Warum es nicht wurscht ist, was wir essen

Es braucht Energie.…

Aus Nichts wird Nichts. Jedes zur Ernährung geeignete Element – vom Wasser angefangen – benötigt Energie, bevor wir es essen oder trinken und es dann für unser Leben in Energie umwandeln. Die Energie, die unser Körper benötigt, ist ziemlich gleichbleibend - da haben wir keine Wahlfreiheit. Wird zu wenig Nahrung zugeführt und bleibt also die Energie aus, kommt es zu Erschöpfung, körperlichen Mängeln, Krankheiten und kann im schlimmsten Fall natürlich zum Verhungern bzw. Verdursten führen. Kinder im Wachstum benötigen kurzfristig mehr Energie als andere Menschen. Viele ältere Menschen benötigen nicht mehr so viel Energie. Aber im Grunde brauchen alle Menschen mehr oder weniger gleich viel Energie, um gut leben zu können. Ganz klar ist: Jeder Körper braucht Energie, die ihm großteils eben durch Nahrung zugeführt wird.

Klar ist auch, je regionaler und saisonaler unsere Ernährung ist, desto geringer ist der ökologische Fußabdruck und desto weniger Energie wird für Transport oder Lagerung verbraucht. Aber wie so vieles, ist auch das nicht so einfach!

...und Energie…

Die Produktion von Lebensmitteln benötigt sehr viel Energie: Das beginnt beim Anbau von Obst, Gemüse oder Getreide, außerdem brauchen die Pflanzen Wasser, um zu überleben. Oft werden Dinge an Orten angepflanzt, an denen es eh schon zu wenig Wasser gibt. Es muss also bewässert werden - mit Energieaufwand. Ein Beispiel: Durch den Klimawandel ist es möglich, dass wir Avocados aus Sizilien kaufen können. Dann denken wir klimabewusste Menschen uns natürlich, dass das super toll ist, denn der Transportweg ist viel kürzer. ABER: Avocados brauchen extrem viel Wasser und Sizilien ist - besonders im Sommer - extrem trocken. Wer schon mal in Sizilien war, weiß, dass es dann gilt, Wasser zu sparen. Und gleichzeitig sollen Avocadobäume gegossen werden? Das verstehen wohl alle, das geht sich nicht aus. Andererseits kann es in manchen Situationen aber durchaus sinnvoll sein, Früchte etwa aus wärmeren Regionen Europas zu importieren, statt sie in Österreich in einem beheizten Treibhaus zu ziehen - denn auch das braucht sehr viel Energie. So können Tomaten aus Spanien im Frühjahr energieeffizienter sein, als jene aus Österreich.

Ein weiteres sehr schwieriges und wichtiges Thema ist Fleischkonsum. Gleich vorweg: Wir wollen niemandem vorschreiben, ob und wie viel Fleisch diese Person essen soll. Leider ist unsere globale Fleischproduktion so, dass sie extrem ausbeuterisch ist. Eine durchschnittliche Person in Österreich benötigt mehr Anbaufläche für Pflanzen, die dann „von Tieren gegessen werden“ (nämlich 67%), als für Pflanzen, die sie*er direkt konsumiert. Das ist äußerst ineffizient: Landwirtschaft braucht sehr viel Energie, die Anbauflächen - vor allem die im Ausland - brauchen noch Energie für den Transport, hinzu kommt noch die Verarbeitung in Tierfutter.
Allgemein können wir auch feststellen: Je weniger die Lebensmittel, die wir essen, verarbeitet sind, desto weniger Energie ist in sie geflossen. Wie für sehr viele Aussagen, stimmt auch diese nicht 100 Prozent für alles und jede Situation, aber prinzipiell ist es immer besser, möglichst rohe, unverarbeitete, unverpackte Zutaten zu kaufen und sie dann selbst zu verarbeiten. Die Produktion für weiterverarbeitete Lebensmittel braucht Energie und genauso benötigt es Energie für die Herstellung der Verpackungen.

Im nächsten Schritt kommt die Lagerung als Energiefresserin dazu. Sofort nach dem Abbau müssen Früchte und Gemüse, aber natürlich auch tierische Produkte, wie Fleisch und Fisch, gelagert werden - in den meisten Fällen werden sie gekühlt. Das braucht extrem viel Energie, ganz besonders jene Produkte, die tiefgekühlt werden. Das ist aber bei vielen Produkten unerlässlich, um sie auch nur annährend haltbar zu machen. Ein Beispiel: Kauft man im April einen Apfel aus Österreich, so hat die Lagerung dafür schon mehr Energie gebraucht, als der Transport eines frischen Apfels aus Argentinien gebraucht hätte.

Und das bringt uns nun natürlich noch zum Transport unserer Lebensmittel: Auch dieser bedarf Energie - hier ist es wohl am ersichtlichsten und bekanntesten. Je nachdem, wie diese Dinge nun bis in unsere Küche gelangen, ist dieser Energieverbrauch höher oder niedriger. Kaufen wir Flugobst aus Südostasien, so ist er natürlich enorm viel höher, als wenn wir Obst aus Italien kaufen.

