- gemeinsam entdecken, wie die Menschen zur Zeit Jesu gelebt haben.
Manchmal wünsch ich mir, ich könnte eine Zeitreise unternehmen. Einfach in einen Kasten steigen, die Tür hinter mir schließen und – schwups – bin ich in dem von mir gewünschtem Zeitalter. Auch für meine Jungscharstunden hätte ich mir das oft sehr cool vorgestellt: Den Kindern einfach so zeigen zu können, wie das damals denn so war. Leider ist die Forschung meines Wissens nach auf diesem Gebiet noch nicht ganz so weit. Deshalb gibt es hier ein paar Tipps wie zumindest ein wenig der Flair eines Zeitalters in den Jungschar- oder Miniraum geholt werden kann: eine Einladung mit euren Kindern auf Entdeckungsreise durch den Alltag der Menschen aus den Bibelgeschichten zu machen…
Ein kurzes Wort zu Beginn…
Wenn man Dinge aus vergangener Zeit herstellen möchte, passiert es oft, dass man ein wenig in einen Kaufrausch kippt: wunderbar alt aussehendes Pergamentpapier, der am besten geeignete Künstlerton oder wertvolle Schüsseln mit antiken Mustern. Holen wir uns aber die Zeit von damals ein wenig zu uns in die Gruppenstunde, gilt es auch bei den Materialien, die wir verwenden, an die damalige Zeit zu denken: die meisten Menschen, die zu dieser Zeit etwas hergestellt haben, behalfen sich auch mit den Dingen, die sie zur Verfügung hatten und verwendeten alte, schon gebrauchte Dinge für Neues.
Die Mengenangaben sind immer für ein Exemplar gedacht – je nachdem wie viele Kinder ihr habt, müsst ihr das Material, das ihr braucht, ausrechnen.
Gemeinsam Bibel erleben…
Kinder lernen stark über ihre Sinne. Was sie einmal erfahren haben, kosten durften, herstellen konnten bleibt ihnen mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit länger in Erinnerung als Gelesenes oder Gehörtes. Beim gemeinsamen Bibelerleben spielt natürlich auch der rote Faden eine Rolle. Hinter welcher Geschichte das gemeinsame Werken gestellt wird und ob alles mit der ganzen Gruppe gemacht wird oder ob es Stationen gibt, sollte gut überlegt sein. Eine Möglichkeit ist zum Beispiel, bei jeder Station ein Stück von Jesus Lebensgeschichte zu erfahren und diese Teile am Schluss der Stunde zusammenzutragen. Oder jede Station bekommt eine Bibelstelle, über die die Kinder im Vorhinein Bescheid wissen und sie können sich aussuchen, welche Bibelstelle sie gerne näher erforschen wollen. Vielleicht kommt aber auch jemand aus dem damaligen Jerusalem zu Gast um ihnen ein wenig von dem dortigen Leben zu erzählen und mit ihnen gemeinsam Dinge auszuprobieren.
Im Tempel…
Der Tempel war der Ort, wo gelehrte Menschen waren. Sie konnten schreiben und lesen. In den Geschichten über Jesus erfahren wir, dass er zur Schule in die Synagoge ging, und dort Schreiben und Lesen lernte. Damals wurden zum Schreiben kein Papier und kein Bleistift verwendet, sondern Pergamentrollen oder Tafeln mit Wachsbeschichtung, in die Buchstaben eingedrückt werden konnten.
Um ein Wachstäfelchen herzustellen, benötigt man: ein cirka 20 Zentimeter langes Holzbrettchen als Grundlage, dünne Holzstreifen für den Rand, 1 Stanleymesser, Schleifpapier, Holzleim, Bienenwachs, 1 Topf, 1 rundes Stäbchen mit der Stärke eines Bleistiftes und 1 Bleistiftspitzer.
Wenn du dieses Täfelchen mit deinen Kindern machst, ist es wichtig sehr, sehr vorsichtig beim Schneiden des Holzes und beim Erhitzen des Wachses zu sein! Also: zuerst wird das mit dem Schleifpapier abgerieben. Danach werden aus dem Holzstreifen für den Rand passende Stücke geschnitten, diese an den Rand des Grundlagenbrettchens geklebt (mit dem Holzleim). Lege einen schweren Gegenstand auf die geklebten Ränder, damit die Streifen danach gut halten. Bei geringer Hitze wird nun das Bienenwachs erhitzt (Gut achtgeben! Bei zu heißen Temperaturen neigt Wachs dazu zu explodieren! Daher eher auf niedriger Stufe und auf jeden Fall im Wasserbad erhitzen.) und wenn das Wachs flüssig und der Leim auf dem Grundlagenbrettchen getrocknet ist, wird das flüssige Wachs auf das Brettchen gegossen, sodass es innerhalb des Rahmens eine gleichmäßige, dünne Schicht ergibt. Um einen „Stift“ zu erhalten schneidet man nun ein bleistiftlanges Stück des runden Stäbchens ab und spitzt es mit dem Spitzer ein wenig zu. Fertig! Nun kann man sich gemeinsam Botschaften schreiben oder Schriftzeichen ausprobieren. Vielleicht könnt ihr gemeinsam recherchieren, wie damals geschrieben wurde und wer überhaupt schreiben konnte…
5 Brote und 2 Fische…
Essen spielt für Menschen in allen Zeiten eine wichtige Rolle. Oft lesen wir in der Bibel davon, dass Menschen füreinander Essen zubereiten oder voneinander zum Essen eingeladen werden. Gemeinsam Essen zuzubereiten kann eine wunderbare Sache sein und wollen wir den Flair der damaligen Zeit herholen, ist es ein wichtiger Bestandteil.
