Wie wird aus einer geplanten Gruppenstunde auch eine gelungene Gruppenstunde? Das ist eine wichtige und nicht immer leichte Frage für Gruppenleiter/innen. Auf vieles, was darüber entscheidet, wie das geplante Programm in der Gruppenstunde tatsächlich „klappt“, haben wir keinen Einfluss. Es hängt auch davon ab, wie die Kinder gerade „drauf“ sind, aber auch von unserer eigenen Tagesverfassung, davon, wie viele Kinder kommen und wie das Wetter ist,…
Doch es gibt auch ein paar wichtige Tipps und Tricks für die Planung, die über das Gelingen einer Gruppenstunde entscheiden können. Einer davon lautet:
Eine Gruppenstunde braucht einen roten Faden
Das heißt, die einzelnen Elemente, Methoden, das Material usw. sollten so zusammenhängen, dass eine durchgehende Struktur erkennbar ist. Je stimmiger und „logischer“ die einzelnen Elemente im Ablauf der Gruppenstunde zusammenpassen, desto leichter fällt es den Kindern und dir, bei der Sache und beim Thema zu bleiben. Wenn du zwischen den einzelnen Schritten zu viel erklären musst, zu viel neues Material oder ganz neue Themenbereiche einbringst, die mit dem vorigen Schritt wenig zu tun haben, werden die Kinder leichter unruhig oder lassen sich von anderen Dingen ablenken.
Weniger ist mehr
Ein stimmiger Gesamtablauf einer Gruppenstunde wird möglich, wenn man sich auf einige wenige Aspekte oder Fragen zu einem Thema konzentriert. Weniger ist dabei manchmal mehr, wenn mehrere zusammenpassende Schritte zu einem Themenbereich eine intensivere Auseinandersetzung ermöglichen.
Ein Beispiel: Zum Thema Musik bieten sich viele verschiedene Möglichkeiten an. Ihr könnt euch über Lieblingsmusik austauschen, selbst Musik machen, überlegen, wie Musik die Stimmung beeinflusst und bei welcher Stimmung ihr welche Musik mögt, euch auf die Spuren eines Komponisten oder einer Sängerin begeben usw. Wenn sich so viele verschiedene Fragen anbieten, ist es wichtig, dass du nicht alle diese Themenaspekte in einer Gruppenstunde kombinierst, sondern dich bei der Vorbereitung der Gruppenstunde auf eine oder höchstens zwei zusammenpassende beschränkst. Ansonsten riskierst du, dass die Kinder wegen der ständig wechselnden Themen und Methoden verwirrt sind und das Interesse verlieren.
Wie spinnt man einen roten Faden?
Mit der Auswahl eines konkreten, überschaubaren Themas hast du den ersten, wichtigen Schritt zu einer Gruppenstunde mit rotem Faden schon getan.
Der zweite Schritt ist, Methoden zu finden, die sowohl zueinander als auch zum Thema passen. Besonders leicht erkennbar ist der rote Faden, wenn sich bestimmte Elemente durch die ganze Gruppenstunde ziehen.
Das kann zum einen eine durchgehende Rahmenhandlung sein. Eine Rahmenhandlung kann etwa so aussehen, dass ihr z.B. am Beginn der Gruppenstunde alle in die Rollen vom Musikkritiker/innen schlüpft und während der Gruppenstunde einen Kongress zum Thema „Welche Musik passt zu welcher Stimmung?“ abhaltet. Oder du spielst eine/n Komponist/in, der/die Hilfe von den Kindern beim Komponieren seines neuesten Stücks braucht.
Eine zweite Möglichkeit für ein durchgehendes Element ist ein gleich bleibendes Material, z.B. eine Puppe, ein Plakat,… So können mehrere Gedankenschritte zum Thema „fair streiten“ anhand von Puppen im Rollenspiel spielerisch ausprobiert werden: Wann ist ein Streit unfair? Wer braucht was, damit der Streit fairer wird? Wie könnte ein möglichst fairer Streit aussehen? Wenn du Material für mehrere Schritte einer Gruppenstunde verwendest, hat das gleichzeitig auch den Vorteil, dass du weniger vorbereiten oder mitnehmen musst, als wenn du für jede neue Methode etwas Neues benötigst.
Wahrscheinlich gelingt´s!
Wie anfangs erwähnt hängt der Erfolg einer Gruppenstunde von vielen verschiedenen Faktoren ab, und nicht alle hast du als Gruppenleiter/in unter Kontrolle. Aber eine Gruppenstunde, die einen gut geplanten und zusammenhängenden Ablauf von Methoden hat, die den Kindern Spaß machen, erhöht die Wahrscheinlichkeit sehr stark, dass die Gruppenstunde gelingt!
Christine Anhammer
Übrigens: Die Redewendung vom „roten Faden“ stammt von Goethe. In seinen „Wahlverwandtschaften“ werden die Taue, die die Britische Marine verwendet, so beschrieben: „Sämtliche Tauwerke der königlichen Flotte sind dergestalt gesponnen, dass ein roter Faden durch das Ganze durchgeht, den man nicht herauswinden kann, ohne alles aufzulösen“.