Nur keine Panik
Erste Hilfe Maßnahmen am Lager!
Erste Hilfe – da kenn ich mich doch nicht aus?!
Auf Jungscharlagern kommt es immer wieder zu kleineren und größeren Unfällen oder Verletzungen. Es ist unmöglich immer und überall die Augen offen zu halten, um Kinder vor körperlichen Schäden zu schützen. Aber wir können versuchen, wenn es zu solchen Situationen kommt, gewisse Maßnahmen zu beachten, die einen positiven Verlauf begünstigen.
Jede Notfallsituation bei Kindern ist eine außergewöhnliche Belastung: Man möchte helfen, aber auch nichts falsch machen. Aus dieser Angst heraus trauen sich viele keine Hilfeleistung zu. So geht jedoch kostbare Zeit verloren und es können im Ernstfall Folgeschäden oder andere Notfallsituationen entstehen.
Erste-Hilfe-Maßnahmen beim Kind sind nicht schwer zu erlernen und man kann sie im Notfall rasch durchführen. Am wichtigsten ist, dass man im entscheidenden Moment Ruhe bewahrt und mit gesundem Menschenverstand handelt. Voraussetzung dafür ist, dass man sich bereits vorher mit den wichtigsten Grundlagen der Notfallbehandlung bei Kindern beschäftigt. Notfälle im Kindesalter haben oft andere Ursachen als Unfälle bei Erwachsenen und auch die Behandlung muss diesem Alter angepasst sein.
Vorbereitungen zu Beginn des Lagers:
- Verbandkasten organisieren bzw. auffüllen
- E-Cards griffbereit haben
- Telefonnummern der Eltern organisieren
- Notrufnummern und Telefonnummern der nächstgelegenen Ärzte aufschreiben
- Standort des nächsten Krankenhauses wissen
- Medikamente, Allergien, Impfungen der Kinder überprüfen
Alltag/Wanderungen am Lager:
- Einen Verantwortlichen für die Erste Hilfe, „Lagermedicus“, bestimmen, der sich damit auskennt, einen Führerschien hat und den Weg ins Krankenhaus weiß
- Handys mitnehmen die Empfang und Akku haben
- Erste-Hilfe-Packerl mitnehmen
Eine wichtige Rolle bei der raschen Versorgung spielt die Lagerapotheke. Am besten besorgt man sich einen Autoverbandkasten und fügt diesem noch
- Desinfektionsmittel,
- elastische Binden, Leukoplast, Blasenpflaster
- Pinzette,
- Zeckenzange und
- digitales Fieberthermometer hinzu.
Bezüglich Medikamenten wie
- fiebersenkende Mittel,
- Nasentropfen,
- Hustensaft,
- Gel gegen Insektenstiche oder Wund- und Heilsalbe,
Diese dürfen nur von Ärzt/innen verordnet werden. Nur wenn das passiert ist, dürfen sie Kindern verabreicht werden!
Weiters sollten auf jeden Fall gewöhnliche Hilfs- und Hausmittel vorhanden sein:
- Thermophor
- Sonnencreme, Vaseline
- Damenbinden, ev. Tampons
- Schwarz- und Kamillentee
- Soletti, Zwieback
- Hustenzuckerl
Diese Liste könnte man endlos weiterführen, daher sollte jeder Lagermedicus für sich selbst überlegen, was am Lager immer am Nötigsten gebraucht wird.
Weiters sollten alle Lagerteilnehmer/innen wissen, wer „Lagermedicus“ ist, der dann auch für die Ausgabe und Übersicht von Medikamenten zuständig ist und den Weg ins Spital oder zum nächstgelegenen Arzt wissen muss.
Einige wichtige Nummern sollten bekannt bzw. notiert sein:
- Praktische/r Arzt/Ärztin
- Krankenhaus
- Rettung
- Vergiftungszentrale: 01/406 43 43
Es sollte unbedingt übersichtliche Listen geben, aus denen hervorgeht,
- wer worauf allergisch ist und wie die-/derjenige reagiert
- wer zeckengeimpft ist
- wer wann welche Medikamente einzunehmen hat (auch hier soll der/die Gruppenleiter/in wissen, warum das Medikament eingenommen wird, wie und wann es eingenommen werden soll)
- Telefonnummer der Eltern
Bei häufig auftretenden Krankheiten, sind folgende Maßnahmen generell zu beachten:
- Immer die Eltern verständigen, wenn das Kind krank ist
- Keine Medikamente ohne Zustimmung verabreichen
- Wenn der Zustand des Kindes schlechter wird, zum Arzt fahren
- Immer zum Arzt fahren wenn man sich unsicher ist
Hier sind einige nützliche Tipps, um häufig auftretenden Beschwerden zu mindern:
- Bauchschmerzen: Tee, warme Suppe, ev. Beine hochlagern, um Bauchdecke zu entspannen
- Durchfall: ausreichend Flüssigkeitszufuhr (gezuckerter Kräutertee, Suppe), Stopfendes (Weißbrot, Zwieback, Banane)
- Übelkeit/Erbrechen: Tee, VORSICHT mit Essen und Trinken, entspannte Lagerung, frische Luft
- Fieber: regelmäßige Temperatur kontrollieren (mit dem gleichen Thermometer, an der gleichen Stelle), ausreichend Flüssigkeitszufuhr, physikalische Maßnahmen wie Essigpatscherl
- Nasenbluten: mit nach vorne gebeugtem Oberkörper sitzen und die Stirn in die Hände stützen; feuchtkalte Tücher in den Nacken und auf die Stirn legen. Wenn das Nasenbluten aufgehört hat, soll sich das Kind in den nächsten Stunden nicht schnäuzen.
- Sonnenbrand: kein Joghurt, Topfen usw., in den Schatten, kühle Kompressen
- Sonnenstich: Schatten, Kopfbedeckung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr
- Zeckenbiss: Bei Ungeimpften oder Rötung um Bissstelle -> Zum Arzt fahren!
- Richtiges Entfernen: Zecke mit Zeckenzange lockern, Zecke herausdrehen ohne Körper zusammenzupressen; Keinen Kleber, Speichel, kein Öl verwenden
Das Motto sollte lauten: besser Vorsicht als Nachsicht!
Das sind ganz schön viele Dinge, an die man bei der Vorbereitung und Durchführung eines Lagers denken muss. Allerdings ist es auch wirklich notwendig, auf alle Eventualitäten gut vorbereitet zu sein. Falls ihr euch bei der einen oder anderen Krankheit/Verletzung mit der Behandlung nicht sicher seid, ist es immer besser mit dem Arzt oder den Eltern zu telefonieren, auf eine Besserung zu hoffen. Dafür werden euch nicht nur die Eltern, sondern vor allem auch die Kinder dankbar sein, sollten es ernsthafte Krankheiten/Verletzungen sein.
Zum Schluss möchte ich dir noch einmal Mut machen, in jeder Situation zumindest irgendwie zu handeln und zu versuchen, deinen Kindern zu helfen. Falsch macht man nur dann etwas, wenn man gar nicht handelt!
Franzi Traxler
[aus dem kumquat "autsch!" 3/2010]