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In den Kommunionvorbereitungs-Stunden stehen wir immer wieder vor neuen Herausforderungen: Kinder wollen nicht mitmachen oder beanspruchen unsere Aufmerksamkeit besonders, ein Konflikt tritt auf und muss gelöst werden, wir müssen unsere Planungen auf die Interessen der Kinder in der Gruppe abstimmen u.v.m.
In diesem Artikel wollen wir uns mögliche Hintergründe für solch herausfordernde Situationen anschauen und Tipps geben, wie solche Situationen gut bewältigt werden können.
Unruhe in der Gruppe
In den ersten Stunden…
Mit der Vorfreude der Kinder auf neuen Erlebnisse in der neuen Gruppe tauchen aber auch Sorgen oder Unsicherheiten auf: Was wird hier geschehen? Wird es mir gefallen? Mag ich die anderen Kinder? Und: Werden mich die anderen Kinder und die Tischmutter/ der Tischvater mögen? Kinder reagieren auf Unbekanntes und Ungewohntes sehr unterschiedlich – manche ziehen sich zurück und erscheinen sehr still und schüchtern, andere wiederum reagieren, indem sie lauter, schneller und übermütiger sind als sonst.
In dieser Phase ist es wichtig, den Kindern Sicherheit und Orientierung zu ermöglichen. Das heißt für uns, uns im Vorhinein gut zu überlegen, wie wir die Stunden gestalten wollen, insbesondere wie wir die Stunde beginnen werden. Rituale, also wiederkehrende Elemente, und ein „roter Faden“ können die Gruppenstunde strukturieren und den Kindern Sicherheit geben. Rituale können ein Lied, ein Gebet, eine Stilleübung, ein Spiel u.v.m. sein. An ihnen können sich Kinder „festhalten“.
Im Komm vom Herbst 2007 ist bereits ein Artikel zum Thema „Rituale – eine neue Gruppe beginnt“ erschienen. Wenn Sie mehr zu dem Thema nachlesen wollen, können Sie das Heft gerne kostenlos bei uns bestellen.
Kinder brauchen ihre Zeit, um sich an die neue Situation, die anderen Kinder und die Tischeltern zu gewöhnen.
Am Beginn der Stunde…
Manchmal kommen Kinder sehr unruhig oder überdreht in die Stunde. Dann kann es hilfreich sein, wenn wir Kindern die Möglichkeit geben, sich bei einem Bewegungsspiel „auszutoben“ (siehe Spieletipp). Nach einem wilderen Spiel ist es sinnvoll etwas einzuplanen, das den Kindern hilft, ruhiger zu werden und sich auf den Inhalt der Stunde zu konzentrieren. Einige Möglichkeiten wurden schon im ersten Teil des Artikels zu „Ritualen“ genannt, eine weitere wäre:
Genaues Hören oder Schauen fördert die Konzentration: Die Kinder stellen sich im Kreis auf. In der Mitte steht eine schöne, große Schale mit Wasser. Nun lassen Sie eine Muschel ins Wasser fallen. Die Kinder beobachten, ohne zu reden, die Kreise, die im Wasser entstehen. Sobald die Kinder für sich glauben, dass im Wasser keine Wellen mehr zu sehen sind, setzen sie sich nieder.
Diese Übung kann mit unterschiedlichen Materialien in verschiedensten Variationen durchgeführt werden.
Kinder wollen uns mit ihrem Wild- oder Überdreht-Sein meist nicht ärgern, sondern dadurch drückt sich oft sehr unmittelbar ihre momentane Befindlichkeit aus. Wir als Tischeltern haben die Möglichkeit, darauf einzugehen, diese ein Stück ausleben zu lassen und den Kindern dann dabei zu helfen, auch wieder „herunterzukommen“ und miteinander zu arbeiten.
Konflikte in der Gruppenstunde
Wenn Kinder sich zusammenfinden – egal, ob in der Schule, unter Freund/innen, im Turnverein, bei der Kommunionvorbereitung… – ist es ganz natürlich, dass es Konflikte gibt. Ein Kind nimmt dem anderen einen Stift weg, das Glas eines Kindes wird umgestoßen und der Orangensaft rinnt auf seine Hose,… Viele Hintergründe von Konflikten kennen wir nicht – einige Konflikte haben ihren Beginn schon viel früher, die Ursache kann in einem Streit, der schon am Herweg begonnen hat, liegen, in schlechter Laune aufgrund einer verpatzten Ansage, usw.
Welche Möglichkeiten haben wir nun, mit Konflikten in der Kommunionvorbereitungs-Stunde umzugehen?
