Last Minute!

Ein paar Tipps für die Gruppenstunde in letzter Sekunde

Eine ausführlich vorbereitete Gruppenstunde kann einfach durch nichts ersetzt werden - du hast Zeit, dir Gedanken zu machen, was deine Kinder gerade brauchen und was du ihnen vermitteln willst und wie und mit welchen Methoden du´s am besten angehst. Und dennoch: manchmal geht´s einfach nicht so, wie man gerne hätte. In stressigen Zeiten nimmt man sich nicht die nötige Zeit für die Gruppenstundenplanung. Wenn dann auch noch die Jahresplanung versagt, weil sie gegen Ende immer dünner wird, kommt´s einem manchmal erst ganz plötzlich: Hoppla, morgen (im schlimmsten Fall sogar: heute!) ist ja Jungscharstunde! Im Folgenden ein paar Ideen, wie die Last-Minute-Gruppenstunde zum Erfolg werden kann und wo du dir Ideen holen kannst.

With a little help from your friends...

Du bist ja durchaus kreativ und hast auch viele gute Ideen - nur habt ihr das leider alles schon gemacht? Die gute Nachricht für dich: You are not alone! Viele andere waren auch schon in deiner Lage, also: ran ans Telefon! Gut möglich, dass ein/e andere/r Gruppenleiter/in aus eurer Pfarre erst vor kurzem eine tolle Idee durchgeführt hat und dir einen schnellen Tipp geben kann - vielleicht liegt da sogar noch das nötige Material irgendwo herum.

Auch Ex - Gls zu fragen, ist ein heißer Tipp. Aber nicht nur bei dir in der Pfarre gibt es Kindergruppen. So findest du im Jungscharbüro zahllose Behelfe mit Gruppenstundenideen, von denen viele auch kurzfristig zu realisieren sind. Auch triffst du dort auf freundliche Menschen, die dir gerne weiterhelfen.

Alte Kumquats

An dieser Stelle etwas Werbung in eigener Sache: alte Hefte aufzuheben, zahlt sich aus! Beim Durchblättern ist dann oft schnell eine Idee gefunden. Ein besonderer Tipp: ganz hinten in unserer ehemaligen Jungscharzeitung "Kumquat" findest du in vielen Ausgaben "Kum´t Zeit, kum´t Rat", wo sich gerade auch schnelle Ideen verstecken. Aber auch an anderer Stelle - wie eben hier in diesem Artikel - sind die Anregungen, die dir weiterhelfen wollen. Hier also ein paar konkrete Vorschläge:

Die spontane Kreativ-Aktion

- Ganz leicht machbar sind Collagen - so kann man zum Beispiel mit gemeinsam gesammeltem Material aus der Natur (Blätter, Blüten, Federn,..), alten Zeitschriften, Ansichtskarten und Malfarben eine Collage zu einem Thema kleben - z. B.: meine persönliche Sommerkollektion, mein Traumurlaub (mit einer fiktiven Beschreibung des dargestellten Urlaubsortes, einer Liste der möglichen Aktivitäten und Preisangebote), oder auch: mein Leben in 30 Jahren, besonders für Ältere.

- Fotografieren ist ein Hit: So kann man älteren Kindern eine oder mehrere Kameras in die Hand drücken und sich mit ihnen auf die Suche nach spannenden Motiven machen - was die Kinder dann fotografieren wollen, entscheiden sie selbst. (Wenn du deine eigene Kamera nicht aus der Hand geben willst, empfiehlt es sich, eine günstige Einmalkamera zu besorgen - diese funktioniert allerdings nur bei sehr guter Beleuchtung.) In der Stunde darauf gestaltet ihr eure gemeinsame Fotoausstellung mit kreativen Bildtiteln.

- Eher auch für Jüngere geeignet ist die Verkleidungsaktion mit Fotografieren. So kann man etwa die Geschichte einer ganzen Familiendynastie mit Hochzeiten, Taufen und anderen Szenen einer Familie nachstellen. Gemeinsam wird dann ein Fotoalbum gestaltet - mit der kompletten Geschichte eines Clans.

- Eine Rundumgeschichte funktioniert so, dass du eine Geschichte beginnst, reihum schließen die Kinder an und erzählen die Geschichte immer weiter. Auch wer gerade nicht zum Reden dran ist, hat die Möglichkeit, die Geschichte zu beeinflussen: mit Schildchen, die du vorher gestaltet hast, kann man Wünsche wie z.B. "mehr Action!" oder "mehr Romantik!" kundtun.

