FAQ und Tipps zum Thema: Ist die Jungschar für alle (auch nicht katholische) Kinder da?

Wenn nicht katholische Kinder in die Jungschar gehen (wollen), kann das eine Menge Fragen aufwerfen. Es kann sein, dass ihr euch unsicher seid, oder dass euch Leute aus eurer Pfarre ansprechen. Damit es euch leichter fällt, die Situtation zu meistern und solche Fragen zu beantworten, haben wir hier einige gesammelt und versucht, diese zu beantworten. Hoffentlich bestärken euch diese Argumente in eurer Arbeit und schenken euch das Selbstvertrauen, die Jungschar in einen Ort zu verwandeln, der ein Ort für alle sein kann. Wenn du Hilfe brauchst, dann such dir Menschen in deiner Pfarre und gerne auch im diözesanen Jungscharbüro, die dir weiterhelfen und dich unterstützen.

Ist die Jungschar offen für alle Kinder?

In der Jungschar wollen wir alle Kinder vorbehaltlos annehmen. Wir verfolgen die Vision eines solidarischen Miteinanders, somit ist der Schluss klar, dass auch alle Kinder in die Jungschar gehen dürfen, solange sie das gerne möchten. Es kann für nicht katholische Kinder spannend sein, hier Neues aus einer anderen Religion kennenzulernen und im spielerischen Tun Kontakte mit anderen Kindern zu knüpfen.

Jesus Christus ist uns hier ein Vorbild, auch er hat keinen Unterschied zwischen den Menschen gemacht und jede/n so angenommen, wie er/sie ist. Das soll auch in der Jungschar ein Leitmotiv sein: Wir wollen niemanden ausschließen oder ausgrenzen. Auch wenn das manchmal herausfordernd sein kann, wollen wir uns diesen Aufgaben stellen und sie gemeinsam bewältigen.

Sehr bereichernd ist es, wenn Kinder mit unterschiedlicher Religion und verschiedenen Traditionen in der Jungschargruppe zusammenkommen. Doch auch bei punktuellen Veranstaltungen, Ausflügen, dem Jungscharlager und der Sternsingeraktion sind Kinder ob katholisch, evangelisch, ohne Bekenntnis, muslimisch oder mit welchem religiösen oder weltanschaulichen Hintergrund auch immer gerne gesehen bzw. eingeladen mitzumachen. 

Was sollen Eltern wissen? Was sage ich den Eltern?

Allen Eltern soll grundsätzlich bewusst sein, dass sie ihre Kinder in die Katholische Jungschar schicken, daher das Programm christlich geprägt ist. Das heißt, dass wir unseren Kindern einen christlichen Umgang miteinander weitergeben wollen, das spiegelt sich in dem, wie wir miteinander spielen, Themen erarbeiten und uns miteinander auch über religiöse Fragen austauschen. Darum können auch Kinder aus anderen Religionen in die Jungschar kommen.

Erzähle so wie allen Eltern auch den Müttern und Vätern von nicht katholischen Kindern, was ihr in der Jungschar macht und dass auch religiöse Themen besprochen werden.

Prinzipiell finden wir nicht, dass du allen Eltern erzählen musst, welches Religionsbekenntnis die anderen Kinder haben, die in die Jungschar gehen. Wenn dich Eltern oder Kinder darauf ansprechen, ob auch nicht katholische Kinder in die Jungschar gehen dürfen, dann kannst du dich auf die Offenheit der Jungschar berufen und auch diese Antworten verwenden. Wie du ja jetzt schon gelesen hast, gibt es viele Argumente dafür, warum auch nicht katholische Kinder in die Jungschar gehen dürfen.

Prinzipiell ist zu beachten: Je nachdem, wie viel du generell den Eltern deiner Kinder über die Jungschar berichtest, soviel solltest du ihnen auch mitteilen. Generell ist Elternarbeit ein wichtiges Thema und sollte nicht zu kurz kommen. Trotzdem sollte es eine Balance geben, nur weil ein Kind nicht katholisch ist, braucht es hier keine andere Behandlung als ein Kind mit katholischem Glaubensbekenntnis.

Wie kann ich mich sinnvoll in der Jungschar mit religiösen Themen beschäftigen?

"In der Jungschar wollen wir unseren Glauben gemeinsam leben. Das bedeutet für uns besonders Gemeinschaft, Gespräche, Treffen, Spaß und Entwicklung am Menschen, aber auch ruhigeres Tun und kindgemäßes Beten. Unsere Kinder zu begleiten und zu fördern heißt auch, sie im Glauben zu stärken und ihnen zu ermöglichen, auf ihre Art den christlichen Glauben zu entdecken und hineinzuwachsen. Wir wollen christliche Werte kindgerecht spielerisch vermitteln und leben, um den Kindern einen ihnen entsprechenden Weg in die Kirche anzubieten." (Jungschar-Manifest Wien)

Fragen nach dem Leben und der Welt beschäftigen alle, egal ob alt oder jung, ganz oft sind das zutiefst religiöse Fragen. Fragen mit denen wir uns alle beschäftigen, die auch unabhängig von jeder Religion wichtig sind. Gerade für Kinder sind diese Aspekte spannend. In der Jungschar soll Kindern somit auch ein Raum gegeben werden, der es ihnen ermöglicht, sich mit diesen Themen spielerisch und altersgerecht auseinanderzusetzen.

