Hilfe, meine Kinder nerven!

Vera und Julian streiten noch immer darüber, wer bei der Mathe-Schularbeit von wem abgeschrieben hat. "In der heutigen Gruppenstunde wollen wir...", setzt du an. Janina, Sarah und Klaus fetzen die Pölster der Sitzgarnitur durch den Raum. Plötzlich bist du von der Genialität deiner Gruppenstundenvorbereitung nicht mehr so überzeugt wie am Weg zur Pfarre, aber du versuchst es noch mal: "Für heute habe ich..." - Vera und Julian unterbrechen dich mit ohrenbetäubendem Geschrei. Dann meldet sich auch noch Georg, der fast nie etwas sagt: "Können wir dann hinaus spielen gehen?"

Solche Situationen kennt wohl jede/r von uns aus eigener Erfahrung. Die Kinder schimpfen und streiten viel, sie toben durch den Raum und sind kaum zu beruhigen. Deine Gruppenstundenvorbereitung hören sie sich nicht einmal an, und du fragst dich, warum du dir die Arbeit überhaupt antust. Du fühlst dich nicht ernst genommen und weißt nicht mehr weiter.

Das muss sich ändern!

Schließlich soll die Jungschargruppe ein Miteinander ermöglichen, das für alle Beteiligten angenehm ist - und das gilt auch für dich! Die Tatsache, dass du die Jungschararbeit freiwillig und für die Kinder machst heißt nicht, dass sie auf deine Kosten gehen darf. Dein Engagement soll dir ja Spaß machen!
Szenen wie die oben beschriebene werden sich immer wieder ergeben. Vielleicht hatten deine Kinder am Vormittag eine anstrengende Schularbeit und sie müssen sich schlichtweg austoben. Dann kann allen schon geholfen sein, wenn du die inhaltliche Gruppenstunde auf nächste Woche verschiebst und ihr stattdessen in den Hof spielen geht. Wenn sich solch stressige Situationen jedoch öfters wiederholen, solltest du der Sache auf den Grund gehen.

Aber wie?

Überleg dir in einer ruhigen Minute - nicht gleich im Anschluss an die Gruppenstunde, die dich so geschafft hat - die Ursachen und Begleitumstände. Wenn ihr die Gruppe zu zweit leitet, solltet ihr euch Zeit nehmen, eure Sicht der Dinge auszutauschen. Überlegt euch, in welchen Situationen ihr das Gefühl habt, dass euch die Kinder über den Kopf wachsen. Die wichtigste Frage dabei ist "Warum?". Wenn du das Verhalten deiner Kinder verstehst und über deine Rolle als Gruppenleiter/in nachgedacht hast, kannst du viel eher angemessen reagieren, das Verstehen ist schon ein großer Schritt. Wenn du deine Gruppe alleine leitest, könntest du dir für diesen Schritt eine/n nette/n Gesprächspartner/in suchen, vielleicht jemanden aus der Gruppenleiter/innenrunde? Zu zweit sieht man manchmal Dinge, die alleine einfach nicht auffallen.

Wenn dich die Arbeit mit deiner Gruppe nervt, so kann das viele unterschiedliche Gründe haben. In der Folge findest du einige Tipps, die dir hilfreich sein könnten.

Kleinigkeiten, die helfen

Manches Problem lässt sich lösen, indem du die Gruppenstundenplanung veränderst: wenn deine Kinder etwa gerade in einer Phase sind, in der sie kaum zwei Minuten ruhig sitzen können, plane doch für die nächsten Wochen einige Spielaktionen ein, bei denen sie sich austoben können.
Auch von äußeren Bedingungen kann viel abhängen. Sarah und Klaus nützen jede Gelegenheit zu einer Polsterschlacht? Bevor du dir jede Woche den Mund fusselig redest, räume einfach vor der nächsten Stunde die Pölster weg.

