbecken oder Garderobenhaken? Sind Info-Kästchen oder Hinweis-Schilder auch für Kinder gut sichtbar? Können Kinder auf den Sesseln in den Pfarrräumen gut sitzen? Die ausreichende Beleuchtung und Beschilderung von Wegen innerhalb der Pfarre spielen ebenfalls eine wichtige Rolle.

Alles neu im Jungscharraum

Die Analyse der Pfarrräume und der „Kinderfreundlichkeits-Check“ ist ein guter Start, um auch den Jungscharraum zu erneuern – oder den Raum, den ihr mit eurer Jungschargruppe am öftesten nutzt. Bei der Wahl der Wandfarbe oder der Lampen können Kinder mit einbezogen werden, auch das gemeinsame Ausmisten oder Ausmalen macht Spaß. Die Übergangsphase in der Umgestaltung kann für außergewöhnliche Aktivitäten genutzt werden. Bevor der Raum neu ausgemalt wird, könnt ihr beispielsweise die komplette Wand bemalen und euch frei austoben. Das Kunstwerk könnte für einige Tage oder Wochen bestehen und von anderen Pfarrleuten bewundert werden. Oder ihr haltet eine Jungscharstunde im komplett leeren Raum ab und schaut, was sich mit all dem plötzlich frei gewordenen Platz anstellen lässt. Eine weitere Möglichkeit sind gemeinsame Flohmarkt-Besuche, um witzige Deko-Accessoires zu besorgen oder eine Abstimmung über die neuen Möbel. Und vielleicht wollt ihr bei der Gelegenheit euren Regalen oder Sesseln mal einen bunten Anstrich verpassen?

Weniger ist mehr

Durch das Ausmisten alter Gegenstände entsteht automatisch mehr Platz zum Spielen und Experimentieren. Es lohnt sich, genau zu überlegen, welche Dinge man regelmäßig braucht und welche Sachen in einem Keller oder Abstellraum gelagert werden können, weil man sie nur einmal im Jahr benötigt. Auch bei der Anschaffung neuer Dinge gibt es einiges zu bedenken! Sinnvoll ist es, wenn Material nicht nur für einen Zweck genutzt werden kann, sondern vielseitig einsetzbar ist. Ein nachhaltiger Weg ist es auch, auf Materialien zu setzen, die nicht schnell kaputtgehen. Bei Dingen, die nur kurz notwendig sind, könnt ihr auf Gebrauchtes zurückgreifen. Mit einer magnetischen Tafel zum Brainstormen oder Malen lässt sich Papier sparen. Eine gute Ordnung trägt außerdem dazu bei, dass es aufgeräumt bleibt und Kinder wissen, wo sie was finden.

Zu guter Letzt spielt auch die Sicherheit der Kinder eine Rolle. Dabei geht es beispielsweise um die Frage, welche Dinge eher außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahrt werden sollten oder was in einem Jungscharraum generell nichts zu suchen hat. Und auch Erste-Hilfe-Material sollte vorhanden, regelmäßig gewartet und für alle Personen gut erreichbar sein.

 

Wir mischen mit

Kinder wollen im öffentlichen Raum ihre bunten Spuren hinterlassen! Kindern in der Pfarre Platz geben heißt auch, sie bei der räumlichen Gestaltung der Pfarre sowie des Pfarrgebiets mit einzubeziehen. Sprecht euch also mit dem PGR ab und werdet kreativ. Damit macht ihr als Jungschar auf euch aufmerksam - die Jungschar hat Platz! Die Jungschar ist bunt und vielfältig.

Ein paar Ideen...

  • Denkt mal in neuen Dimensionen und bemalt gemeinsam eine große Fläche! Das könnte eine Außenwand des Pfarrhofes, eine Mauer oder auch ein altes Garagentor sein.
  • Tag your Pfarrgebiet! Probiert mit den Kindern Graffititechniken und lasst vielleicht sogar ein/e Sprayer/in kommen, die euch Methoden zeigt. Eure Botschaften oder Logos könnt ihr mit Spraydosen malen - oder ihr überlegt euch eine nachhaltigere Art der Farbe, bei der weniger Verpackungsmüll entsteht. Falls ihr Wände bemalen wollt, müsst ihr natürlich vorher klären, ob das erlaubt ist.
  • Auch mit Bändern und Knüpf-Techniken lässt sich der Pfarrgarten oder das Blumenbeet vor der Kirche gut verschönern. Ihr könnt beispielsweise Girlanden aus Stoffresten basteln, Botschaften mit Bändern in einen Gitterzaun knüpfen, bunte Bänder um Bäume wickeln oder Makramee ausprobieren! Am besten ihr sammelt dafür alte Stoffe und Schnüre.
  • Setzt ein Zeichen! Falls ihr noch keines habt, gestaltet doch ein großes buntes Altartuch! Dieses könnt ihr bei der Jungscharmesse oder bei einem Fest aufhängen, und auch auf Jungscharlager kann es mitgenommen werden.
  • Individuelle Blumentöpfe bringen Farbe in die Pfarre - egal ob drinnen oder draußen. Dafür könnt ihr Keramiktöpfe, große Metalldosen (beispielsweise von Frittieröl) oder Plastikbehälter umfunktionieren und mit Plakatmalfarbe oder Acryl bemalen.
  • Wenn ihr noch mehr Platz habt, könnt ihr sogar ein Hochbeet anlegen und dieses bunt verzieren. Viele Kräuter wachsen den ganzen Winter hindurch und können auch im Herbst zum Jungschar-Start eingesetzt werden.
  • Einfach zu bekommen und voll im Trend sind Paletten - mit der Hilfe von fachkundigen Eltern und dem richtigen Werkzeug könnt ihr so eine tolle Sitzgelegenheit bauen. Auch diese bekommt mit bunter Farbe ein ganz besonderes Aussehen.

Katrin Herret und Hannah Pöder

kumquat "Platz da!" 2/2021