...und Energie - STOP!

In Wien gibt es seit kurzem ein Projekt, das sich WeltTellerFeld nennt. Hier wird dargestellt, wie viel Fläche in Österreich lebende Menschen im Durchschnitt brauchen, um sich zu ernähren, also die Fläche für den Anbau unserer Lebensmittel - auch jene, die die Tiere brauchen, die wir dann essen. In Österreich stehen uns pro Kopf etwa 1.540 m2 Ackerfläche zur Verfügung - wenn wir uns die Grafik des WeltTellerFeldes anschauen sehen wir, dass wir aber ca. 3.000 m2 im Moment benötigen. Rechnen wir die Fläche aber weg, die wir für die Produktion von Tierfutter verwenden (was eben 67% ausmacht), schaut es gleich schon viel besser aus. Somit könnten wir also schonmal Energiekosten im Transport und in der Landwirtschaft einsparen, wenn wir all unsere Lebensmittel aus Österreich beziehen könnten.

Noch ein klares STOP! für Energiever(sch)wendung in der Landwirtschaft ist sehr einfach, nämlich keine Lebensmittel in die Mülltonne! Es gibt für unsere Energiebilanz nichts Schlimmeres, als Energie in den Anbau, die Produktion, die Verarbeitung, den Transport und die Lagerung von Lebensmitteln zu investieren und sie dann unverbraucht in die Tonne zu werfen. In Österreich werden pro Jahr pro Person in Privathaushalten ca. 40 Kilogramm Essen in den Müll geworfen - das ist unglaublich viel. Schritt 1 im Energiesparen also leicht erledigt - oder?

Eine andere, vielleicht hilfreiche Herangehensweise an Energiesparen im Lebensmittelbereich liefert die Planetendiät. Das ist ein Konzept, das uns zeigt, was wir generell essen sollten, um möglichst effizient und ressourcenschonend zu leben - und nebenbei auch noch gesund. Diese Diät ist also nicht für Menschen als Schlankheitsprogramm gedacht, sondern für die Erde, denn diese Art von Ernährung verlangt ihr nicht so viel ab. Und was gehört also auf den Speiseplan? Viel Obst und Gemüse natürlich, aber besonders auch viele Nüsse und Hülsenfrüchte, die uns Menschen sehr viel Energie liefern, sowie auch Getreide. Weiters sollte der Konsum aller tierischen Produkte - insbesondere Fleisch - reduziert werden. Österreich liegt auf Platz 2 in der europäischen Fleischkonsum-Liste. Das ist nicht nur wenig nachhaltig und energieintensiv, sondern auch sehr ungesund. Der „neue“ Speiseplan wäre also sehr anders als viele ihn jetzt so gewohnt sind, aber äußerst reichhaltig und abwechslungsreich. Es gibt inzwischen auch schon einige Seiten, auf denen man Planetendiät-Rezepte finden kann. Da lässt sich schon staunen, was in Österreich alles wächst - so viel mehr als auch die Supermarkt-Auswahl uns glauben machen will.

Und ja, schon wieder etwas, was wir selbst tun sollen... Was wir aber in erster Linie brauchen, um energieeffizient sein zu können, sind klare politische Regelungen und Vorgaben. Dazu würde zum Beispiel mal ein Gesetz passen, das es Supermärkten verbietet, Lebensmittel wegzuschmeißen. In Frankreich gibt es das schon, was dazu führt, dass die Supermärkte Lebensmittel kurz bevor sie ablaufen, verschenken. Eine andere sehr leichte Regelung wäre das Verbot von offenen Kühlschränken. Es ist ja unglaublich, dass Geschäfte so viel Energie verschwenden, um den Kund*innen das Öffnen einer Tür zu „ersparen“. Wie wäre es auch mit unverpackten Lebensmitteln? Wieso brauchen wir immer Plastik, Sackln, Alu...? Auch da könnten wir durch das Wiederverwenden so viel Energie sparen. Wie kann es sein, dass Fleisch weniger kostet, als Alternativprodukte aus Erbsen oder Pilzen? Auch da liegen staatliche Subventionen und Regelungen dahinter, die das möglich machen. Uns fallen so viele Dinge ein, die die Politik auf einen Schlag ändern könnte, doch es gewinnt immer der Kapitalismus. Schluss damit und her mit guten Gesetzen für alle!

Quellen:
https://www.geo.de/natur/oekologie/3332-rtkl-lebensmittelproduktion-wie-klimafreundlich-ist-unsere-nahrung
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_L%C3%A4nder_nach_Ackerland_pro_Kopf
WeltTellerFeld https://welttellerfeld.at/

Hemma Gamillscheg und Johanna Walpoth

kumquat “Energie” 1/2023