Schon ein ganz kleines Lied kann viel Dunkel erhellen.

(Franz von Assisi)
Anregungen und Tipps zum Singen mit Kindergruppen

Singen ist gesund. Es stärkt die Abwehrkräfte, hebt die Stimmung, regt die Verdauung an, hilft beim Stressabbau und fördert Sprach-, Denk- und Konzentrationsfähigkeit. Doch nicht nur das – es ist gleichzeitig eine ganz besondere Form des Selbstausdrucks. Das „Erheben“ der eigenen Stimme stärkt das Selbstbewusstsein und das gemeinsame Singen kann eine Gemeinschaft stärken, eine Gruppe näher zusammenwachsen lassen. Außerdem ist Gesang eine wichtige Form für Rituale des Glaubens. Gerade für Kinder kann Gesang als aktive, konkret körperlich spürbare Form, den Weg ins Gebet erleichtern – sei das im Gemeindegottesdienst, zuhause unter dem Weihnachtsbaum oder in der Kindergruppe.

Singen mit der Kindergruppe kann ein großartiges Erlebnis sein. Gerade wenn ihr darin wenig Übung habt, kann das Anleiten aber auch eine große Herausforderung sein. Hier haben wir für euch ein paar Tipps und Infos dazu gesammelt, was man bedenken sollte, wenn man mit Kindern singt. In der Kinderpastoralwoche könnte das Singen zum Beispiel in gemeinsamen Gottesdiensten besondere Aufmerksamkeit bekommen, oder vielleicht habt ihr ja Lust, euch einfach im Gruppenraum oder im Pfarrgarten musikalisch zu betätigen?

Singen ist für alle da!

Singen ist großartig, das haben wir oben schon festgestellt. Trotzdem gibt es viele Menschen, die sich diese Freude entgehen lassen. Jede/r von uns kennt jemanden, der/die nicht singt – und zwar meist deswegen, weil ihm/ihr irgendwann erklärt wurde, er/sie könne das nicht.

In der Jungschar ist es uns wichtig, dass sich jedes Kind entfalten kann – im Zusammenleben, aber eben auch im Singen. Die Angebote, die wir in der Kinderpastoral setzen, richten sich nicht an speziell musikalisch begabte Kinder, sondern eben an alle. Es geht hier nicht vorrangig um eine große künstlerische Leistung (obwohl die durchaus manchmal entstehen kann), sondern um den gemeinsamen Prozess des Musizierens.

Damit das gemeinsame Singen Spaß macht, ist es wichtig, dass eine stressfreie Atmosphäre herrscht. Dazu gehört auch die Freiheit, nicht singen zu müssen – viele Kinder hören auch einfach gerne zu, brauchen vielleicht etwas mehr Zeit, um Lieder kennenzulernen. Es ist wichtig, ihnen ihren eigenen Zeitplan zu lassen – erfahrungsgemäß macht es viel mehr Freude, an etwas teilzunehmen, wenn man die Entscheidung dazu selbst treffen konnte.

Was singen wir denn eigentlich?

Je nach Kontext und Ziel können mit Kindern viele verschiedene Lieder gesungen werden – am Lagerfeuer, beim Wandern oder beim Faschingsfest ist anderes gefragt als im Kinderwortgottesdienst.
Bei der Auswahl geeigneter Lieder ist allerdings allgemein einiges zu bedenken:

  • Tonhöhe: Kinderstimmen (von Buben wie auch von Mädchen) sind bedeutend höher als jene von Erwachsenen. Vor allem der Tonhöhenbereich, in dem das Singen angenehm ist, unterscheidet sich und verändert sich auch im Laufe der Kindheit. Eine Faustregel ist, dass der Bereich von f1 bis f2 für Kinder am besten zu singen ist. Das heißt, die Notenzeichen sollten innerhalb der fünf Notenlinien sein.
  • Komplexität: Mit geübten und aufeinander „eingesungenen“ Kindergruppen kann man natürlich alle möglichen Herausforderungen angehen. Gerade wenn du selbst wenig Erfahrung mit dem Singen mit Kindergruppen hast, ist es aber gut, einfache und eingängige Melodien zu wählen, um den Stresslevel niedrig zu halten.
  • Text: Es ist wichtig, Lieder auszuwählen, deren Texte für die Kinder verständlich sind. Sie sollen möglichst konkret und für die Kinder aus ihrem Alltagsleben heraus zugänglich sein. Es sollten möglichst wenige abstrakte Begriffe (zB Wörter, die auf –heit, -keit und –schaft enden) vorkommen.
  • Länge/Wiederholung: Für den Anfang ist es ratsam, eher kurze Lieder mit viel Wiederholung (von Text und Melodie) auszusuchen. Das kann ein schnelles Erfolgserlebnis liefern und hält die Motivation für weitere neue Lieder hoch. Hilfreich kann es auch sein, wenn zumindest ein Teil der Kinder die Lieder schon kennt.

neue Lieder – neue Herausforderungen?!