Brot und Spiele

- Es gibt eine Unzahl von Brettspielen, die man für Gruppenstunden heranziehen kann: Activity, Tabu, Pictionary, Personality, Haste Worte und viele andere. Das Problem dabei ist meist, dass diese Spiele generell Konkurrenzspiele sind, bei denen nicht der gemeinsame Spaß, sondern das Gegeneinander - Ankämpfen und Siegen oder Besiegt - Werden im Vordergrund stehen. Was also tun? Nicht spielen? Nein: modifizieren! Jedem guten Spiel lässt sich der Konkurrenzaspekt nehmen, oft indem man einfach ohne Spielplan spielt (Activity) oder auch, indem man keine Punkte zählt (z.B. Tabu).

- In der Spielemappe finden sich Spielideen für Jahre - sie ist es wert, angeschafft zu werden oder du suchst einfach auf unserer Online-Spieleseite.

- In einer Best of - Stunde bietest du einfach die Spiele des vergangenen Jahres, die am besten angekommen sind, noch einmal an, die Kinder können sich dann aussuchen, was sie noch einmal machen wollen.

- Essen ist immer gut, besonders werden sich die Kids freuen, wenn du sie dazu zu dir nach Hause einlädst - so das machbar ist. (Wahrscheinlich ist das eher mit kleineren Gruppen bzw. älteren Kindern auch kurzfristig möglich.) Gemeinsames Brötchenverzieren, Pizzabelegen oder Gemüseschnipseln - es macht meistens Spaß.

- Auch ein "Test" kommt immer wieder gut an: so könnt ihr gemeinsam verschiedene Eissorten, Schokoladearten oder anderes probieren und anhand eines von dir gestalteten Fragebogens nach verschiedenen Kriterien beurteilen. Für den Eistest bietet sich ein Besuch im Eissalon an, wo man dann vor Ort die Geschmacksrichtungen vergleichen kann.

Im Gelände

- "Verbanne dich ins Lager" ist eine von "Räuber und Gendarm" abgeleitete Variante, die nicht zu brutalem Spielen anregt. Die Kinder sind im eindeutig abgegrenzten Gelände unterwegs, wer vom Verbanner/von der Verbannerin, der/die unterwegs ist und die Kinder sucht, gesichtet wird, kann, indem sein Name ausgerufen wird, in ein zentrales "Lager" geschickt werden. Die Rolle des Verbanners/der Verbannerin spielst du, weil du so das Spiel besser steuern und auch mal "ein Auge zudrücken" kannst, wenn ein Kind schon sehr oft verbannt wurde. Erlösen ist möglich, indem ein Kind das verbannte Kind berührt, was aber nicht so einfach ist, da das Lager sich an einem gut einsichtigen Ort befindet.

- Zwei Gruppen ziehen mit Aufnahmegerät oder Kassettenrekorder los, nehmen Geräusche auf und lassen dann die anderen raten, was und wem sie da so allem begegnet sind. Wenn ihr mehr als zwei Gruppenleiter/innen seid, könnt ihr auch in noch mehr Gruppen unterwegs sein, jedenfalls solltet ihr die Kinder nicht allein auf die Straße schicken.

Freut´s dich?

Ja, du hast richtig gelesen: Das gute Gelingen einer Gruppenstunde hängt stark davon ab, wie überzeugt du davon bist - weil du, was du für toll hältst, auch ganz anders rüberbringen kannst. Bei ausführlich geplanten Stunden wird es jedenfalls so sein, dass du überzeugt davon bist, dass es das Richtige ist, was du den Kindern anbietest - bei Last-Minute-Aktionen ist das nicht automatisch so. Bevor du etwas tust, was dir nicht wirklich passend vorkommt oder was dich selbst gar nicht freut - lass es lieber sein.

Besonders wichtig - der letzte Check

Gerade bei dem, was du nicht so ausführlich geplant hat, ist es wichtig, noch einmal durchzudenken, ob diese Gruppenstunde denn auch dem entspricht, was du den Kindern vermitteln willst. Wenn du den Kindern immer erzählst, dass es wichtig ist, Probleme nicht mit Gewalt zu lösen, aber dann einen Videofilm mit ihnen anschaust, in dem gerade das positiv dargestellt wird; wenn du den Kindern immer nahebringen willst, dass es beim Spielen um gemeinsamen Spass gehen soll, dann aber ein Brettspiel mit ihnen spielst, in dem es darum geht, den anderen fertig zu machen, so passt das nicht zusammen.

Und mehr Gewicht hat für die Kinder dann sicher das, was ihr ganz alltäglich - ohne besonderes Drumherum, ohne moralische Ansprache - miteinander tut, nicht das, was du ihnen nur "theoretisch" nahezubringen versucht hast. Deshalb gerade bei der kurzfristigen Gruppenstunde: immer noch einmal durchdenken, ob auch kein Haken dran ist und das Gehirn auch in stressigen Zeiten nicht ausschalten. Dann steht nichts mehr im Wege - gutes Gelingen!

Martin Lacroix