Bio-logisch?

Umwelt- und Ernährungs-Mythen unter der Lupe

Begriffe wie „bio“ oder „öko“ begleiten uns heute schon ganz selbstverständlich beim täglichen Einkauf. Sie sind zu Schlagworten in Medien, Werbung und unserem Alltag geworden. Früher haben sich „bio“ und „öko“ hauptsächlich auf Lebensmittel beschränkt, doch heute fassen diese Begriffe eine viel weitere Bandbreite, Lebensmittel, Gewand, Möbel sogar Autos und Häuser können unter diese Kategorien fallen. Aber bei solch einem Trend muss man immer darauf achten, dass man dann auch wirklich das bekommt, was man gerne möchte, denn im Irrgarten aus Mythen und Kennzeichnungen kann man sich schnell verirren. Aus diesem Grund haben wir uns einige Legenden rund um „biologisch“, „ökologisch“ und „fair gehandelt“ näher angesehen.

Mythos 1: „Bio ist bio ist bio!“

Das kann zwar so sein, muss es aber nicht. Gerade bei angeblichen Bioprodukten muss man vorsichtig sein. Formulierungen wie „aus naturnahem Anbau“, „aus umweltgerechter Landwirtschaft“ oder „aus kontrolliertem Anbau“ haben nichts mit biologischem Anbau zu tun. Wenn man also bio kaufen will, dann sind das definitiv nicht die richtigen Artikel. Aber falls auf dem Produkt „aus biologischem (oder ökologischem) Anbau“, „aus kontrolliert biologischem Anbau“, „aus biologischer (oder ökologischer) Landwirtschaft“ oder „aus biologischem (oder ökologischem) Landbau“ steht, dann kann man beruhigt zugreifen – biologisch und ökologisch haben hier dieselbe Bedeutung. Außerdem sind „bio“ und „öko“ von der EU gesetzlich geregelte Begriffe und müssen daher gewisse Standards einhalten. Einige dieser sind zum Beispiel, dass Gemüse nicht mit chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln in Berührung kommen darf, dass Saatgut aus biologischer Landwirtschaft stammen muss und dass die Tiere regelmäßigen Auslauf ins Freie und Weidegang haben müssen. Außerdem werden alle Biobetriebe einmal jährlich kontrolliert, ob ihre Landwirtschaft den EU-weiten biologischen Standards entspricht.

Wenn man aber ganz sicher gehen möchte, dass man Bioprodukte einkauft, kann man zusätzlich noch auf die Gütesiegel achten. In Österreich gibt es folgende drei: das AMA-Bio-Zeichen, das Bio-AUSTRIA-Logo und das EU-Bio-Zeichen. Wenn man so ein Gütesiegel auf dem Produkt findet, ist es ganz sicher bio.
(mit Infos von www.bio-austria.at)

Mythos 2:„Was drauf steht, ist auch drin!“

Aber wie auch schon bei den Bioprodukten muss man auch beim Einkauf von Käse, Garnelen und Schinken sehr aufmerksam sein. Schließlich wollen die Produzent/innen den Preis senken um möglichst viel verkaufen zu können. Senkt man aber den Preis, muss man auch bei der Produktion sparen. So wird dann aus dem Käse ein Analogkäse, der nur teilweise bis gar nicht mehr aus Milch besteht, sondern nur noch aus pflanzlichen oder tierischen Fetten. Dieser „Käse“ darf dann aber auch nur als Kunst-Käse, Käse-Ersatz oder Käse-Imitat bezeichnet werden. Allerdings steht das natürlich nirgends groß auf den Produkten drauf, sondern meistens ganz klein.

Aber nicht nur den Käse erwischt eine Welle der Künstlichkeit, auch Garnelen können künstlich hergestellt werden, indem einfach Fischeiweiß in Garnelenformen gepresst wird. So ähnlich funktioniert auch die Zusammensetzung von Formschinken, auch bekannt als Toastschinken. Dieser besteht aus zerkleinerten Fleisch und Fleischresten, außerdem sind auch Bindewegebe, Bindemittel und weitere Zusatzstoffe Zutaten dieses Produktes.

Aber auch ein Vollkornweckerl muss nicht immer nur aus Vollkorn bestehen, oft sind die Weckerl oder Brote bloß bis zu 60 Prozent aus Vollkorn, der Rest sind Weizen und damit sie schön dunkel aussehen, werden sie mit Gerstenmalzsirup versetzt. Und nur weil ein Joghurt Erdbeeren auf seinem Becher abgebildet hat, heißt das noch lange nicht, dass auch wirklich Erdbeeren drinnen sind. Die meisten Fruchtjoghurts werden mit Aromen angereichert und sind niemals mit Obst in Berührung gekommen. Allerdings ist hier anzumerken, dass Aromen grundsätzlich nicht schlecht für den Körper sind, sie sind auch länger haltbar und schmecken bekanntermaßen auch intersiver, allerdings sind oft in diesen Produkten auch Farbstoffe und Geschmacksverstärker beigemengt, die nicht gesund für uns sind. Auch hier fährt man mit Bioprodukten wohl auf der sicheren Seite.
(www.spiegel.de Autorin Susanne Amann)

Mythos 3:„Obst und Gemüse aus Österreich ist immer klimaschonender als importiertes Obst und Gemüse“

Das stimmt zwar, aber nur saisonal betrachtet. Natürlich erzeugen Biotomaten aus der Region im Sommer die wenigsten Schadstoffe und sind nicht mit den importierten Tomaten, besonders wenn sie mit dem Flugzeug kommen, zu vergleichen. Aber im Winter gibt es auch Tomaten aus Österreich, diese kommen dann aus beheizten Glashäusern, und kaum zu glauben aber wahr, dann sind importierte Tomaten auch aus Übersee weniger schädlich für die Umwelt und das Klima als die österreichischen. Natürlich muss hier erwähnt werden, dass es natürlich am klimaschonendsten ist, wenn man sich saisonal ernährt und die Produkte isst, die im Winter bei uns wachsen. Übrigens findet ihr einen interessanten Erfahrungsbericht über saisonale Küche und wie man damit im Alltag zurecht kommt.

