Die Lagerapotheke

Ein kurzer Artikel kann klarerweise keinen Erste Hilfe Kurs ersetzen. Es ist unerlässlich, dass mindestens zwei Mitglieder des Leitungsteams einen intensiven Erste Hilfe Kurs absolviert haben (wird meist von Rettungsorganisationen angeboten) und vor dem Lager ihre Unterlagen noch einmal durchgesehen haben und auch mitnehmen. Dies ist nur eine kleine Erinnerung an manche Richtlinien.

Alle sollten wissen, wer „Lagermedicus“ ist, der/die dann auch bei Schmerzen, Unwohlsein, Verletzungen und Krankheiten erste Ansprechperson ist, gegebenenfalls Kontakt zu einem Arzt/einer Ärztin aufnimmt, kleinere Wunden verbindet usw.

Neben dem Telephon sollten einige Nummern notiert sein:

  • praktische/r Arzt/Ärztin
  • Krankenhaus
  • Rettung
  • Vergiftungszentrale: 01/406 43 43

Es sollte unbedingt übersichtliche Listen geben, aus denen hervorgeht,

  • wer worauf allergisch ist und wie er/sie reagiert.
  • wer die Zeckenimpfung hat.
  • wer wann welche Medikamente nehmen muss (auch hier sollte immer ein/e GL/in mitdenken).
  • Telephonnummern der Eltern/Erziehungsberechtigten

Wunden

Kleine Wunden gehören gereinigt z.B. mit Betaisodona Lösung und hinter einem Pflaster versteckt. Tiefere Verletzungen müssen einem Arzt/einer Ärztin gezeigt werden, vor allem wenn sie sich über Gelenken und an den Fingern befinden. Stark blutende Wunden werden fest zugehalten und provisorisch mit sterilen Verbänden versorgt. Im allgemeinen sind Kinder bei uns gegen Tetanus geimpft, der bei jeder offenen Wunde gefährlich werden kann, bei Gruppenleiter/innen kann man sich nicht mehr darauf verlassen.

Verbrennungen

Eine verbrannte Stelle soll ca. 15 Minuten unter fließendem kalten Wasser gekühlt werden. Sonst darf nichts darauf kommen, vor Hausmitteln muss man sich hier hüten. Sollte doch eine Blase entstehen, soll sie nicht geöffnet und von einem Arzt/einer Ärztin weiter versorgt werden.

Angeschlagene Knochen und verrenkte Gelenke

Wenn´s nur ein bißchen weh tut, hilft eine kühlende Salbe wie zum Beispiel Traumeel (mit homöopathischen Wirkstoffen). Auch das Anlegen einer elastischen Binde kann manchmal angenehm sein. Wenn die Bewegung eines Gelenks schmerzt oder keine Belastung einer Extremität möglich ist, sollte diese ruhig gestellt und einem Arzt/einer Ärztin gezeigt werden. Wenn jemand auf den Kopf gestürzt ist und über Kopfweh oder Übelkeit klagt und sich nicht selber an den Sturz erinnern kann, muss er/sie sofort ins Spital.

Zecken

Zecken werden mit einer Zeckenzange bzw. Pinzette gegen den Uhrzeigersinn aus der Haut gedreht (vom Ersticken des Zecks mit Ölen oder Cremen wird abgeraten!). Personen, die noch nie eine Zeckenimpfung erhalten haben werden nicht geimpft. Da kann man nur zuwarten. Bei bereits geimpften Personen hängt die Frage einer Auffrischungsimpfung davon ab wie oft und wann zuletzt die Person geimpft wurde. Der Arzt/Die Ärztin muss an Hand dieser Informationen dann pro oder contra Impfung entscheiden. Wenn innerhalb von wenigen Tagen um die Bissstelle ein roter Fleck oder Ring entsteht, sollte man dringend zum Arzt/zur Ärztin gehen - das kann ein Hinweis für eine Krankheit sein (Borreliose), gegen die man durch die Impfung nicht geschützt ist.

Insektenstiche und Sonnenbrand

Kühlende Salben wirken gegen den Juckreiz. Auf Bienen- oder Wespenstichen kann eine angeschnittene Zwiebel angenehm sein, auch Kühlung mit Eis bewährt sich. Wer schon einmal allergisch reagiert hat, sollte je nach den erwarteten Reaktionen möglichst vor Auftreten von Schwierigkeiten zum Arzt/zur Ärztin gebracht werden. Bei nachgewiesener schwerer Bienen – oder Wespengiftallergie sollte bei Auftreten von allergischen Symptomen die nicht nur lokal begrenzt sind unverzüglich der (hoffentlich!) vom Patienten/von der Patientin mitgeführte Adrenalin – Autoinjektor (z.B. Anapen oder Epipen) angewendet werden. Zu einem Sonnenbrand sollte es gar nicht erst kommen, weil eh immer alle Kinder mit ausreichendem Sonnenschutzfaktor geschützt sind. Daran müssen Gruppenleiterinnen denken! Sollte doch eine Rötung auftreten, ist wieder Kühlung angesagt und der Schutz nachher um so wichtiger. Gegen die Sonne sollten auch Kopfbedeckungen empfohlen werden. Gegen den Sonnenstich (Kopfweh, ev. Fieber und Erbrechen) hilft dann nur noch das Bett.

