Auf der Suche nach dem Gemeinsamen

Religionsverbindende Aktionen

Der Hinduismus, der Buddhismus, das Judentum, der Islam und das Christentum zählen zu den fünf Weltreligionen, dies ist sicher nichts Neues für dich. Doch weißt du auch, welche Gemeinsamkeit diese großen Regionen teilen, was sie unterscheidet und was sie eben verbindet? Aus diesem Grund gehen wir Begriffen wie Religion und Interreligiösem Dialog nach. Du lernst die goldene Regel kennen, die dir beim Vorbereiten und durchführen eines religionsverbindenden Friedensgebets eine große Hilfe ist und erhältst auch konkrete Ideen, wie du gemeinsam mit deiner Gruppe und andersgläubigen Jugendlichen und Kindern ein Friedensgebet organisieren und durchführen kannst.

Was heißt jetzt eigentlich „interreligiöser Dialog“?

Interreligiöser Dialog und Dialog der Religionen (von altgriech. dialégomai: sich unterhalten) sind Bezeichnungen für den absichtsvollen, im Idealfall gleichberechtigten, respektvollen, aber auch kritischen Meinungsaustausch, die Begegnung oder auch die Zusammenarbeit in Alltag und Theologie zwischen Vertreter/innen und Angehörigen verschiedener Religionen. Der interreligiöse Dialog kann mehrere Religionen gleichzeitig einbeziehen, häufiger sind jedoch Begegnungen zwischen zwei Religionen.

(Quelle: August 2012 http://de.wikipedia.org/wiki/Interreligi%C3%B6ser_Dialog

Allgemein gilt für den interreligiösen Dialog, dass er im Geiste der Höflichkeit und des gegenseitigen Respekts zu führen ist. Wichtig ist die Fähigkeit und Bereitschaft, selbst auch den eigenen Glauben zu bezeugen, ohne dass damit die ausdrückliche Absicht verbunden sein muss, den/die Gesprächspartner/in für diesen Glauben zu gewinnen. Es geht im Dialog nicht um das gemeinsame Finden einer Kompromiss-Wahrheit oder einer Kompromiss-Theologie, sondern um das bessere Verstehen des anderen, und mitunter auf diesem Wege um das bessere Verstehen des eigenen Glaubens. Dieser Prozess schließt die Möglichkeit zur Veränderung mit ein, denn religiöse Traditionen sind keine betonierten Wesenheiten. Die Erfahrungen, die ihre Angehörigen im Laufe von Begegnungen und interreligiösen Dialogen durch die Geschichte hindurch machen, bleiben auf Dauer nicht ohne Folgen.

(Prof. Dr. Ulrich Dehn, Juni 2006 (http://www.ekd.de/ezw/Lexikon_106.php)

Wenn wir als Katholik/innen von Interreligiösem Dialog sprechen, dann berufen wir uns auf einen sehr schönen Text, der ganz klar verdeutlicht, um was es beim Dialog zwischen den Religionen gehen sollte:

In unserer Zeit, da sich das Menschengeschlecht von Tag zu Tag enger zusammenschließt und die Beziehungen unter den verschiedenen Völkern sich mehren, erwägt die Kirche mit umso größerer Aufmerksamkeit, in welchem Verhältnis sie zu den nichtchristlichen Religionen steht. Gemäß ihrer Aufgabe, Einheit und Liebe unter den Menschen und damit auch unter den Völkern zu fördern, fasst sie vor allem das ins Auge, was den Menschen gemeinsam ist und sie zur Gemeinschaft untereinander führt. ...

Die Menschen erwarten von den verschiedenen Religionen Antwort auf die ungelösten Rätsel des menschlichen Daseins, die heute wie von je die Herzen der Menschen im tiefsten bewegen: Was ist der Mensch? Was ist Sinn und Ziel unseres Lebens? Was ist das Gute, was die Sünde? Woher kommt das Leid, und welchen Sinn hat es? Was ist der Weg zum wahren Glück? Was ist der Tod, das Gericht und die Vergeltung nach dem Tode? Und schließlich: Was ist jenes letzte und unsagbare Geheimnis unserer Existenz, aus dem wir kommen und wohin wir gehen?

Quelle: 2. Vatikanisches Konzil: Erklärung über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen „Nostra Aetate“ (1965)

Es geht darum, dass alle Menschen im Grunde die gleichen Fragen stellen und eben nach denselben Antworten suchen. Also, warum nicht gemeinsam fragen und gemeinsam suchen?

