Ein Artikel voller Ideen und Tipps für Gruppen mit weniger als 7 Kindern
Wir sind "nur" eine ganz kleine Gruppe...
Oft fragen sich Gruppenleiter/innen von kleinen Gruppen, was sie falsch gemacht haben. "Wir können gar kein richtiges Programm machen!", so hört man immer wieder klagen, viele fühlen sich benachteiligt im Vergleich mit jenen, die riesige Gruppen leiten. Auch die Frage, ob eine Handvoll Kinder überhaupt schon eine Gruppe ist, wird oft gestellt. Natürlich ist es nie falsch zu überlegen, was man tun könnte, um mehr Kinder zu gewinnen - aber wenn trotz spannenden und vielfältigen Programms und Versuchen, mehr Kinder zu gewinnen, deine Gruppe klein bleibt, dann solltest du das nicht länger als Mangel, sondern als Chance sehen!
Die kleine Zahl als große Chance
Eine kleine Gruppe bringt viele Vorteile mit sich, um die dich wohl viele Gruppenleiter/innen von großen Gruppen beneiden würden: Du kannst dich einzelnen Kindern viel intensiver widmen und, auch was die Wünsche der Kinder nach der Gestaltung des Programms betrifft, auf jede/n einzelne/n besser eingehen. Jedes einzelne Gruppenmitglied kann sich viel einfacher in die Gruppe einbringen und Mitbestimmung ist wesentlich einfacher zu realisieren. Durch den intensiveren Kontakt mit den einzelnen Kindern kann sich viel schneller und einfacher eine Vertrauens- und auch Gesprächsbasis mit den Kindern entwickeln. Außerdem ist vieles spontaner und wesentlich unaufwändiger umsetzbar, zum Beispiel Rausgehaktionen.
“Fehler“, die leicht zu vermeiden sind...
Fehler Nr. 1: Ganz wichtig ist, dass du auch für deine kleine Gruppe Programm vorbereitest und anbietest, auch wenn einmal nur ganz wenige da sind. Würdest du nach dem Motto "Für so wenige zahlt sich gar kein Aufwand aus!" das geplante Programm fallen lassen und einfach Zeit „totschlagen“, so werden die Kinder sich irgendwann fragen, ob sie es vielleicht nicht wert sind, dass du etwas für sie vorbereitest. Auch werden die Gruppenstunden leicht langweilig, wenn es keine Abwechslung gibt und du immer wieder vorbereitetes Programm "abbläst", in der Hoffnung, in der nächsten Woche würden mehr Kinder kommen. Wenn du Gruppenstunden planst, und du weißt, dass es vorkommen kann, dass nur ganz wenige, vielleicht auch einmal überhaupt nur ein Kind kommt, so solltest du von vornherein so vorbereiten, dass das Programm trotzdem durchführbar ist, oder aber eine gleich attraktive Alternative parat haben. Auch für wenige lohnt sich der Aufwand, denn auch für wenige ist es wichtig, über das Programm Kontakte zu schließen oder zu intensivieren und Interessantes zu erfahren.
Fehler Nr. 2: "Na geh´, heute sind wir schon wieder nur so wenig!". Vermeide es, vor den Kindern so oder ähnlich zu lamentieren, dass ihr nicht mehr Kinder in der Gruppe habt. Das Jammern kann sehr ansteckend sein und beeinflusst das ganze Klima in der Gruppe negativ; es gibt den Gruppenmitgliedern auch das Gefühl, deinen Ansprüchen nicht zu genügen. Sie wünschen sich nämlich, von dir zu hören, dass du dich darüber freust, dass sie gekommen sind.
Klein, spontan und flexibel - vieles geht einfach leichter
Mit deiner kleinen Gruppe kannst du viel eher ganz spontane Aktivitäten setzen, als das anderen möglich ist - machst du von dieser Möglichkeit auch Gebrauch? So könnt ihr zum Beispiel, wenn ein Kind es vorschlägt, ganz kurzfristig beschließen, auf die Baustelle zu gehen, die die Kinder am Weg in die Gruppenstunde gesehen haben, um zuzuschauen, wie gerade ein Haus eingerissen wird. Ihr könnt spontan beschließen, Eis essen zu wollen, gemeinsam einkaufen gehen, und euch dann hübsche Eiskreationen zubereiten. Es hat gerade geschneit und ein Kind hat eine Rodel dabei? Ihr könnt ganz kurzfristig in den nahen Park Rodeln gehen! Kleine "Rausgehaktionen" sind viel einfacher und ganz spontan umzusetzen: Es sind auch viel weniger Kinder zu beaufsichtigen, wodurch z.B. das Herumkommen mit öffentlichen Verkehrsmitteln deutlich einfacher ist.
