Rund ums Wasser...
Am entwicklungspolitischen Tag 2011 haben wir uns mit unterschiedlichen Aspekten des Themas „Wasser“ auseinandergesetzt. Dieser Artikel zeigt einige dieser Themen auf.
Vom Händewaschen zum unsichtbaren Wasser
Wasser ist für das tägliche Leben von großer Bedeutung. Wir verwenden es jeden Tag von früh bis spät. Wir trinken es und kochen damit. Wir waschen uns, putzen unsere Umgebung und unsere Gebrauchsgegenstände mit Wasser, wir spülen damit unser Klo, bewässern unsere Gärten. In Österreich werden pro Person im Haushalt durchschnittlich 150 Liter Trinkwasser pro Tag verbraucht. In Äthiopien hingegen, liegt der tägliche durchschnittliche Wasserverbrauch bei 13 Litern.
Neben natürlichen, geographischen Bedingungen wie Wüsten- und Trockengebieten, Regen- und Trockenzeiten, das Auftreten von Monsunen gibt es weitere Gründe für diese „Wasserknappheit“: Einiges an Wasser geht durch kaputte Wasserleitungen, undichte Stellen, tropfende Wasserhähne verloren. Andererseits wird übermäßig viel Wasser in Industrie und Landwirtschaft eingesetzt: Alles, was wir essen und benutzen benötigt in der Herstellung Wasser. Für die Produktion eines Din A4-Blattes Papier werden zum Beispiel 10 Liter Wasser verbraucht, für eine Tasse Kaffee 140 Liter. Hinter einem Kilo Fleisch verbergen sich 16.000 Liter Wasser und für die Produktion eines Baumwoll- Shirts werden 2700 Liter Wasser benötigt. Wir importieren also „unsichtbar“ große Wassermengen aus anderen Ländern und es wird davon ausgegangen, dass dies auch in Zukunft so bleiben wird.
Weltweit macht der Wasserverbrauch der Landwirtschaft 70 Prozent und jener der Industrie 20 Prozent aus. Oft verschmutzen die verwendeten Düngemittel und Pestizide das Trinkwasser und es ist dann nicht mehr sauber und nicht benutzbar.
Insgesamt leben rund 1,1 Milliarden Menschen, das ist fast jede fünfte Person auf unserem Planeten, ohne Zugang zu sauberem Wasser. Und mehr als 2,4 Milliarden Menschen sind an keine sanitäre Versorgung angeschlossen.
Recht auf Wasser
Im Jahr 2002 wurde durch den Ausschuss für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte der Vereinten Nationen festgelegt, dass jede/r ein Recht auf ausreichendes, ungefährliches, sicheres, annehmbares, physisch erreichbares und erschwingliches Wasser hat. Konkret heißt das, dass alle Menschen, egal welcher sozialen Gruppe sie sich angehörig fühlen, sich mindestens 20 Liter sauberes Trinkwasser in einem Umkreis von einem Kilometer pro Person und Tag leisten können müssen. Die dafür aufzuwendenden Wasserkosten müssen so leistbar sein, dass andere soziale Rechte – wie das Recht auf Nahrung, Kleidung, Wohnen, ärztliche Versorgung, Bildung, Teilnahme am sozialen und kulturellen Leben – nicht eingeschränkt werden.
Ob 20 Liter wirklich genug sind ist fragwürdig. Die UNO geht eigentlich von einem täglichen Minimum von 40 bis 50 Litern pro Person aus.
Verantwortung und Durchsetzung
Doch wer kümmert sich um die Umsetzung der Rechte? Die Regierungen sind dazu verpflichtet, Mittel einzusetzen, um die Versorgung ihrer Bevölkerung mit Wasser sicherzustellen. Oft fehlt es Staaten an finanziellen Mitteln, unter anderem weil sie stark verschuldet sind.
Immer wieder gab es Versuche, zum Beispiel auf den Philippinen, die Wasserversorgung zu privatisieren. Das bedeutet, dass private Unternehmen sich um die Wasserversorgung der Bevölkerung kümmern. Private Unternehmen handeln zum großen Teil profitorientiert und wollen Gewinne erzielen. Das steht im Widerspruch, Wasser allen Menschen, und vor allem auch Menschen, die von Armut betroffen sind, leistbar zugänglich zu machen.
Durch die Definition der Millenium Development Goals, haben sich alle Länder dazu verpflichtet, bis 2015 die Anzahl der Menschen, die keinen Zugang zu Wasser haben, zu halbieren. Gleichzeitig sind alle Länder völkerrechtlich dazu verpflichtet, internationale Hilfe zur Verfügung zu stellen. Das bedeutet, dass auch Österreich in der Verantwortung steht, andere Staaten bei der Wasserversorgung zu unterstützen. Es gilt, diese Verantwortung einzufordern und umzusetzen!
In der Gruppenstunde gibt es die Möglichkeit, sich mit dem Problem der privaten Wasserversorgung auseinanderzusetzen, sich zu überlegen, ob Wasser ein öffentliches Gut ist und vor Gericht zu treten.
Betti Zelenak
aus dem kumquat "gratis" 2/2011