Wie clever ist Fair Trade?

Einige Überlegungen dazu, ob man es in der Jungschar schaffen kann, auch mit wenig Budget qualitätsvolle Produkte überlegt einzukaufen.

Letzte Woche beim Lagerfeuer, beim Einkaufen für die eine Besprechung…

Es gibt fast unzählige Gelegenheiten, in denen es um Entscheidungen dieser Art geht: Kaufe ich Plastikbecher oder verwende ich Gläser, die ich nachher abwaschen muss? Nehme ich im Supermarkt den billigeren Orangensaft oder kaufe ich den etwas teureren fair gehandelten Orangensaft? Welchen Kaffee verwende ich beim Pfarrcafe?

Warum nachdenken

In der Jungschar geht es unter anderem auch darum, den Kindern Möglichkeiten aufzuzeigen, wie eine Welt möglich ist, in der es allen (z.B. auch den Menschen in der 3. Welt) gut geht. Wenn man Nachrichten hört bzw. Zeitung liest entsteht leicht der Eindruck, dass es nicht möglich ist, etwas zu verändern. Aber auch kleine Beiträge sind wichtig und deswegen findest du in diesem Artikel einige Anregungen. 

Der faire Handel

Klarerweise sind Fair Trade-Produkte nicht so billig, wie die Billig-Produkte im Supermarkt, aber sie werden fair gehandelt. Mit dem Siegel, das diese Produkte haben, wird den Konsument/innen versichert, dass das Produkt unter anderem direkt von den Produzent/innen zu einem Fixpreis, der über dem Welthandelspreis liegt, bezogen wird. Auch der Aufbau von langfristigen Handelsbeziehungen, Förderung eines umweltverträglichen Anbaus und ein Verbot von Zwangs- und Kinderarbeit sind Teil der Bedingungen. Beim nächsten Pfarrcafe könntet ihr euch also durchaus überlegen, fairen Kaffe zu verwenden und fair gehandelte Schokolade oder andere Produkte zu verkaufen. Infos dazu findest du auch auf der Homepage www.fairtrade.at.

Es gibt auch andere Möglichkeiten als den Supermarkt

Auf Lager zum Beispiel könnte man, wenn Fleisch am Speiseplan steht, dieses nicht im Supermarkt kaufen, sondern bei einem kleinen Fleischhauer im nahe gelegenen Dorf oder direkt beim Bauern. Genauso die Milch oder die Semmeln. Es wäre eine Möglichkeit, die Bauern oder kleineren Betriebe zu unterstützen, indem man bei ihnen einkauft und nicht nur billig im Supermarkt einkaufen geht. Auf diesem Weg weiß man dann auch ganz genau, woher die Produkte kommen, die verwendet werden. Ein anderer Aspekt wäre noch, dass man bei dieser Variante sicher Produkte aus Österreich bekommt und nicht etwa Produkte, die schon einen langen Transportweg hinter sich haben z.B. Erdbeeren aus Spanien statt aus dem sehr nahen Burgenland.

Weniger ist mehr

Eine andere Möglichkeit ist die Nachspeise, die Kinder auf Lager bekommen, bei einem Weltladen zu beziehen und dort auch gleich Reis, Gewürze, etc. kaufen. Man könnte z.B. statt jeden Tag Nachspeise nur jeden zweiten Tag Schokolade (aber fair gehandelte) den Kindern auf Lager geben oder doch jeden Tag aber dafür weniger (keine ganze Tafel Schokolade alleine, sondern zwei Kindern können sich eine teilen). Man könnte sich ganz konkret anschauen, wo man während des Jahres und am Lager sparen kann (z.B. indem man eher weniger kauft und nicht so viel wegschmeißt,....). Also nach dem Prinzip: lieber weniger, dafür qualitätsvoll!

Rund um das Essen

Weiters ist es auch so, dass durch das Verwenden von Wegwerfprodukten wie z.B. Pappteller oder Plastikbecher unsere ohnehin schon riesigen Müllberge noch mehr anwachsen. Man könnte auch bunte Hartplastikbecher verwenden, denn die kann man abwaschen und öfter verwenden und genauso Porzellangeschirr, das man wieder verwenden kann. Das ist zwar beim Einkauf teurer, spart aber dann Geld, weil die oftmalige Verwendung nicht mehr kostet.

Das leidige Thema: das Geld!

Natürlich stellt sich bei der Jungschar aber oft die Frage, wie und woher man Geld für teurere Bio- und/oder Fair Trade-Produkte nehmen soll. Auf der anderen Seite ist es aber eine wichtige und gute Sache und allein der Gedanken, dass wenn 10 Menschen in Österreich beginnen, fair gehandelten Kaffee zu trinken, sie damit einer Familie in einem Land der „Dritten Welt“ den Lebensunterhalt finanzieren, ist schon wert sich ernsthafte Gedanken darüber zu machen. Dann ist es eine Möglichkeit, klein anzufangen z.B. indem z.B. Tee und Kaffee Fairtrade sind. Stellt sich dann heraus, dass das gut möglich war, kann das ja ausgebaut werden. Nicht ganz oder gar nicht, sondern auch ein bisschen ist in diesem Fall gut möglich.
Ideen zur Finanzierung eines „fairen Lagers“ findest du hier...

Information für alle

Außerdem glaube ich, dass es wichtig ist, den Prozess und die Überlegungen, warum wir in der Jungschar zu Bio-Produkten, fair gehandelten Waren,... greifen, den Eltern und den Kinder auch zu erklären. Z. B. kann man in die Ausschreibung zum Lager die Eltern gezielt darum bitten, mehr als den angegeben Lagerbeitrag zu zahlen (also quasi eine „Spende“ dazuzugeben), weil es uns in der Jungschar wichtig ist, eben diese Produkte zu verwenden, obwohl sie teurer sind. Bei Pfarrcafes kann man z.B. ein Plakat mit Informationen über fairen Handel bzw. vielleicht sogar eine Ausstellung zu dem Thema machen und so erklären, warum wir diese Produkte verwenden. Mit den Kindern können wir Gruppenstunden gestalten, mit ihnen einmal in einen Weltladen gehen,... Oder auf Lager immer gezielt darauf hinweisen, dass es z.B. zu den Schnitzeln den fair gehandelten Reis gibt, als Nachspeise eine faire Schokolade, die Milch und das Fleisch vom Bauern gegenüber sind und die Semmeln nicht von einer Maschine im Supermarkt gemacht wurden, sondern vom Bäcker aus dem Dorf...

Mittlerweile gibt es zahlreiche Weltläden (wo genau findest du z.B. im Internet unter www.weltladen.at) in größeren und kleineren Städten und fast jeder Supermarkt bietet zumindest ein paar Fair Trade Produkte an. Es ist also nicht mehr so, dass es etwas „Exotisches“ ist, wenn man diese oder ähnliche Produkte kauft -  es ist einfach eine Möglichkeit, ein Zeichen zu setzen bzw. einen kleinen Beitrag zu leisten, damit eine bessere Welt möglich ist.

Ena Vichytil