Für ein gutes Fladenbrot wird zum Beispiel folgendes benötigt: 750g Mehl, 1 Pkg Hefe, 1 TL Salz, 1 TL Olivenöl, warmes Wasser, ein Holzlöffel, eine große Schüssel, ein sauberes Geschirrtuch und 1 Backblech samt Backofen.
Mehl, Salz, Hefe, Olivenöl und etwas warmes Wasser werden in der Schüssel zu einer zähen Masse gerührt und dann auf einer Arbeitsplatte ca. 10 Minuten lang geknetet. Danach kommt der Teig in die ausgewaschene Schüssel zurück und wird mit einem angefeuchteten Geschirrtuch bedeckt – so bleibt er eine Stunde lang stehen (das gilt es zu bedenken, wenn deine Gruppenstunde nur eine Stunde lang dauert). Ist die Stunde vergangen werden Fladen aus dem Teig geformt, in den vorgeheizten Ofen (200 Grad) auf das heiße Backblech gelegt und 5 Minuten auf der einen Seite liegend, 5 Minuten auf der anderen Seite liegend gebacken. Fertig!
Licht in der Finsternis…
Sich vorzustellen, dass man damals nicht einfach auf den Lichtschalter gedrückt hat, damit ein Raum heller wird ist eigentlich gar nicht so einfach. Und doch: das Licht, das eine Kerze ausstrahlen kann schafft es, einen ganzen Raum so zu erhellen, dass man gut sieht. Auch in der Bibel kommen Licht und Feuer oft vor. Manchmal ganz gewaltig (z.B. in Feuerstürmen) und manchmal als Öllampen so wie sie hier beschrieben sind:
Eine Öllampe entsteht aus: selbsthärtendem Ton, cirka so groß wie eine Mandarine, 1 Nudelholz, Backpapier als Arbeitsunterlage, Kerzendocht, Glasschüsserl mit ca. 8 Zentimeter Durchmesser, Olivenöl (ungefähr ein Stamperl voll) und 1-2 Millimeter dicken Draht, 5 Zentimeter lang.
Ein kleiner Klumpen Ton wird geknetet bis er weich ist und danach ca. 3 Millimeter dick ausgerollt. Danach wird mit der Schüssel eine kreisförmige Form ausgestochen. Diese Form wird weiter bearbeitet: die Ränder aufgebogen und in der Mitte zusammengedrückt. Damit der Docht auch nachgeschoben werden kann, wenn er ausgeht, braucht man auch einen Dochtschieber: dazu wird das Stück Draht wie abgebildet gebogen und auf der gebogenen Seite mit Ton umhüllt. Alles muss nun gut trocknen. Ist alles trocken wird der Docht durch die Öffnung hineingeschoben, bis er auf der einen Seite nur mehr ein Stückchen herauslugt und im Bauch der Lampe eingerollt ist. Nun wird der Bauch mit Öl so gefüllt, dass das Öl einen Zentimeter unter dem Rand steht, danach wird der Docht entflammt. Fertig!
Und die Kinder?
„Was haben die Kinder damals gemacht?“ Eine Frage, die vielleicht von einem eurer Kinder kommen wird. Auch damals haben Kinder gespielt – wenn sie auch viel mehr als früher schon am Arbeitsleben der Erwachsenen teil hatten. Eine Spielmöglichkeit der Kinder – damals wie vielleicht heute auch noch – waren Murmeln. Diese lassen sich ganz leicht aus selbsthärtendem Ton formen und danach, wenn sie getrocknet sind, gemeinsam bemalen. Und Spiele mit Murmeln? Da finden sich sicher ein paar Spieleerfinder und Spieleerfinderinnen in deiner Gruppe!
...und noch viel mehr!
Viele weitere Ideen finden sich in dem Buch: „Bibel Bastelbuch“ von Lois Rock, das im Katholischen Bibelwerk – Verlag erschienen ist. Darin entdeckt man Anleitungen zum Münzen und Geldbeutel basteln, viele weitere tolle Rezepte und auch das Erstellen von Gewand und Sandalen wird beschrieben. Dieses Buch gibt es auch im Jungscharbüro zum Ausborgen.
Sara Dallinger
aus dem kumquat "AlT" 4/2010