Vielleicht lädtst du die Kinder auch einmal zu dir nach Hause ein, um gemeinsam eine Pizza zu backen oder ihr Lieblingsvideo anzusehen? Mit einer kleinen Gruppe ist das ohne große Umstände realisierbar.
Auch „einfach plaudern“ ist mit einer kleinen Gruppe, besonders mit Älteren, die schon Lust am Diskutieren haben, sicher viel eher machbar als bei großen Gruppen.
Viel einfacher ist es auch, Geburtstage von Gruppenmitgliedern entsprechend zu würdigen. Wenn ihr etwa nur 4 Kinder in der Gruppe habt, so kann man für jedes Kind eine eigene Geburtstagsstunde persönlich gestalten, ohne dass es mit der Zeit langweilig wird.
Noch ein Tipp: Vieles geht mit wenigen Kindern natürlich auch schneller, d.h. plane entweder etwas mehr Programm für die Gruppenstunden ein, oder rechne damit, dass z.B. Gruppenstunden, die andere durchgeführt haben, oder Ideen aus dem kumquat kürzer als eine Stunde dauern werden & dann eben noch Zeit zum Plaudern bleibt oder dazu, noch etwas anderes zu spielen!
Was ist alles (nicht) möglich?
Themen
Gruppenstunden, in denen es um Themen geht, sind mit wenigen Kindern meist genauso gut, wenn nicht sogar besser durchführbar, weil die Kinder sich persönlich mehr einbringen können und mehr zu Wort kommen können. Die meisten Modelle sind so gestaltet, dass sie (evtl. mit kleinen Änderungen) auch mit kleinen Gruppen durchführbar sind.
Spielideen
In der Spielemappe findest du zahlreiche Spielideen auch für kleine Gruppen. Die meisten Spiele sind auch bei geringer Gruppengröße ohne Weiteres realisierbar, schwierig wird es nur bei den Fangspielen. Aus diesem Grund haben wir im Folgenden ein paar geeignete Fangspiele für dich zusammengestellt. Bei diesen Spielen ist es mit wenigen Kindern in der Regel besonders wichtig, ein kleines Spielfeld abzugrenzen.
Fangspiele ab 2 Kindern + 1 Gruppenleiter/in:
Flöhe fangen (aus der Spielemappe): Ein Kind ist der Hund, der die Flöhe, die ihn jucken, fangen will. Da er schon alt ist, kann er nichts mehr sehen, er macht die Augen zu. Die Flöhe „flüchten“ vor dem blinden Hund, indem sie wegspringen, wenn er naht. Da sie aber nach drei Sprüngen schon zu müde sind um weiterzuspringen, müssen sie dann stehen bleiben oder hocken. Fängt der sich langsam bewegende Hund einen Floh, so ist dieser der neue Hund. Kommt ein neuer Hund ins Spiel, dürfen alle Flöhe wieder bis zu drei Sprünge machen.
Farbenrufen (aus der Spielemappe): Alle stellen sich im Kreis auf, ein/e Mitspieler/in ist der/die Farbenrufer/in und stellt sich in die Mitte. Dann wartet er/sie einen Augenblick und ruft schließlich den Namen einer Farbe, z.B. "Blau!". Danach läuft er/sie los, um eine/n Mitspieler/in zu berühren und sie/ihn so zum/zur nächsten Farbenrufer/in zu machen. Man kann sich schützen, indem man einen Gegenstand berührt, der die Farbe blau hat.
Fangspiele ab 3 Kindern + 1 Gruppenleiter/in:
Dreiecksfangerl (aus der Spielemappe): Jeweils drei Mitspieler/innen bilden die Hände haltend einen Kreis, der/die vierte Mitspieler/in ist Fänger/in und läuft um den Kreis und versucht, eine zuvor gemeinsam bestimmte Person aus dem Kreis zu berühren. Der Kreis versucht, dies durch Drehen und Wenden zu verhindern. Für den/die Fänger/in einfacher ist es, wenn die Mitspielenden sich nicht an den Händen fassen, sondern ineinander einhängen.
