"Sag, wie ist das mit Gott? Kann man mit dem reden, wenn man in den Himmel kommt?" "Du, wo war ich eigentlich, als ich noch nicht geboren war?" "Wenn mein Meerschweinchen stirbt, kommt es dann auch in den Himmel?" "Wo ist Gott eigentlich, wenn auf der Welt so arge Sachen wie Kriege passieren?"
Wahrscheinlich kommen dir solche Sätze bekannt vor - solche oder ähnliche Fragen stellen sich Kindern, wenn sie sich über "Gott & die Welt" Gedanken machen.
Vielleicht hast du dich beim Lesen gefragt, was du auf die eine oder andere Frage antworten würdest. Vielleicht ist dir auf ein oder die andere Frage auch keine für dich passende Antwort eingefallen. Wenn Kinder mit solchen Fragen zu dir kommen, dann erwarten sie sich in den seltensten Fällen eine hoch-theologische Auseinandersetzung mit dem Thema oder, eine Antwort von dir auf dem Tablett serviert zu bekommen. Sehr wahrscheinlich geht es ihnen viel mehr darum, sich mit jemandem auf die Suche nach Antworten auf diese spannenden Fragen zu begeben - und zwar ganz bewusst mit einer Person wie dir, die sie schätzen und von der sie wissen, dass sie ihnen und ihren Fragen offen begegnet. Deshalb ist es wichtig, gerade auch bei Themen, die sich rund um Religion drehen, den Kindern ehrlich und echt zu antworten: Erzähl, was du glaubst und was du nicht glaubst. Erzähl, was dir dein Glaube in deinem Leben ganz konkret bedeutet und womit du nicht viel anfangen kannst... Erzähl von deinen schönen und schlechten Erfahrungen mit der Religion. Das Christentum war und ist immer auch eine Erzählgemeinschaft, die ganz wesentlich davon lebt, dass Menschen einander Dinge erzählen!
Hab keine Sorge, wenn du auf eine Frage der Kinder stößt, die du nicht beantworten kannst. Kinder suchen Menschen, die sie ernst nehmen und dazu gehört auch, offen zu sagen, wenn du auf Fragen selbst keine Antworten oder Zweifel hast, wie die Dinge sind. Was Kinder sicher nicht brauchen, sind Menschen, die vorgeben, perfekt zu sein und auf alles gleich eine Antwort haben!
Spannend ist, dass diese Fragen, die sich rund um "Gott & die Welt" drehen, ja oft ganz "zufällig" und "beiläufig" auftauchen. Oft dann, wenn es gar nicht direkt um Religiöses geht. Dass der Glaube der Kinder bestärkt wird oder etwas in ihnen zum Schwingen gebracht wird, passiert nicht automatisch dadurch, dass wir mit den Kindern Messe feiern oder in einer Gruppenstunde etwas Besinnliches machen. Religiöse Erfahrungen, Fragen und Erlebnisse haben es so an sich, dass sie nicht planbar sind, sondern oft ganz unvermutet gemacht werden. Zum Beispiel dann, wenn du deine Kinder in ihren Fragen, Wünschen, Sorgen, also in ihrem Leben begleitest und wenn ihr in der Gruppenstunde erlebt, wie es - mal besser, mal schlechter - klappt, miteinander eine Gruppe zu sein.
Oft gerät man in Versuchung, bei einem Gespräch über ein "religiöses" Thema plötzlich eine ganz andere Sprache zu verwenden als bei anderen Themen - und das kann aufgesetzt wirken. Religiös sein, also sich verschiedenste Fragen stellen, wie das so ist mit Gott und den Menschen, ist ein Thema, das zu uns als Menschen dazugehört. Im Er-Leben der Kinder, beim Kennenlernen und Erfahren von Dingen, spielen Spiel, Spaß und Selbst-Entdecken-Können eine ganz wichtige Rolle - und daher auch bei allen religiösen Inhalten & Erfahrungen. Scheu dich daher nicht, auch bei religiösen Gesprächen eine Sprache zu verwenden, die dir liegt!
Fragen offen beantworten, mit vorgefertigten Antworten sparsam sein, vom eigenen Glauben erzählen, Kinder begleiten, religiöse Erfahrungen nicht erzwingen wollen, Freude am Religiösen vermitteln,... ist natürlich nicht nur beim Plaudern mit Kindern wichtig. Das gleiche gilt auch, wenn du mit deinen Kindern in der Gruppenstunde verschiedenste Dinge, die im engeren oder weiteren Sinn religiös sind, machst - eine Stunde zum Thema "Wann ist es wichtig/ nicht wichtig nachzugeben", Stilleübungen, ein Quiz rund um die Kirche, ein Bibel-Rätselralley, das Thema "Frauen in der Bibel", u.v.m.
Also, stress dich nicht, wenn das nächste Mal ein Kind mit einer Frage über "Gott & die Welt" zu dir kommt - es geht nicht so sehr ums Antworten-Geben, als vielmehr ums gemeinsame Fragen-Stellen! Und solche Gespräche können vielleicht manchmal so etwas wie ein kleiner Puzzlestein in der "religiösen Entwicklung" deiner Kinder sein - ganz unvorbereitet und unverhofft!
Andrea Jakoubi & Kathi Wexberg