Begegnung ist der erste Schritt

Sofern du nicht direkt in der Gruppe und in deinem Alltag mit anderen Religionen in Berührung kommst, könnte es sehr bereichernd sein, wenn du dich gemeinsam mit deiner Kindergruppe auf die Suche begibst. Informiere dich in deinem Ort: Gibt es Menschen anderer Religionen? Kennt du oder die Kinder deiner Gruppe sie? Falls du Kinder kennst, die einer anderen Glaubensgemeinschaft angehören, dann könnt ihr sie zu euren Treffen einladen, vielleicht ergibt sich dann auch eine religionsverbindende Aktion wie zum Beispiel ein gemeinsames Gebet.

Das religionsverbindende Gebet

Sich Austauschen und gemeinsam Planen: Führt im Vorfeld Gespräche mit andersgläubigen Kindern, Jugendlichen & Familien und auch deren offiziellen Vertreter/innen. Mache sie mit eurer Idee eines gemeinsamen Gebetes vertraut. Lade die Vertreter/innen anderer Religionen zu einem ersten Treffen ein und konkretisiert gemeinsam die Idee. Vor dem Treffen ist es vielleicht sinnvoll, dich vorzubereiten und ein wenig mit anderen Religionen zu beschäftigen.

Was sagen die Religionen zum Frieden?

Gibt es zwischen diesen sehr unterschiedlichen Glaubensrichtungen ein einigendes Band, wenn es um den Frieden geht? Der Theologe Hans Küng ist genau dieser Ansicht. Gemeinsam mit Experten aus allen Weltreligionen tritt er dafür ein, dass sich die Gläubigen auf eine gemeinsame Botschaft besinnen, die in allen Religionen zu finden ist. Man nennt diese gemeinsame Botschaft der Religionen die „goldene Regel“.

DIE GOLDENE REGEL

Als Goldene Regel (lat. regula aurea; engl. golden rule) bezeichnet man einen alten und verbreiteten Grundsatz der praktischen Ethik: „Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst.“ Dieser Grundsatz ist in allen großen Religionen vorhanden:

  • Hinduismus
    „Dies ist die Summe aller Pflichten: Tue keinem anderen das Leid an, was bei Dir selbst Leid verursacht hätte.“ 
    (vor ca.3700 Jahren) Mahabharata, V,1517
  • Judentum
    Was Dir weh tut, tue keinem anderen an. 
    (vor ca. 3500 Jahren) Talmud, Shabbat
  • Zoroastrismus
    Tut keinem etwas an, was für Euch selbst nicht gut erschienen wäre. 
    (vor ca. 3000 Jahren) Zoroaster Shayast-na-shayast,xiii,29)
  • Taoismus
    Erachte den Vorteil Deines Nächsten als Deinen Vorteil, und Deines Nächsten Nachteil als Deinen Nachteil.
    (vor ca. 2600 Jahren) Kan Yein Phien,3
  • Buddhismus
    Füge Deinem Nächsten nicht den Schmerz, der Dich schmerzt. 
    (vor ca. 2500 Jahren) The Buddha, Udana, v, 18
  • Christentum
    Alles, was Ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihnen! Darin besteht das Gesetz und die Propheten. 
    (vor ca. 2000 Jahren) Quelle: Jesus Christus, Matthäus 7,12
  • Islam
    Keiner von Euch ist ein Gläubiger, solange er nicht das für seinen Bruder wünscht, was er für sich selbst gewünscht hätte. 
    (vor ca. 1300 Jahren) Mohammed
  • Baha‘i Religion
    Bürdet keiner Seele eine Last auf, die ihr selber nicht tragen wollt, und wünscht niemandem, was ihr euch selbst nicht wünscht. Dies ist Mein bester Rat für euch, wolltet ihr ihn doch beherzigen. 
    (vor ca. 140 Jahren) Baha‘u‘llah

Einen Vorschlag für die Gestaltung einer religionsverbindenden Feier zum Thema Frieden gibt es hier

Quelle: Jungschar ist für alle da. KJSÖ
Tlw. entnommen aus: „Interreligiöses Friedensgebet“ Artikel SKJ Infos 03 10/11 Zeitschrift Südtirols Katholische Jugend, Esther Degasperi