Kollaps

Häufig ist durch das Umfallen das Problem schon wieder behoben. Zusätzlich Beine hochlagern. Der Hitzekollaps läßt sich durch ausreichendes Trinken meist verhindern.

Nasenbluten

Kopf nach vorne und kaltes nasses Tuch in den Nacken.

Krankheiten

Die Behandlung von Krankheiten ist immer Aufgabe des Arztes/der Ärztin. Erwachsene können selber entscheiden, ob sie Medikamente nehmen. Kindern dürfen Medikamente nur vom Arzt/von der Ärztin verabreicht werden. 
Manchmal treten allerdings Krankheiten auf, die man kurzzeitig wohl ohne medizinische Unterstützung betreuen kann, wobei ich natürlich raten muss, im Zweifelsfall oder, wenn’s nach einem Tag nicht wieder gut ist, den Arzt/die Ärztin zu konsultieren

Einmaliges Erbrechen oder Übelkeit

Trost spenden, Ruhe, Tee und Zwieback, gesalzene klare Suppe anbieten, in schwereren Fällen eventuell auch eine Normolyt-Lösung, aber nicht aufdrängen. Es muss nur darauf geachtet werden, dass kranke Kinder genug trinken, vor allem bei gleichzeitigem Durchfall.

Fieber

Ab ins Bett. Zum Fiebersenken können Essigpatscherl angelegt werden, allerdings nur, wenn die Beine genauso heiß sind wie der restliche Körper. Mehr als 38,5°C oder länger als ein Abend lang Fieber sind schon wieder ein Fall für den Arzt/die Ärztin. Nach dem Fieber ist es angenehm, in einem frischen Bettzeug liegen zu können, es sollte also immer ein bißchen Reservebettwäsche aufs Lager mitgenommen werden.

Bauchweh

Oft erzählt ein Kind nur vom Bauchweh, wenn es Durchfall oder Verstopfung hat. Also sollte immer danach gefragt werden, wenn ein Kind krank ist. Oft verschafft ein warmer Thermophor Linderung. Bei Verstopfung viel trinken und Obst und Gemüse essen. Bei Durchfall muss ein Kind ebenfalls viel trinken. Tut’s rechts unten im Bauch weh, kann auch der entzündete Blinddarm dahinterstecken.

Schnupfen, Husten, Halsweh

Lutschen ölt die Kehle und tut gut. Im allgemeinen geht ‘s von selber wieder vorbei. Bei Husten kann Inhalieren mit Salzwasser angenehm sein. Bei Fieber zum Arzt/zur Ärztin.

Heimweh

Ist zwar keine Krankheit, muss aber genauso intensiv betreut werden und zeigt sich oft als kleine Krankheit, die wiederum ernst genommen werden muss.

Was in die Lagerapotheke gehört ...

 

  • großer Auto-Erste-Hilfe-Kasten oder steriles Verbandsmaterial, Alutex und Dreieckstücher
  • Taschenlampe
  • Uhr mit Sekundenzeiger für Puls
  • Pflaster und Schere
  • Betaisodona (o.ä.) Lösung und Salbe; desinfizierend
  • Pinzette
  • Sicherheitsnadeln zum Entfernen von Schiefern
  • Elastische Binden
  • Leukoplast
  • Vaseline
  • Sonnencreme
  • Traumeel (o.ä.); kühlend
  • Euceta (o.ä.); bei Insektenstich, Sonnenbrand, Verstauchung; wirkt kühlend
  • Autan (o.ä.); vorbeugend gegen Insektenbelästigung
  • 2 Fieberthermometer, wenn möglich ohne Quecksilber (z.B. schnellmessende elektronische)
  • Thermophor
  • Bettzeug
  • Damenbinden
  • Schwarztee
  • Kamillentee
  • Normolyt-Lösung
  • Zwieback
  • Hustensaft
  • Hustenzuckerl
  • Nasentropfen
  • Nureflex-Saft oder Nurofen-Tabletten gegen Fieber und/oder Schmerzen (kein Aspirin für Kinder bis 18 Jahre!), Ersatz: Mexalen
  • ev. Buscopan gegen Regelschmerzen
  • Visadron Augentropfen

Dr. Univ. med. Veronika Wicke
Dr. F.Stefan Pelzl, FA für Kinder- und Jugendheilkunde

Schwimmen gehen

Kein Kind darf ohne Aufsichtsperson schwimmen gehen, und sei es ein noch so kleiner Pool.

Auf die Zusicherung der Eltern “Mein Kind kann eh schwimmen.” darf man sich nicht verlassen, selbst wenn diese Zusage schriftlich gemacht wurde.

Zwischen Mahlzeiten und Baden gehen sollte man ein Stündchen verstreichen lassen.

Weiters sollte man darauf achten, daß alle Kinder sich mit Sonnencremé einölen, ev. Kapperln tragen und nicht zu lange in der Sonne sind.