Kinder fragen Kinderfragen
Kinder sind neugierig, wollen dazulernen und neue Erfahrungen machen. Daher stellen sie auch Fragen. Manche sind leicht zu beantworten, andere fordern dein Wissen heraus und wieder andere richten sich an dich als Person. Es gibt aber auch solche, auf die es keine Antwort gibt.
Über Bekanntes hinausgehen
Alle Menschen, die mit Kindern zu tun haben, kennen höchstwahrscheinlich auch die Fragen, die Kinder stellen. Je nach Alter und Entwicklungsstand sind es unterschiedliche Dinge oder Begebenheiten, die faszinieren und Fragen aufwerfen. Zuerst stellen sich Kinder selbst diese Frage, die sie gerade nicht loslässt. Kinder haben bereits in verschiedenen Bereichen Wissen und Erfahrungen gesammelt und dieses schon Bekannte wird dahingehend überprüft, ob es auch für diese Frage eine Antwort beinhaltet. Wenn sie in ihrem Denken aber nicht weiterkommen und keine befriedigende Lösung finden, formulieren sie diese Frage dann laut, um Antworten von anderen Menschen zu bekommen.
Oft sind solche Fragen sehr herausfordernd, da manchmal ein großes Spezialwissen auf einem Gebiet gefragt ist (Warum kann ein Pinguin, der auch ein Vogel ist, nicht fliegen? Wie können die Mikrowellen Speisen erwärmen?). Gerade im Schulalter lernen Kinder viel neues, das wiederum andere, neue Fragen in ihnen aufwirft. Oft haben Kinder auch ein „Spezialgebiet“ im dem sie sich sehr gut auskennen. Wenn wir eine solche Frage gestellt bekommen, passiert es wahrscheinlich, dass wir überfragt sind, da die Frage sehr präzise gestellt ist und schon eine detailreiche Antwort nötig ist (Warum gilt Pluto seit einiger Zeit nicht mehr als Planet?). Kinder interessieren sich aber auch sehr für andere Menschen und so kann es sein, dass sie dir persönliche Fragen stellen (Warum gehst du nicht jeden Sonntag in die Kirche?).
Fragen ist wichtig
Manchmal nervt es dich vielleicht, wenn Kinder viele Fragen stellen, aber in den Fragen zeigen die Mädchen und Buben ihre Interessen und auch die Art ihres Denkens. So wie sie die Frage stellen, ist es für sie notwendig und auch wichtig. Meistens wollen die Kinder mit ihren Fragen niemanden ärgern, auch wenn es manchmal so scheint.
Oft verbirgt sich in einer Frage eigentlich eine ganz andere (Warum haben Frauen keinen Bart? → Was ist der Unterschied zwischen Frauen und Männern?). Da ist es aber wichtig, dem Kind auf die gestellte Frage eine Antwort zu geben, wenn dir das möglich ist.
In jeden Fall fördern Fragen, die Kinder stellen, ihre Entwicklung und ihr Denken, auch wenn es manchmal keine Antwort gibt. Durch die Antworten, die junge Menschen auf ihre Fragen kriegen, erweitert sich aber nicht nur ihr Wissen. Manchmal stellen Kinder auch eine Frage, um ein Gespräch mit dir zu beginnen. Sie merken dann, dass sie dir als Person wichtig sind, weil du dir die Zeit nimmst, um nachzudenken oder mit ihnen auf eine Lösung zu kommen.
Antworten
Beim Antworten solltest du dieselbe Sprache verwenden wie die/der Fragende. Nur so kann sich das Wissen des Kindes erweitern, weil sie/er etwas mit der Antwort anfangen und diese in bestehendes Wissen einordnen kann.
Manchmal kann es aber auch passieren, dass du keine Antwort parat hast. Ich finde es wichtig, dass du den Kindern sagst, wenn du etwas nicht weißt. Es wird nie so sein, dass du alles weißt - aber wir können ja immer dazu lernen. Wenn es sich um eine „Wissensfrage“ handelt, kannst du ja bis zum nächsten Treffen in einem Buch nachschlagen oder im Internet recherchieren. Wenn du zugibst, dass du etwas nicht weißt, stört das nicht euer Verhältnis zueinander. Die Kinder sehen dann, dass Menschen immer noch dazulernen können und dass es spannend sein kann, sich gemeinsam neues Wissen anzueignen.
Es gibt aber auch Fragen, auf die es keine Antworten gibt (Warum rauchen Menschen, obwohl sie wissen, dass es ungesund ist?). Trotzdem sind die Fragen nicht unnütz. In solchen Fällen könnt ihr euch ja gemeinsam auf die Suche nach einem Weg zur Lösung machen, indem ihr sammelt, was euch zu der Frage einfällt oder wo es Ähnlichkeiten zu etwas anderem gibt.
