Wie lernen Kinder?

Ein Bereich, den wir als Tischeltern selber beeinflussen können, ist die Aufbereitung des Themas einer Stunde für die Kinder: Hier können wir viel dazu beitragen, Kinder für ein Thema zu begeistern und zum Mittun anzuregen. Dazu ist es wichtig, sich zu überlegen, wie Kinder an die Welt herangehen, sie entdecken. In diesem „komm" wollen wir Ihnen zu beiden Aspekten „Kinder denken konkret" und „Kinder lernen konkret" Hilfestellungen und Anregungen für die Kommunionvorbereitung geben.

Kinder lernen mit verschiedenen Sinnen

Wenn Erwachsene und Kinder Wissen erwerben oder die Welt erkunden, so geschieht das über die verschiedenen Sinne: über das Sehen, Hören, Sprechen, Riechen, Schmecken und Fühlen. Jede/r von uns hat unterschiedliche Präferenzen für einzelne Sinne: Die einen lernen eher durch Zuhören, die anderen brauchen eher optische Reize, usw.

Deshalb ist es gut, auch in der Kommunionvorbereitung verschiedene Sinne anzusprechen: in der Kirche Weihrauch, Blüten, den Duft von Kerzen… riechen; in einer Stunde Brot bewusst schmecken; Geschichten lauschen; wichtige Gegenstände im Kirchenraum anschauen und berühren, u.v.m.

Lernen durch Selber-Tun

Eines ist Kindern gemeinsam: Sie lernen am besten durch Selber-Tun. Als Erwachsene ist es uns möglich, einen Vortrag zu hören und daraus die wichtigen Informationen zu gewinnen und diese mit unserem Leben zu verbinden. Für Kinder ist es wichtig, dass diese Verbindung mit dem konkreten Alltag bewusst hergestellt wird und sie die Möglichkeit haben, sich selbst intensiv mit einem Thema zu befassen. Kinder merken sich von Dingen, die sie nur gelesen oder gehört haben, nur 10-20%. Bei Dinge, die sie selber getan haben, liegt der Lernerfolg vier Mal so hoch. Deshalb sollten wir als Tischeltern dem Selber-Tun in der Gestaltung der Gruppenstunde eine große Bedeutung zukommen lassen.

Versuchen Sie also, die Inhalte der Kommunionvorbereitung für Ihre Kinder aufzubereiten. Dabei sind Methoden hilfreich, die wir zum besseren Verständnis einsetzen können. Methoden sind alle Hilfestellungen, die ein Thema konkreter machen, z.B.: eine Geschichte zum aktuellen Thema mit offenem Ende, bei der sich die Kinder überlegen können, wie sie sich entscheiden würden; Material (Ton, Wolle, Moosgummi, u.v.m.), aus dem Kinder z.B. die Schöpfungsgeschichte bildnerisch darstellen können; ein Tuch, auf das die Kinder jede Kommunionvorbereitungsstunde einen Themenaspekt der Stunde zeichnen können und das dann als Altartuch verwendet wird; ein Rollenspiel,…

Ein konkretes Beispiel:
Das Thema der Gruppenstunde lautet „Wir streiten und versöhnen uns". Dabei sollen sich die Kinder damit auseinandersetzen, wie ein Streit fair ausgetragen werden kann. Die Kinder bekommen ein Kärtchen, auf dem eine Konfliktsituation beschrieben ist. Die Kinder schlüpfen nun in die Rollen der handelnden Personen (Requisiten sind hier sehr hilfreich), spielen die Situation nach und versuchen den Konflikt zu lösen. Nachdem die Kinder wieder aus ihrer Rolle geschlüpft sind, kann kurz besprochen werden, wie zufrieden die Kinder mit der Konfliktlösung waren. Gemeinsam kann nach anderen Lösungsmöglichkeiten gesucht werden, die ebenfalls nachgespielt werden.

Diese Methode ermöglicht es den Kindern, eine Situation aus einer anderen Perspektive wahrzunehmen und im „Trockentraining" verschiedene Möglichkeiten auszuprobieren. Erfahrungen, die dabei gemacht werden, wären durch bloßes „darüber Reden" so gut wie nicht möglich.