Mühsame Gewohnheiten

Oft sind es auch festgefahrene Gewohnheiten, die uns als Gruppenleiter/innen regelmäßig Energie kosten. Zum Beispiel: Deine Kinder raufen jede Woche vor der Gruppenstunde auf dem Kirchenplatz. Du hast schon mit ihnen darüber geredet und sie gebeten, nicht mehr zu raufen, doch das hat nicht geholfen. Du hast sogar die Vermutung, dass der Grund für die Raufereien nicht ein Konflikt ist, sondern es ist schlichtweg zu einer Art Einstiegs-Ritual geworden, vor der Gruppenstunde zu raufen. Versuche, solche Gewohnheiten durch andere zu ersetzen: empfange die Kinder nächste Woche schon mit dem Ball in der Hand auf dem Vorplatz, um gemeinsam zu spielen.

d´rüber reden

Viele Probleme in der Gruppe wirst du nur mit den Kindern gemeinsam lösen können: mach es zum Thema der Gruppenstunde, wenn du das Gefühl hast, das passt. Du kannst dabei ansprechen, was dich stört, und auch die Kinder kommen zu Wort, und eine gemeinsame Lösung wird viel eher von allen akzeptiert werden, als wenn du Vorschriften machst.

Grenzen setzen

Kinder wollen wissen, woran sie bei dir sind und wie weit sie gehen können. Sie möchten sehen, wie du reagierst. Das ist ein natürlicher Prozess, in dem sie ihre Grenzen ausloten und nicht zuletzt: in dem sie dich besser kennen lernen. Es ist also wichtig, dass du deine Position den Kindern gegenüber klar machst, etwa wenn dich etwas ärgert. Wichtig ist, dass du dabei immer sachlich bleibst und niemals die Person des Kindes, sondern sein Verhalten kritisierst. Sie sollen immer wissen, dass du sie magst und schätzt, aber das, was sie gerade tun oder getan haben, nicht gut findest.

Wichtig ist in jedem Fall, dir in Ruhe und rechtzeitig zu überlegen, wie du dich in solchen Situationen verhalten möchtest. In der Stress-Situation sofort die richtige Antwort oder Lösung parat zu haben ist schwierig, denn unter Druck handeln wir meist unüberlegt und lassen Dampf ab - das führt aber sicher nicht zu einer Entspannung der Lage.

Hilfe

Bevor dir ein Kind oder deine Gruppe über den Kopf wächst und wenn du gern Anregungen möchtest, hol dir Hilfe von außen. Vielleicht hilft dir ein Gespräch mit der Gruppenleiter/innenrunde bei der nächsten Besprechung, oder du suchst dir eine einzelne Person deines Vertrauens. Neben konkreten Ideen, die dabei auftauchen können, hilft oft schon das d'rüber Reden. Und last, but not least: wir von der Diözesanleitung sind gerne für dich da. Ein Gespräch mit einer kompetenten Person aus dem Jungscharbüro, oder ein Pfarrbesuch zum Thema "Schwierige Kinder", wenn du mit einzelnen Kindern Schwierigkeiten hast - lass es uns wissen, wenn wir dir helfen können!

Es ist normal!

Mach dir keine zu großen Sorgen, wenn in deiner Jungschararbeit mal etwas nicht so klappt, wie du es dir vorgestellt hast. Jede/r von uns ist gelegentlich genervt und ausgelaugt, und die Arbeit mit Kindern ist nun mal eine große Herausforderung. Manche Probleme lassen sich recht leicht verändern, wenn man sie erkannt hat, anderes dauert länger, funktioniert dafür aber umso nachhaltiger. Gib nicht zu schnell auf, wenn dich etwas stört, manchmal musst du wahrscheinlich Verschiedenes probieren, bevor du die Lösung findest.
Zu guter Letzt: Wenn du zurückblickst, gönne dir deine Erfolge - viel zu oft bemerken wir nur die negativen Seiten und übersehen dabei die Dinge, die sich verbessert haben, die vielen Fortschritte, die uns schon gelungen sind.

Martin Lacroix
Christine Anhammer