Manche Konflikte können Kinder alleine untereinander lösen. Ein Streit um einen Uhu wird vielleicht mit etwas Rangeln oder einem unfreundlichen Wort einhergehen – in vielen Fällen können Kinder aber kleine Uneinigkeiten auch selbst wieder beenden.
Manchmal sind Kinder aber auch mit Konfliktsituationen überfordert und brauchen jemanden, der ihnen hilft aufzuzeigen, welche anderen Möglichkeiten es gibt, einen Streit zu lösen.
Es empfiehlt sich, am Beginn der Kommunionvorbereitung mit den Kindern ein paar wichtige „Gruppenregeln“ auszumachen. Sie können mit den Kindern hier gemeinsam Vorschläge sammeln, was für ein gutes Miteinander wichtig ist – u.a. auch wie „fair streiten“ konkret aussehen kann. Auf diese Gruppenregeln können Sie die Kinder auch immer wieder hinweisen.
Manchmal braucht es Erwachsene, die helfend eingreifen. Das gilt (spätestens), wenn der Konflikt „eskaliert“, ein Kind zu weinen beginnt, Schimpfwörter hin- und hergeworfen werden, Kinder beginnen, einander zu hauen, usw.
Zur Lösung des Konflikts wird es wichtig sein, beiden „Konfliktparteien“ das Wort zu geben und die Möglichkeit loszuwerden, was sie so aufgebracht hat. Eine genaue Analyse wer was wann getan hat, ist hier meist kontraproduktiv, vielmehr geht es dann um die Frage: Wie tun wir weiter? Wie kann der Konflikt gelöst werden?
Lösungen sollten möglichst nahe an dem sein, was vorgefallen ist: Etwas wurde in Unordnung gebracht – die Kinder sollen es wieder aufräumen; beide Kinder wollen das Gleiche haben – nun braucht es eine Lösung, wer das Ding wann benützen darf,… Manchmal hilft es einem Kind auch, eine Entschuldigung zu hören. Wichtig ist dabei, dass das andere Kind schon bereit ist, diese freiwillig und gerne auszusprechen, da „verordnete“ Entschuldigungen einen Konflikt nicht lösen können.
Eine Gruppe von Kindern ohne Konflikte ist undenkbar. Wenn es uns im Konfliktfall gelingt, statt böse zu werden und zu schimpfen, eher sachlich zu bleiben, kann das sehr hilfreich sein, eine Situation wieder zu entschärfen und – gerade auch die Situation zwischen den streitenden Kindern – zu entspannen.
Ein schwieriges Kind…
Nicht selten kommt es vor, dass ein Kind besonders viel Aufmerksamkeit von uns abverlangt: es hört oft nicht zu, beginnt andere Kinder zu ärgern oder wird leicht aggressiv.
Kinder, die sich so verhalten, machen das in den seltensten Fällen absichtlich, d.h. Kinder wollen uns in der Regel mit ihrem Verhalten nicht ärgern, sondern können in solchen Situationen oft nicht „aus ihrer Haut heraus“. Solches Verhalten zieht es nach sich, dass diese Kinder oft nur negative Aufmerksamkeit bekommen: Ermahnungen, Schimpfen, böse Blicke usw. Das ist aus Sicht der Gruppenleiter/innen verständlich, aber sowohl für das Kind als auch für die Beziehung sehr schade.
Hier kann es helfen, sich genauer anzuschauen, wann dieses Kind sich so verhält. Welche Situationen verstärken sein/ihr Verhalten? Bei welchen Gelegenheiten verhält sich das Kind ganz anders und ist sehr angenehm? Diese Hinweise helfen uns, bestimmte Situationen zu vermeiden oder Konflikten mit dem Kind vorzubeugen. Auch wenn es anfangs schwer fallen mag, kann es dem Kind helfen, wenn wir nicht nur unseren Ärger kundtun, sondern gerade auch Situationen, die uns positiv auffallen, „loben“.
Manchmal ist es förderlich, „negatives“ Verhalten schon früh, durch einen Blick oder eine sanfte Berührung abzufangen. Dazu ist es hilfreich, selbst in der Nähe des Kindes zu sitzen.
Manche Kinder haben besondere Vorlieben – sie basteln gerne, sie bringen gerne Materialien her, usw. Es spricht nichts dagegen, das bewusst in die Stunden einzubauen oder das Kind durch kleine Aufgaben, die es für einen erledigen darf, positiv miteinzubeziehen.
Je nach Intensität des Störens, wird es manchmal durchaus nötig und wichtig sein, mit dem Kind – und vielleicht auch mit den Eltern – zu reden. Dabei ist es wichtig, möglichst ruhig zu bleiben und das Kind darauf aufmerksam zu machen, dass sein Verhalten in der Gruppe stört.