Eine konkrete Sprache verwenden

8-jährige Kinder können noch nicht abstrakt denken, sie denken konkret. Das heißt, dass Kinder noch nicht abstrakt über allgemeine Themen wie „Freundschaft", „Glaube" oder „Gemeinschaft" nachdenken oder reden können. Um ein Thema für Kinder also gut und leicht verständlich zu machen, ist es wichtig, es für sie konkret zu machen, d.h. mit ihrem Alltag und mit Erfahrungen zu verbinden, die sie bereits gemacht haben können, oder mit Dingen, die sie bereits kennen.

Als Erwachsene sind wir es gewöhnt, abstrakte Begriffe zu verwenden – deshalb ist es wichtig, dass wir uns diesen Unterschied bewusst machen. Verwenden wir eine konkrete Sprache, so können die Kinder uns besser verstehen und dem, was wir sagen, mehr Aufmerksamkeit schenken und sich besser einbringen, weil sie wissen, worum es geht.

Das Wort „Gemeinschaft" ist ein gutes Beispiel dafür: Kinder haben den Begriff vielleicht schon gehört und können deshalb eine Antwort nachsagen. Wirklich konkret wird das Wort für Kinder dann, wenn sie erzählen können, was sie gerne in der Kommunionvorbereitung mit den anderen Kindern tun – so können sie Gemeinschaft konkret erleben und von dem, was sie erlebt haben, erzählen.

Ein zentrales Thema in der Kommunionvorbereitung ist die Verwandlung von Brot und Wein in Jesu Leib und Blut. Da es sich bei diesem Thema um ein Geheimnis unseres Glaubens handelt, ist es vielleicht nicht so einfach, Kindern konkret zu erklären. Wie könnte ein Versuch aussehen, das Thema in eine konkrete Sprache zu bringen?

Soziales Lernen in der Gruppe

In der Kommunionvorbereitung lernen die Kinder viele zentrale Inhalte unseres christlichen Glaubens näher kennen und lernen, diese Inhalte in ihren Alltag zu übersetzen. Dies zeigt sich vor allem auch darin, wie das Leben miteinander gestaltet wird. Die Kinder kommen in einer Gruppe zusammen, lernen vielleicht neue Kinder kennen und verbringen einige Zeit miteinander. Das Tun in der Gruppe ist immer auch ein Ort des Lernens, hier nehmen sich Kinder vieles mit, was wir unter einem christlichen Miteinander im Alltag verstehen: anderen zuhören, mich und meine Meinung ausdrücken lernen, Rücksicht nehmen – aber auch Rücksicht erfahren, lernen, wie ein Konflikt gut gelöst werden kann, u.v.m.

Da christliches Leben nie abgekoppelt von unserem Alltag, vom Zusammenleben mit anderen gesehen werden kann, ist es wichtig, dass dem/der Gruppenleiter/in bewusst ist, dass es zu seinen/ihren Aufgaben zählt, für eine gute Gestaltung des Gruppenlebens zu sorgen. Dazu gehört, dass auf eine faire Konfliktkultur geachtet wird, dass jede/r zu Wort kommen kann, dass das Unterdrücken von schwächeren Kindern nicht geduldet wird, etc.

Kinder lernen im Spiel

Vielleicht stellen Sie sich die Frage, inwieweit Spielen in der Kommunionvorbereitung etwas verloren hat. Spielen haftet immer wieder der Beigeschmack des „nur Spielens" an, als „Freizeitbeschäftigung" für Kinder. Spielen erfüllt in einer Kindergruppe jedoch eine Vielzahl von wichtigen Funktionen, die für die Kommunionvorbereitung genauso relevant sind:

Spielen ist eine ganz wichtige, zentrale Form des Lernens von Kindern. Im Spiel „Das verlorene Schaf" (siehe Spieletipp) können sich die Kinder z.B. spielerisch mit einer Bibelstelle auseinander setzen.

Im Spielen können auch wichtige soziale Erfahrungen gemacht werden: gemeinsam ein Ziel erreichen, miteinander statt gegeneinander spielen, einander bei der Lösung eines Problems helfen, u.v.m. Durch die Art und Weise, wie wir miteinander spielen, drücken sich auch unsere christlichen Werte des Miteinander-Tuns aus.