Die meisten Kinder bringen aus Kindergarten, Familie, Schule und Kirche schon ein gewisses Repertoire an Liedern mit. Wahrscheinlich gibt es auch bei euch in der Pfarre einen Grundstock an Liedern, der immer wieder vorkommt. Manchmal ist es aber auch spannend, gemeinsam ein neues Lied zu erarbeiten. Vielleicht könnte es in der nächsten Gemeindemesse mal ein neues Danklied geben, dessen Text die Kinder auch wirklich verstehen?

Beim gemeinsamen Singen neuer Lieder ist folgendes wichtig:

  • Übung: Ein Lied, das zum Beispiel in einer Messe gesungen werden soll, sollte vorher gemeinsam geübt werden. Entweder mit der Kindergruppe in einer Gruppenstunde, oder vielleicht sogar in einer Liedprobe mit der ganzen Gemeinde direkt vor dem Gottesdienst? Wenn man es vorher schon einmal ausprobiert hat, macht das Singen meist viel mehr Freude, und die Feier wird dadurch festlicher.
  • Melodie und Text: Oft liegt der Fokus beim Lernen eines neuen Liedes am Üben des Textes. Das ist wichtig, weil der Text in vielen Liedern den Gesangsrhythmus vorgibt. Dabei wird aber oft auf das Üben der Melodie vergessen, was das Singen sehr schwer macht. Nehmt euch Zeit, Melodie und Text einzeln und später zusammen nachzuhören und eine Verbindung aufzubauen!
  • Hören als Basis: Vom Blatt zu singen ist für die allermeisten Erwachsenen eine riesige Herausforderung – gerade weil Noten zu lesen gar keine so einfache Sache ist. Für Kinder erschwert sich dieser Vorgang noch speziell, weil sie oft auch mit dem Lesen von Schrift noch nicht ganz sattelfest sind. Achtet deshalb speziell darauf, Melodie und Text oft vorzusingen/vorzuspielen, damit sich die Kinder am Gehörten orientieren und „einfach mitsingen“ können.

Die Stimme ist nicht das einzige Instrument …

Begleitung mit Instrumenten macht die Musik bunter und das Singen macht so noch mehr Spaß. Hier ein paar Möglichkeiten, wie Instrumentalbegleitung gut funktionieren kann:

  • Erwachsene begleiten: Wahrscheinlich habt auch ihr jemanden in der Pfarre, der oder die ein Begleitinstrument (Gitarre, Keyboard, Orgel, Metallophon? der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt!) spielt. Vielleicht gibt es da sogar eine/n Gruppenleiter/in, den/die die Kinder bereits kennen? Perfekt! Wichtig ist es, darauf zu achten, dass die begleitenden Personen das Lied schon kennen (bzw. die Noten vor dem gemeinsamen Singen haben). Außerdem braucht das Spielen eines Instrumentes meist viel Konzentration. Achtet deshalb darauf, dass es zumindest eine/n Erwachsene/n gibt, der/die frei ist, um mit den Kindern zu singen und für die Gruppe da zu sein!
  • Kinder spielen ein Instrument: Vielleicht gibt es sogar das eine oder andere Kind, das selbst ein Instrument spielt? Wunderbar! Achtet hier besonders darauf, dass es die Noten vorher zum Üben bekommt, dass die Schwierigkeitsstufe nicht zu hoch ist, und dass die entsprechende Begleitstimme passend für dieses Instrument notiert ist!
  • Rhythmusinstrumente: Für jene Kinder, die noch keine oder wenig Erfahrung mit Musikinstrumenten haben, könntet ihr beispielsweise Rasseln, Klangstäbe oder ähnliches bereithalten. Vorsicht, hier kann es oft frustrierend sein, wenn die Begleitung den Gesang übertönt. Macht euch aus, wer wann welche Rhythmen mitklopft!


Mit all diesen Ideen im Kopf wünschen wir euch vor allem eines: Viel Spaß beim Singen mit den Kindern! Und denkt daran: Es geht nicht um das perfekte Ergebnis, sondern um die Freude am gemeinsamen Musizieren.

Quellen:
http://www.medizinpopulaer.at/archiv/medizin-vorsorge/details/article/singen-ist-medizin.html
http://www.welt.de/wissenschaft/article1461487/Warum-Singen-gesund-ist.html

kumquat "Kinderpastoralwoche" 1a/2016