Mythos 4:„Plastiksackerl sind billiger“

Herkömmliche Plasticksackerl kosten meist um die 20 Cent, teilweise auch gar nichts. Das wirkt, als wäre es für die Endkonsument/innen sehr billig. Doch für unsere Umwelt kommt das handelsübliche Plastiksackerl sehr teuer. Meist wird ein Plastiksackerl nicht länger als für einen Heimweg verwendet. Ein Plastiksackerl braucht aber bis zu 300 Jahre, um abgebaut zu werden. Wir verwenden also ein Produkt aus Faulheit oder weil es einfach praktisch ist für ungefähr 30 Minuten, um dann unseren Planeten damit hunderte Jahre lang zu belasten. Mittlerweile gibt es aber ein Umdenken. In vielen Ländern sind Plastiksackerl bereits verboten, um sich vor der „weißen Umweltverschmutzung“ (kleine, dünne, weiße Plastiksackerl) zu schützen. Denn oft landen diese nicht im Restmüll, sondern auf den Straßen und in der Landschaft.

Bei manchen Supermärkten gibt es sogar schon 100% biologisch abbaubare Plastiksackerl. Sie kosten nur neun Cent mehr als die üblichen Plastiksackerln und bestehen aus Kartoffelstärke. Auch ein Einkaufkorb oder ein Stoffsackerl sind sicher umweltfreundliche Varianten. Ein Korb kostet je nach Qualität und Design vier bis zehn Euro, ein Sackerl sicher nicht mehr als einen Euro, diese können dann jahrelang verwendet werden. Das kommt sicherlich billiger als jede Woche ein Plastiksackerl zu kaufen.

Mythos 5: „Biosprit ist super für die Umwelt“

Wenn wir Bio lesen, glauben wir, dass wir uns und unserer Umwelt etwas Gutes tun, wenn wir dieses Produkt kaufen. Allerdings stimmt das leider nicht immer. Gerade beim Biosprit ist man schon vielen positiven Vorurteilen aufgesessen. Biosprit hilft nicht, die Klimaerwärmung zu stoppen, ganz im Gegenteil: Er treibt sie sogar voran. Leider muss für die Pflanzen wie Soja, Raps oder Zuckerrohr, aus denen dann Ethanol zur Herstellung von Biosprit  produziert werden, mehr Energie für die Produktion aufgewendet werden, als dann zum Schluss herauskommt, es ist also eine Negativbilanz. Außerdem braucht man ca. 3600 Liter Wasser für einen Liter Biosprit. Aber nicht nur die Natur leidet unter den Folgen dieser Wirtschaft, auch die Menschen fühlen die Auswirkungen dieser neuen Technologie immer stärker. In Ländern wir Brasilien müssen die Arbeiter/innen unzählige Kilos von Zuckerrohr täglich von Hand schneiden und bekommen dafür einen Hungerlohn, und von diesem wird es immer schwieriger, sich etwas zu essen zu kaufen. Da Nahrung als Treibstoff gebraucht wird, sind die Lebensmittelpreise für z.B. Mais oder Bohnen in kürzester Zeit über 600 Prozent gestiegen. Biosprit ist also keine gute Alternative zu den herkömmlichen Erdölprodukten. Die wohl klima- und menschenfreundlichste Lösung ist, immer oder zumindest soweit es möglich ist, auf öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad umzusteigen.
(Infos: „sol – Zeitschrift für Solidarität, Ökologie und Lebensstil“, Artikel „Unseren täglichen Agrosprit gib uns heute – bitte nicht!“)

Mythos 6: „Light Produkte machen superschlank“

Wäre es nicht schön, wenn dieser Mythos wirklich stimmen würde? Wäre es nicht schön, wenn wir durch light Produkte immer essen könnten was wir wollen, und dadurch vielleicht auch noch unsere Traumfigur erreichen oder behalten könnten? – Ja klar wäre es das, aber das ist ein Märchen, das uns die Lebensmittelindustrie gerne erzählt. An dieser sagenhaften Geschichte ist nur so gut wie gar nichts dran. Light bedeutet übersetzt leicht, wir wollen unseren Körper nicht unnötig mit Fett, Kalorien oder Zucker belasten, aber nur weil man auf light Produkte umsteigt, heißt das nicht, dass man deshalb gesünder lebt.

Immer wenn man einem Lebensmittel etwas wegnimmt, um es light zu machen, also Zucker oder Fett, dann muss etwas anders hinzu. Das was dem Lebensmittel nun fehlt muss chemisch ersetzt werden. Auch bleibt ein light Produkt nur dann light, wenn man nicht mehr davon isst oder trinkt als von dem normalen Produkt. Künstlichkeit prägt diese Produkte. Besser ist es, biologische Produkte so zu verwenden. Man kann auch „light“ leben ohne zum künstlichen Produkt greifen zu müssen.

Bewusst durch den Supermarkt

Wenn man nun einige dieser Lebensmittelmythen aufgedeckt hat, ist es auch wichtig, sich diese immer wieder ins Bewusstsein zu rufen, besonders beim nächsten Einkauf. Mit einem kritischen Blick und ein bisschen Nachdenken kann man schnell den großen Mythen auf den Grund gehen.

Kathi Bereis mit Ideen von Betti Zelenak

aus dem kumquat "grün" 1/2010