Kinder lernen Gebete kennen

Teil der Kommunionvorbereitung ist auch das Vertrautwerden mit Gebeten. Im Mittelpunkt wird hier das Vater unser stehen. Hier empfiehlt es sich, gemeinsam mit den Kindern zu überlegen, welche Bitten in diesem Gebet drinstecken und was das für ihren konkreten Alltag bedeuten kann. Ein Unterstützung beim Erlernen des Gebetes kann auch sein, das Gebet mit körperlichen Gesten, die den Inhalt illustrieren, zu begleiten.

In der Kommunionvorbereitung ist es nicht notwendig den Anspruch zu haben, dass die Kinder sämtliche Wechselgespräche, die im Gottesdienst vorkommen (z.B.: P: Der Friede sei mit euch. A: Und mit deinem Geiste) auswendig lernen. Einerseits beschäftigen sich die Kinder auch im Religionsunterricht damit. Andererseits – und das erscheint mir das viel wichtigere – lernen die Kinder diese Antworten am besten, indem sie miteinander Gottesdienst feiern (Lernen durch Tun!). Deshalb ist das miteinander Gottesdienst feiern auch wesentlicher Teil der Kommunionvorbereitung.

Kinder stellen viele Fragen

Kinder stellen Fragen, um so die Welt für sich zu erschließen: Wo ist die Oma, wenn sie gestorben ist? Hat Gott einen Bart? Wo wohnt Gott?

Wichtig ist, diese Fragen der Kinder ernst zu nehmen und ihnen Zeit zu widmen. Wir kennen nicht auf alle Fragen sofort eine Antwort, das ist auch gar nicht notwendig. Kinder erwarten sich keine Tischeltern, die allwissend und dadurch ein wenig übermenschlich sind, sondern vielmehr Personen, die sich für sie interessieren und versuchen, gemeinsam Antworten zu finden.

Wenn Sie ein Thema für die nächste Kommunionvorbereitungs-Stunde vorbereiten, so kann es hilfreich sein, wenn Sie sich selbst überlegen, was für Sie an diesem Thema wichtig ist: Was finden Sie hier bedeutsam? Was haben Sie dazu in ihrem Alltag schon erlebt? Gab es ein Thema, das Sie, als Sie ein Kind waren, nicht verstanden haben? Welche Frage könnte Kinder hier beschäftigen?

So können Sie selbst tiefer in das Thema eintauchen und ein Gefühl dafür entwickeln, was ihre Kommunion-Kinder an diesem Thema besonders interessieren könnte.

Wir wünschen Ihnen alles Gute bei Ihrem Vorhaben, Ihre Ihnen anvertrauten Kommunionkinder beim Lernen zu unterstützen!

Kommunion-Vorbereitung oder -Unterricht?

In der Kommunionvorbereitung werden in Pfarren unterschiedliche Begriffe verwendet: Zum einen wird von Vorbereitung auf die Kommunion gesprochen, manchmal auch traditionell von Kommunion-Unterricht.

Wir regen an, den Begriff „Kommunionvorbereitung" zu verwenden, um den Schwerpunkt klarer zu machen und um einen Begriff zu verwenden, den die Kinder nicht mit dem schulischen Kontext verbinden und dadurch die Ausrichtung klarer zu machen.

In der Kommunionvorbereitung werden zentrale Inhalte des christlichen Glaubens vermittelt. Trotzdem geht es hier weniger um einen Unterricht, bei dem – überprüfbares – theologisches Fachwissen vermittelt wird. Die Inhalte der Kommunionvorbereitung sprechen vielmehr das ganze Kind an und sollen für das Kind erlebbar und spürbar werden: Wir als Tischeltern leben mit den Kindern christliches Miteinander, zeigen ihnen, was uns als Christ/innen wichtig ist, und ermöglichen ihnen in den Kommunionvorbereitungs-Gruppen und in der Pfarre, mehr über den christlichen Glauben zu erfahren und miteinander zu erleben.

Wenn wir als Tischeltern mit den Kindern in der Kommunionvorbereitungs-Gruppe arbeiten, dann erleben wir, dass Themen unterschiedlich bei unseren Kindern ankommen. Das kann verschiedene Ursachen haben, auf die wir mehr oder weniger Einfluss haben: unterschiedliche Interesse der Kinder an dem konkreten Thema, unterschiedliche Motivation, andere Dinge, die die Aufmerksamkeit der Kinder auf sich ziehen, u.a.