Jungschar ist für alle da

In jeder Jungschargruppe geht es im Grunde darum, den Kindern einen sicheren Ort für Gemeinschaft, Freundschaft und Experimentierräume für ihre Neugier zu bieten. Die Kinder sollen in der Gruppe Kind sein dürfen, und werden von dir als Gruppenleiter/in ein Stück weit dabei begleitet. Dabei gilt der Leitspruch: In der Jungschar haben alle Kinder mit all ihren Fähigkeiten und Interessen Platz. Also ein bunter Haufen an quirligen und sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten, der dich fordert, aber gerade deshalb so viel Spaß macht.

Als Gruppenleiter/in ist es in der heutigen Zeit nicht ungewöhnlich, darüber hinaus auch mit dem Phänomen der Migration und somit Kindern anderer Kultur oder anderer Religion in deiner Gruppe konfrontiert zu sein. Genau für solche Fälle, und für Gruppen in denen diese Phänomene zum Thema werden, ist diese Materialsammlung gedacht. Wir haben für dich all das zusammen getragen, was sich in der Praxis bewährt hat. Damit du aber je nach Situation und Anlass weißt, was angebracht ist, möchten wir dir vorab eine Tippliste mit auf den Weg geben. Nicht immer ist es nämlich notwendig, eine ganze Gruppenstunde mit Methoden und einschlägigen Spielen zu füllen, sondern vieles passiert bereits, durch deine Sensibilität fürs Thema und das entsprechende Vorleben und Weitergeben einer offenen und pragmatischen Herangehensweise. Hier nun das, was uns am wichtigsten erscheint:

  1. Nimm neue Kinder, zunächst vorbehaltlos in die Kindergruppe auf. Egal welcher Kultur oder Religion sie angehören: Jungschar ist für alle da.
  2. Die Gruppe wird dadurch natürlich noch ein Stück heterogener und es wird – so wie immer wenn neue Kinder in die Gruppe kommen – Zeit brauchen, um damit sich alle Beteiligten an die neue Gruppenkonstellation gewöhnen. 
  3. Suche das Gespräch mit den Eltern. In erster Linie mit den Eltern der Kinder, die neu zur Gruppe stoßen und die Jungschar und ihre Grundwerte nicht kennen. Ganz wichtig ist das vor allem bei Kindern, die einer anderen Religionsgemeinschaft angehören. Ihre Eltern müssen wissen, dass sich die Tätigkeiten in der Gruppe an den Grundsätzen und Werten des christlich-katholischen Glaubens ausrichtet.
  4. Vergiss die anderen Kinder und deren Eltern nicht. Auch sie sollen im richtigen Maß informiert werden. Die Eltern müssen nicht gefragt werden, ob Kinder anderer Kultur und/oder Religion dabei sein dürfen oder nicht. Es ist deine Aufgabe dahingehend zu sensibilisieren, dass die Jungschar Platz für alle hat, du dir aber der daraus resultierenden besonderen Situation bewusst bist. 
  5. Du bist nicht allein, gerade wenn es um kulturelle und religiöse Integration geht. Das ist ein Thema, das die ganze Gruppenleiter/innen-Runde betrifft. Thematisiert das gemeinsam. Es wäre auch gut, sich methodisch mit den Themen wie Kultur und Religionen in dieser Runde auszutauschen und sich ggf. Informationen oder fachliche Unterstützung von außen dazu zu holen. Das kannst du dann in angepasster Form auch mit den Kindern machen.
  6. Beim Spielen, Basteln und Herumtollen, wirst du wahrscheinlich keine Schwierigkeiten haben, aber wenn es um das gemeinsame Feiern und Beten geht, solltest du sehr sensibel damit umgehen. Es gibt Feierformen für religionsverbindende Gebete, die sehr bereichernd für alle sind. Wichtig ist dabei, ein paar Regeln zu befolgen.
  7. Andersgläubig sein / einer anderen Kultur anzugehören heißt nicht automatisch sattelfest im Praktizieren des eigenen Glaubens der eigenen Traditionen zu sein: Überfordere die Kinder nicht, indem du voraussetzt, dass sie alles über die eigenen Religion/Kultur wissen. Auch sie müssen in ihre Glaubensgemeinschaft, in ihre Kultur erst hineinwachsen.
  8. Gemeinsames Feiern: beziehe den Pfarrer und Vertreter/innen der anderen Glaubensgemeinschaften in der Vorbereitung mit ein. So kann aus einer simplen Aktion der Jungschargruppe ein Brückenschlag zwischen den verschiedenen Kultusgemeinden bzw. Religionsgemeinschaften passieren. 
  9. Für alle da sein in der Jungschar und alle Platz haben lassen, heiß vor allem auch Raum geben, und sich zurücknehmen. Die Kinder sollen diese Vielfalt in der sie als Gruppe zur Gemeinschaft werden als Bereicherung erleben. 
  10. Du als Gruppenleiter/in hast dafür zu sorgen, dass die Rahmenbedingungen stimmen und sich jedes Kind angenommen und aufgehoben fühlt. Und dabei hilft es dir zu wissen, dass schlussendlich alle Kinder Kinder sind, egal woher sie kommen, welche Geschichte, welchen Glauben sie mitbringen. Kinder spielen und lachen, weinen und streiten, freuen und versöhnen sich.

Quelle: KJSÖ, Jungschar ist für alle da.