Von 18. bis 23. Juli 2010 wird in Wien die 18. Welt-Aids-Konferenz stattfinden. Rund 25.000 Teilnehmer/innen werden erwartet. Dieser Artikel soll dir einen Einblick in die Thematik von HIV und Aids geben.
Für mich war HIV und Aids bis vor kurzem sehr abstrakt und weit weg. Ich kenne niemanden, der oder die davon direkt betroffen ist. Wenn ich mir nun die Zahlen derer anschaue, die mit HIV und Aids leben, dann ändert sich mein Gefühl und HIV und Aids wird zu einem Thema für mich.
HIV und Aids ist eine Immunschwächeerkrankung. Das HI Virus schwächt das Immunsystem des Körpers. Der Mensch mit diesem Virus stirbt dann, wenn das Immunsystem zu schwach ist, um Infektionen abzuwehren. Als AIDS wird das letzte Stadium der Krankheit bezeichnet. AIDS ist nicht heilbar, aber behandelbar. Eine Kombinationstherapie, die seit 1996 in Verwendung ist, kann das Virus und die Infektionen unter Kontrolle bringen. Da es noch keine Langzeiterfahrungen mit dieser Kombinationstherapie gibt, weiß man noch nicht genau, wie lange die Überlebenszeit mit Hilfe dieser Therapie sein kann. Sie wirkt auf jeden Fall besser als die Therapie, die davor in Verwendung war.
Im Jahr 1981 wurde der erste HIV und Aids Fall diagnostiziert. Seit damals sind rund 70 Millionen Menschen daran erkrankt und davon sind rund 26 Millionen Menschen gestorben. HIV und Aids ist somit neben Malaria und Tuberkulose eine der größten Pandemien.
Betroffen sind vor allem Menschen in Weltregionen, die stark von Armut, Wanderarbeit, sozialer Instabilität, wenig Zugang zu Gesundheitsversorgung und Bildungs- und Aufklärungseinrichtungen, Krieg, Tabuisierung von Themen wie Sexualität, sexuelle Gewalt, sowie Benachteiligung von Frauen betroffen sind. Beinahe drei Viertel aller Menschen, die von HIV betroffen sind, leben im südlichen Afrika. Die Menschen in dieser Region zählen zu den ärmsten der Welt. Armut bedingt somit HIV und Aids. Auch in der Karibik und in Ost-Asien ist HIV und Aids ein sehr großes Problem. Alarmierend sind vor allem die Zahlen für Osteuropa und Zentral- und Südasien, da hier die Zahl der Neuinfektionen stark ansteigt, vor allem in Russland, der Ukraine und Indien.
Man geht davon aus, dass heute insgesamt rund 33,5 Millionen Menschen (manchmal wird die Zahl noch höher angegeben) mit dem HI-Virus angesteckt sind. Mehr als ein Drittel dieser Menschen hat keinen Zugang zu einer wirkungsvollen Behandlung. Betroffen sind vor allem Frauen und Mädchen.
Auch in Österreich stellt HIV und Aids ein Problem dar. Ca. 12.000 bis 15.000 Menschen leben mit dem HIV und Aids Virus.
Im Jahr 2000 hat die UNO Staatengemeinschaft sich verpflichtet, acht Entwicklungsziele, Millennium Development Goals, bis zum Jahr 2015 zu erreichen. Neben Zielen wie die Reduktion von extremer Armut auf die Hälfte, die Sicherstellung der Grundschulausbildung aller Kinder, die Erhöhung der Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen, die Senkung der Kindersterblichkeit, ist auch die Eindämmung von HIV und Aids geplant. Noch sind fünf Jahre Zeit, bis die Ziele erfüllt sein sollen. Allerdings schaut es sehr schlecht aus. Das Problem ist unter anderem, dass mit den Mitteln, die die aktuelle globale Situation verursacht haben, versucht wird, diese Situation zu ändern. In Bezug auf HIV und Aids zum Beispiel, spielt die Pharmaindustrie eine problematische Rolle: Entwicklungskosten für Medikamente werden extrem hoch angesetzt, Pharmakonzerne forschen eher in „rentableren“ Bereichen, Patentschutz auf Medikamente (nur das Unternehmen, das das Medikament entwickelt hat, darf weiter daran forschen) verhindern eine schnelle Weiterentwicklung. Außerdem wird darauf geschaut, dass keine billigen Nachahmungspräparate (sog. Generika) auf den Markt kommen. Und trotzdem rät das UNO Entwicklungsziel den Aufbau einer medizinischen Versorgung in Kooperation mit der Pharmaindustrie.
Länder, in denen HIV und Aids ein großes Problem ist, verfügen meist nicht über genügend medizinisches Fachpersonal. Ausgebildete Mediziner/innen wandern auf Grund der schlechten Bezahlung oft in „reichere“ Länder ab. Somit ist es extrem schwierig ein stabiles Gesundheitssystem aufzubauen. Ganz grundsätzlich wäre weltweit genug Geld vorhanden: So hat zum Beispiel der Irakkrieg der Jahre 2002 bis 2005 rund 250 Milliarden US $ gekostet. Dieser Betrag würde sechs Jahre lang eine medizinische Grundversorgung der gesamten Weltbevölkerung ermöglichen. Da der Aufbau eines funktionierenden Gesundheitswesens mehr als Geld braucht, hinkt der Vergleich etwas, zeigt aber trotzdem in welche Bereiche vorrangig investiert wird.
Das Grundthema der heurigen internationalen Welt-Aids-Konferenz in Wien wird der Zusammenhang zwischen Menschenrechten, Gesundheit und HIV und Aids sein. Jeder Mensch hat ein Recht auf Leben und Gesundheit, auf Würde und Selbstbestimmung, auf Zugang zu Gesundheitseinrichtungen, zu lebensrettenden Maßnahmen, zu Behandlung, ein Recht auf Prävention, Information. Die Einhaltung der Menschenrechte, vor allem der betroffenen Personen, gilt als Vorbedingung einer erfolgreichen Strategie zur Bekämpfung von HIV und Aids. Menschenrechtsverletzungen finden zum Beispiel da statt, wo nicht ausreichend Information und Bildung über die Infektionsmöglichkeiten vorhanden sind, wo präventive, also vorbeugende, Maßnahmen nicht getroffen werden, wo der Zugang zu medizinischen Einrichtungen nicht bis kaum gegeben ist, wo Hunger ein großes Thema ist, wo Arbeitnehmer/innen diskriminiert werden, wo die Reisefreiheit eingeschränkt ist oder wo gesundheitsbezogene Daten weitergegeben werden.
Betti Zelenak
http://www.aids.at
http://www.aids2010.org
aus dem kumquat "Der.Die.Das" 2/2010