Wenn du dich mit konkreten Themen beschäftigst, kann es sicherlich auch bereichernd sein, Kinder mit anderen Religionen in der Gruppe zu haben, denn hier kann es zu einem spannenden Austausch kommen, und ihr könnt sicherlich viel Neues voneinander erfahren. Gebt den Kindern einen Raum um über Bräuche, die verschiedenen Sprachen, die Religionen und damit verbunden Feste, ... zu sprechen. Versucht miteinander die Unterschiede und die Gemeinsamkeiten herauszufinden und lasst euch dadurch bereichern.

Wie ist das mit liturgischem Feiern?

Das Feiern ist ein wichtiger Bestandteil unseres Glaubenslebens, darauf soll auch im Rahmen der Katholischen Jungschar nicht verzichtet werden. Jungscharmessen sind in den meisten Pfarren ein fester Termin des Jahresprogramms. Natürlich ist es hier für Kinder, die in deine Gruppe gehen, aber nicht katholisch sind, nicht immer möglich mitzufeiern.

Es spricht überhaupt nichts dagegen, dass du nicht katholische Kinder und ihre Familien im Sinne einer liturgischen Gastfreundschaft zu euren Gottesdiensten, Feiern im Jahreskreis, Morgenlöbern etc. einlädst. Hol dir dafür immer das Einverständnis der Eltern und stell den Kindern frei, welche Teile sie mitmachen und welche für sie nicht passend sind (z.B. Lieder, Kreuzzeichen, Gebete). Du kannst Kinder aus anderen Religionen auch einladen, selbst Texte oder Lieder in die Feiern miteinzubringen.

Es gibt auch liturgische Feiern, bei denen verschiedenen Religionen miteinander feiern können. Wenn du Interesse an solchen multireligiösen Gottesdiensten hast, frag doch in der Pfarre oder im Diözesanbüro der Kath. Jungschar nach. 

Ist die Jungschar dann katholisch?

Was wir im Rahmen der Jungschar tun, ist immer ein Handeln im katholischen kinderpastoralen Auftrag. Unsere Wurzeln sind der katholische Glaube und der wird nicht dadurch weniger, dass auch andersgläubige Kinder in die Jungschar gehen.

Altbischof Dr. Johann Weber, ehem. Vorsitzender der Bischofskonferenz, sagte in seiner Rede zum „Ausländersonntag“ 1995: „,Katholisch´ meint zunächst nicht den Namen einer Konfession, sondern steht für unseren Glauben, dass Christus uns vor jeder staatlichen oder nationalen Zugehörigkeit zu einer Einheit verbindet, die alle Menschen ersonnenen Abgrenzungen und hochgehaltenen Unterschiede zweitrangig werden lassen.“

Das Christentum will das Heil und die Erlösung jedes/r Einzelnen. Das Christentum ist eine zutiefst politische Religion, die immer auch die Welt verändern will zugunsten aller Menschen.

Was muss ich beim Jungscharlager beachten?

Wenn ihr nicht katholische Kinder oder Kinder, die erst seit Kurzem in Österreich leben, auf Jungscharlager mitnehmt, gibt es ein paar Tipps:

  • Der erste Schritt ist die Absprache in der GruppenleiterInnenrunde / im Jungscharlagerteam. Alle GruppenleiterInnen sollen sich einig sein und der Herausforderung gewachsen fühlen.
  • Kinder sind Kinder. Auch die aus anderen Ländern. Achtet darauf, dass Kinder aus anderen Ländern nicht als „Flüchtlingskinder“ stigmatisiert werden, sondern als vollwertiger Teil der Gemeinschaft wahrgenommen werden.
  • Aufenthaltsstatus: Im Vorhinein ist zu klären, welchen Aufenthaltsstatus die Kinder haben. Im Teil „Multikulturalität auf Jungscharlager“ findest du wichtige Tipps dazu.
  • Betreuung: Findet im Jungscharlagerteam eine/n Hauptverantwortliche/n in eurer Runde, der/die sich besonders um die Bedürfnisse der neuen Kinder annehmen kann.
  • Finanzierung: Familien, die vertrieben wurden, wurde auch ihre Lebensgrundlage genommen. Versucht, in eurer Pfarre eine Möglichkeit zu finden, wie der Teilnahmebeitrag gedeckt werden kann (Pfarrgemeinderat, Pfarrcafé, private SpenderInnen).
  • Religion: Sprecht euch gut mit den Erziehungsberechtigten ab und erklärt den Kindern, was ihr auf dem Jungscharlager tut. Es muss im Vorhinein klar sein, dass religiöse Programmpunkte Teil des Jungscharlagers sind. Sprecht euch ab, wie Kinder aus anderen Religionen daran teilnehmen können – das Kind darf selbst entscheiden, was passend ist.
  • Sprache: Falls die Kinder noch nicht lange in Österreich sind, kann es zu Sprachbarrieren kommen. Erkundigt euch im Vorhinein (z.B. bei der Betreuerorganisation), wie gut die Sprachkenntnisse sind.
  • Essen: In anderen Kulturen herrschen andere Essensgewohnheiten. Sprecht euch mit den Betreuungsorganisationen und den Eltern der Kinder ab, ob es etwas gibt, was eurem Speiseplan widerspricht.
  • Elternarbeit: Mach es auch beim Elternabend fürs Jungscharlager zum Thema.

Quelle: KJSÖ