Multikulturalität auf Jungscharlager
Viele Jungschargruppen haben in den vergangenen Sommer Kinder, die aus ihrer Heimat fliehen mussten und in Österreich Zuflucht fanden, in die Jungschar aufgenommen. Besonders das Jungscharlager wurde in einigen Pfarren schon genutzt, Kontakte aufzubauen und zu intensivieren.
Wir begrüßen dieses Aufeinanderzugehen und wollen euch dabei unterstützen. In der Jungschar gehen wir von der Vision eines Zusammenlebens aus, wo Kinder und Erwachsene, Männer und Frauen, Arme und Reiche, … das Leben miteinander teilen. Deshalb sollen auch Kinder aus anderen Ländern in der Jungschar Erlebnisräume, Freundschaften und Möglichkeiten des sozialen Lernens für sich entdecken.
Wenn Kinder mit unterschiedlichen religiösen und kulturellen Hintergründen in unsere Gruppen kommen, werden GruppenleiterInnen und Leitungsverantwortliche vor besondere Herausforderungen gestellt. Es gilt, sensibel heranzugehen und mit viel Einfühlungsvermögen die Bedürfnisse der/des Einzelnen wahrzunehmen und zu respektieren. Wenn es gelingt, die Vielfältigkeit in Bezug auf Herkunft, Religion, soziales Umfeld, Familien- oder ökonomische Situationen zu benennen und anzunehmen, dann ist die Gruppe ein Ort positiver und bereichernder Erfahrungen für Kinder.
Wenn ihr Kinder, die erst seit Kurzem in Österreich leben, auf Jungscharlager mitnehmt, findet ihr hier ein paar Tipps:
- Der erste Schritt ist die Absprache in der GruppenleiterInnenrunde / im Jungscharlagerteam. Alle GruppenleiterInnen sollen sich einig sein und der Herausforderung gewachsen fühlen.
- Kinder sind Kinder. Auch die aus anderen Ländern. Achtet darauf, dass Kinder aus anderen Ländern nicht als „Flüchtlingskinder“ stigmatisiert werden, sondern als vollwertiger Teil der Gemeinschaft wahrgenommen werden.
- Aufenthaltsstatus: Wenn Kinder aus sogenannten „Drittstaaten“ mit euch auf ein Jungscharlager in Österreich (ohne das Land zu verlassen) fahren ist folgende Unterscheidung wesentlich: handelt es sich um ein Kind, dass sich noch im Asylverfahren befindet oder nicht. Wenn das Kind bereits „Anerkannter Flüchtling“ oder „subsidiär schutzberechtigt“ ist (das Asylverfahren also schon abgeschlossen ist), oder einen anderen Aufenthaltstitel hat, dann besteht im Großen und Ganzen kein Problem, dass das Kind auf Jungscharlager mitfährt. Ist das Asylverfahren des Kindes noch nicht abgeschlossen, sind zwei Dinge mit dem Betreiber/der Betreiberin des organisierten Quartiers zu beachten und jedenfalls vorher zu klären: als AsylwerberIn darf man nicht länger als 48h seinem organisierten Quartier unentschuldigt fernbleiben, ansonsten wird man „abgemeldet“. Da Jungscharlager meist länger dauern, sollte man dies unbedingt vorher mit dem Betreiber/der Betreiberin absprechen. Der zweite Punkt ist die Krankenversicherung. Die Krankenversicherung übernimmt immer die lokale Krankenkassa. Sollte das Kind nun im Zuge einer Ferienaktion in einem anderen Bundesland, oder weitab der „Heimatgemeinde“ behandelt werden, muss dies argumentiert werden können.
- Betreuung: Findet im Jungscharlagerteam eineN HauptverantwortlicheN in eurer Runde, der/die sich besonders um die Bedürfnisse der neuen Kinder annehmen kann.
- Finanzierung: Familien, die vertrieben wurden, wurde auch ihre Lebensgrundlage genommen. Versucht, in eurer Pfarre eine Möglichkeit zu finden, wie der Teilnahmebeitrag gedeckt werden kann (Pfarrgemeinderat, Pfarrcafé, private SpenderInnen).
- Religion: Sprecht euch gut mit den Erziehungsberechtigten ab und erklärt den Kindern, was ihr auf dem Jungscharlager tut. Es muss im Vorhinein klar sein, dass religiöse Programmpunkte Teil des Jungscharlagers sind. Sprecht euch ab, wie Kinder aus anderen Religionen daran teilnehmen können – das Kind darf selbst entscheiden, was passend ist.
- Sprache: Falls die Kinder noch nicht lange in Österreich sind, kann es zu Sprachbarrieren kommen. Erkundigt euch im Vorhinein (z.B. bei der Betreuerorganisation), wie gut die Sprachkenntnisse sind.
- Essen: In anderen Kulturen herrschen andere Essensgewohnheiten. Sprecht euch mit den Betreuungsorganisationen und den Eltern der Kinder ab, ob es etwas gibt, was eurem Speiseplan widerspricht.
- Elternarbeit: Mach es auch beim Elternabend fürs Jungscharlager zum Thema.
Mit eurem Engagement setzt ihr einen wichtigen Schritt für die Integration von Familien, die in Österreich neu sind. Wir danken euch für diesen Einsatz und wünschen euch alles Gute beim Jungscharlager!
Quelle: KJSÖ