Steinchenfänger/in (aus der Spielemappe): Alle stehen mit aufgehaltenen Händen im Kreis. Ein Kind geht im Kreis herum und tut so, als lege es jeder/m einen Stein in die Hand. In Wirklichkeit gibt es aber nur einem/einer den Stein, und zwar so, dass die anderen es nicht merken. Alle Mitspielenden schließen, sobald sie berührt worden sind, die Hände. Dann läuft das Kind, das tatsächlich das Steinchen hat, zu einem vorher vereinbarten Ort. Alle anderen versuchen ihn/sie zu berühren, bevor er/sie diesen Punkt erreicht hat. Gelingt das nicht, ist er/sie in der nächsten Runde neue/r Steinchengeber/in. Erwischt ein/e Mitspieler/in den/die Steinchenträger/in vorher, ist er/sie neue/r Steinchengeber/in.
Natürlich kann man auch andere Spiele für eine kleine Gruppe abwandeln oder selbst neue Fangspiele erfinden:
A-Z-Fangen: In dieser Variante von Versteinern können sich die Mitspielnden vor dem Versteinert-Werden schützen, indem sie eine Hand ihn die Höhe strecken und ein bestimmtes Wort sagen: Dazu macht ihr euch zu Beginn des Spieles aus, was das „Thema“ ist, z.B. Tiere, Namen, Orte, Früchte... Wenn ihr euch z.B. für Tiere entschieden habt, kann sich das erste Kind durch einen Tiernamen, der mit A beginnt, schützen, das zweite durch einen Namen mit B usw. Schwierige Buchstaben wie C, Y, Qu oder X, für die euch kein Name einfällt, könnt ihr weglassen. In einer weiteren Variante wird wiederum vom ersten Kind ein Tiername, der mit A beginnt, genannt, z.B. AFFE. Das nächste Kind wird durch einen Tiernamen geschützt, der mit dem Endbuchstaben des letzten, also in diesem Fall "E", beginnt.
Autofangen: Der Raum ist durch Kreidestriche oder eine andere Markierung in 4 Teile geteilt, in jedem Teil bewegen sich die Mitspielenden (auch der/die Fänger/in), die allesamt Autos darstellen, anders: In einem Viertel muss man rückwärts fahren, im nächsten gibt es eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Schritttempo. Im nächsten Viertel liegen Dinge (Tücher) auf der Fahrbahn und man kann nur in Schlangenlinien fahren, im vierten Feld steht ein Stopp-Schild. Ein Kind ist Fänger/in und versucht, die anderen Autos zu erwischen. Dabei können alle Autos beliebig zwischen den 4 Teilen des Raumes herumfahren, sie müssen nur jeweils ihre Fahrweise anpassen. Wird ein/e Mitspieler/in erwischt, ist er/sie neue/r Fänger/in.
Farben-Fangen (ab 3 Kindern und 1 Gruppenleiter/in): Alle Mitspielenden können den Namen einer Farbe wählen, diese ist von nun an ihre persönliche Farbe. Ein Kind ist Fängerin und versucht, die anderen zu erwischen. Jede/r Mitspielende kann jederzeit den Namen einer Farbe rufen, wodurch der/die, der/die diese Farbe gewählt hat, sofort neue/r Fänger/in ist. Erwischt der/die Fänger/in eine/n Mitspielende/n, so wird diese/r zum/zur neuen Fänger/in.
Wenn ihr trotzdem einmal eine größere Aktion unternehmen wollt, tut euch doch für diese mit einer anderen Gruppe zusammen - etwa für ein Geländespiel oder ein Faschingsfest!
Wir wollen wachsen!
Öfters gelingt es trotz vieler Bemühungen nicht, größer zu werden. Das kann daran liegen, dass eure Gruppe schon so aufeinander eingeschworen ist, dass es für Außenstehende zu schwierig ist, dazuzustoßen, oder die Gruppenmitglieder wollen nicht mehr werden, weil sie sehr gerne in einer kleinen Gruppe sind, wo sie mehr Aufmerksamkeit bekommen und intensiverer Kontakt möglich ist. Wenn du und die Kinder euch aber einig seid, dass ihr gerne mehr wärt, und ihr noch nichts dazu unternommen habt/ oder nicht wisst, woher mehr Kinder kommen könnten, dann kannst du dir hier Ideen holen:
Schlage doch den Kindern vor, zu Festen oder besonderen Veranstaltungen Freund/innen mitzubringen!
Ihr könntet Werbung für eure Gruppe machen, zum Beispiel in Form einer nett gestalteten Einladung im Schaukasten, im Pfarrblatt oder etwa in der Schule.
Kinder, die schon einmal da waren und weggeblieben sind, könntest du wieder einmal persönlich einladen.
Auf jeden Fall ist es wichtig, dass du vielfältiges Programm anbietest, weil das gemeinsame Erleben & Spaß haben gerade für neue Kinder wichtige Anknüpfungspunkte bietet!
Martin Lacroix, Andrea Jakoubi