Wir würden euch empfehlen, mit allen Fragen sehr behutsam umzugehen, weil manchmal persönliche oder im Umfeld der Kinder stattgefundene Leiderfahrungen dahinter stecken. Gerade solche Fragen können der Beginn eines Gespräches sein, das zwar keine Antworten hervorbringt, aber in dem du den Kindern zeigst, dass alle Fragen wichtig sind.
Religiöse Fragen
In der religiösen Entwicklung ist das Fragen etwas ganz Zentrales. Gerade in der Jungschar kann es sehr spannend sein, mit Kindern diesen Fragen nachzugehen!
Auch im religiösen Bereich gibt es Fragen, auf die es keine schnelle Antwort gibt – auf die du dich mit deinen Kindern einlassen kannst. Etwa die Frage nach dem Leid in der Welt, wo es doch einen liebenden Gott gibt, wirft viele Fragen auf (Wohin kommt mein Hase, wenn er stirbt?). Auch hier kann es sein, dass die Kinder Fragen haben, auf die du die Antwort einfach nicht weißt (Warum wurde Jesus gekreuzigt?). Nun kannst du dich mit den Kindern gemeinsam auf die Suche nach Antworten machen: in Büchern nachschlagen, gemeinsam überlegen, ob euch jemand aus der Pfarrgemeinde einfällt, der/die die Antwort wissen könnte, im Internet recherchieren,…
Viele religiöse Fragen sind philosophische (Warum müssen wir alle sterben? oder Woher kommen wir?).
Wie ihr euch in einer Gruppenstunde mit solchen Fragen auseinandersetzen könnt, erfahrt ihr z.B. in der Gruppenstunde „Weiß der Hund, dass er ein Hund ist?“, nachzulesen in der Gruppenstundendatenbank.
Fragen über die Zukunft
Wenn Kinder etwa am Beginn der Gruppenstunde oder am Lager nachfragen, was wir denn heute machen oder was noch alles geschehen wird, dann denken wir uns manchmal, dass sie „nur neugierig“ sind und wollen ihnen die Überraschung nicht verderben. Doch solche Fragen haben meist damit zu tun, dass etwas Neues oft mit viel Unsicherheit verbunden ist. Einerseits ist es spannend, Neues zu erleben, andererseits bringt das auch oft ein mulmiges Gefühl mit sich, wenn man nicht so recht weiß, was einen erwartet. Kinder haben diese „Zukunftsängste“ auch und brauchen neben neuen Erfahrungen auch Sicherheiten.
In der Jungschar macht sich das bemerkbar, wenn die Einladungen fürs Lager ausgeteilt werden oder in den letzten Stunden vor den Ferien, in denen das gemeinsame Lager stattfinden wird. Es kann vorkommen, dass die Kinder viel über die Zimmer im Quartier, das Essen, die Wiese beim Haus, das Schwimmen gehen, ... wissen wollen. Dabei wollen sie dich nicht ärgern, sondern sich ein Bild machen von dem, was auf sie zukommt. Um ihnen Sicherheiten zu geben, ist es gut, schon früh zu wissen, wie viele und wie große Zimmer es geben wird und vielleicht sogar ein paar Fotos vom Haus und der Umgebung zu haben. Auch zu wissen, mit wem man sich das Zimmer teilen wird, ist sehr sehr wichtig um ein bisschen einschätzen zu können, dass man sich dort auch wohl fühlen kann und Spaß haben wird.
Fragen an dich persönlich
Wahrscheinlich interessieren sich die Kinder auch für dich als Person und stellen dir auch dahingehend Fragen. Diese Fragen intensivieren auch eure Beziehung, weil dich die Kinder dadurch besser kennen lernen. Gerade Fragen nach deinen Erfahrungen mit der Welt können für die Kinder sehr interessant sein und ein Gespräch einleiten (Wie war es für dich, als du ein Geschwisterchen gekriegt hast?). Du als Gruppenleiter/in hast ja eine spezielle Beziehung zu den Kindern: Du bist älter als Freund/innen, aber meist jünger als die Eltern, ihr spielt miteinander und redet über verschiedene Themen, aber anders als in der Schule. Die regelmäßigen Treffen in der Jungschar bieten Raum für eine besondere Art der „Freundschaft“. Der/dem Gruppenleiter/in kann man Fragen stellen, die in der Schule keinen Platz haben oder über die man mit den Eltern vielleicht nicht reden möchte.
Es kann aber auch vorkommen, dass dir die Kinder sehr persönliche Fragen stellen. Wenn dir eine Frage zu intim ist, kannst und sollst du auch sagen, dass dir das zu persönlich ist und du nicht mit ihnen darüber reden willst. Kein Kind wird dir böse sein, wenn du deine Grenzen wahrst.
Probiert doch einfach aus, euch auf die Fragen der Kinder einzulassen und euch mit ihnen auf die Suche nach Antworten zu machen! Nur soviel ist dabei sicher: Es ist eine sehr spannende Herausforderung, bei der alle Beteiligten etwas dazulernen können…
Sabine Kräutelhofer
[aus dem kumquat "warum" 2008]