Überlegen Sie sich davor nicht nur, was Sie als problematisch sehen, sondern auch, was Sie sich konkret von dem Kind erwarten (z.B. „Wenn du dich das nächste Mal über ein Kind so ärgerst, dass du hinhauen willst, dann nimm einen Polster und wirf ihn in die Ecke. Ich versuche dann, dir zu helfen, eine Lösung zu finden.“). Es kann dabei helfen, gemeinsam mit dem Kind zu vereinbaren, was das nächste Mal in einer Situation geschehen soll, wenn das Kind sich nicht an das ausgemachte hält (z.B. „Wenn du wieder so wütend wirst und mit den Steinen wirfst, dann sage ich dir, dass du dich an den Tisch setzen sollst, bis du dich beruhigt hast.)
Da mach ich nicht mit!
Wenn wir die Stunden zur Kommunionvorbereitung vorbereiten, dann haben wir einen Plan im Kopf, wie die Stunde ablaufen soll. Oft passiert das auch genauso. Besonders fällt es uns allerdings auf, wenn die Reaktion der Kinder anders ist als gedacht.
Wenn Kinder anders reagieren als gedacht, nehmen wir das oft als Störung wahr. Weniger, wenn Kinder sich vom Programm zurückziehen - mehr, wenn die Kinder das lautstark tun, sich mit anderem beschäftigen oder von der Gruppe entfernen. Manchmal reicht es, dass wir die Kinder daran erinnern, was gerade im Mittelpunkt steht, und bitten, wieder zurückzukommen, nicht zu schreien usw.
Nicht immer jedoch reagieren Kinder darauf, dann ist die Frage, wie wir die Kinder wieder „hereinholen“ können. Eine Hilfe kann es sein, sich selbst einmal unabhängig von konkreten Situationen in der Stunde zu überlegen, was Gründe dafür sein können, dass Kinder nicht (wie geplant) mitmachen wollen:
Zum einen gibt es viele wenig beeinflussbare Faktoren – etwa wenn einige Kinder aufgrund eines Ereignisses in der Schule oder Zuhause sehr überdreht oder mit schlechter Laune in die Stunde kommen.
Kinder können sich auch dann schlecht konzentrieren, wenn sie durch etwas, das ihnen im Moment noch interessanter erscheint, abgelenkt werden: Das kann ein herumliegender Ball sein, Lärm von draußen, weil in der Pfarre gerade für ein Fest vorbereitet wird, etc.
Ein weiterer Grund dafür, dass Kinder nicht mitmachen wollen, kann sein, dass sie sich entweder unter- oder überfordert fühlen. Überforderung kann etwa durch zu schwierige Texte, abstrakte Themen, komplizierte Lieder oder zu schnellen Wechsel von Inhalten entstehen; Unterforderung wiederum durch zu einfache, nicht dem Alter entsprechende oder sich laufend wiederholende Methoden.
Wenn Inhalte spannend verpackt sind, Themen mit Hilfe von Methoden (Rollenspiel, Geschichten, Basteln, u.v.m.) verknüpft werden und die Kinder die Möglichkeit haben, sich selbst aktiv einzubringen, dann ist ein großer Schritt dazu getan, die Aufmerksamkeit der Kinder positiv zu fördern.
Das bedeutet, dass wir als Tischeltern durch die Vorbereitung und das Programm vieles zum Gelingen der Stunden beitragen können:
Ablenkendes Material, Essen usw. wegzustellen, bis es tatsächlich gebraucht wird, usw. Wenn die Stunden zu Hause bei Ihnen stattfinden, dann kann es sinnvoll sein, mit den Kindern zu vereinbaren, dass Spielsachen aus dem Kinderzimmer nicht oder erst nach der Stunde verwendet werden dürfen.
Und dann gibt es auch Stunden, in denen eigentlich rundherum alles passt, aber trotzdem wollen manche Kinder nicht machen, lieber Gameboy spielen oder auf der Seite sitzen. Wir empfehlen, mit den Kindern auszumachen, dass alle während der Stunde bei der Gruppe sitzen bleiben und die Methoden usw. ausprobieren sollen. Es macht natürlich keinen Sinn, ein Kind zu zwingen mitzutun, aber es hilft oft, die Kinder mit Humor oder einer kleinen Aufgabe, die sie übernehmen dürfen, zu motivieren.
Eine Kommunionvorbereitungs-Gruppe zu leiten, ist manchmal eine große Herausforderung, gerade, wenn die Kinder unsere besondere Aufmerksamkeit und Energie brauchen. Das Begleiten der Kinder eröffnet uns aber auch die Möglichkeit, viele positive Erlebnisse mit ihnen zu machen, Vertrauen und Begeisterung „zurückzubekommen“.