Filme schauen in der Jungschar
Dass Kinder mit Medien umgehen, gehören heutzutage zu einer Selbstverständlichkeit. Man kommt in die Jungscharstunde und kann manchmal schon fast nicht mehr mitreden, wenn man nicht gerade im aktuellsten Kinofilm war. Die Dinge, die Kinder über Medien aufnehmen, beschäftigen sie von klein auf – stark erlebt habe ich das selbst als Kindergartenpädagogin – Filme und Serien sind Gesprächsthema.
Somit werden sie auch für uns Gruppenleiter/innen interessant: Ob ihr euch einen Film in eurer Jungschar- oder Ministunde anschaut, gemeinsam ins Kino geht oder eine Videonacht für alle Kinder veranstaltet – die Frage, welche Filme denn nun passend und geeignet sind, stellt sich über kurz oder lang in fast jeder Leiter/innenlaufbahn.
Kinderfaszination „Film“
Meine Erfahrungen in Richtung Kinder und Filme, die sie faszinierend finden, gehen in die Richtung, dass Kinder meist zu Filmen tendieren, die Ältere „cool“ finden oder die eine Thematik ansprechen, die ihnen gerade besonders wichtig ist. Auch die Werbeschiene der Filmindustrie (Trailer und tolle Plakate) und die oben schon erwähnten Gespräche untereinander spielen in der Tendenz der Kinder zu manchen Filmen eine große Rolle.
Genau an diesem Punkt hat auch die Filmindustrie angesetzt und sich eine weitere Zielgruppe eröffnet – die Zahl der Kinobesucher/innen unter 13 Jahren steigt im Gegensatz zu den anderen Altersgruppen kontinuierlich an – die Einnahmen durch Kinder als Publikum im Kino sind in den letzten Jahren rasant gestiegen. In manchen Fällen wirkt sich diese Kapitalchance leider sehr negativ auf die Qualität der gezeigten Themen und der Art der Filme aus. Hier zählt oft das Mehr an Filmen statt dem Wie.
Deshalb war es mir in meiner Jungscharzeit wichtig, ein wenig über den Tellerrand „Mainstream“ zu schauen und vor dem gemeinsamen Filmschauen zu überlegen: Wo stehen meine Kinder gerade? Welches Thema könnte jetzt passend sein? Welches Thema möchte ich mit ihnen anschneiden?
Filme für Kinder auswählen
Die Wahl des richtigen Films ist keine leichte. Genauso wie bei thematischen Gruppenstunden ist es wichtig, einerseits die eigenen Kinder zu kennen und sich andererseits selbst mit den Filmen, die gezeigt werden sollen, auseinanderzusetzen.
Themen, dem man beim Aussuchen von Filmen für Kinder Beachtung schenken sollte, sind Gewalt und angstmachende Themen. Hier ist es wichtig zu wissen, dass solche Dinge jeweils von den Kindern individuell aufgenommen und verarbeitet werden. Je nach Medienerfahrung, Persönlichkeit und vielen anderen individuellen Faktoren reagieren Kinder auf derartige Darstellungen in Filmen ganz unterschiedlich. Wichtig für dich als Gruppenleiter/in ist es, dich hier ganz stark an dem zu orientieren, was keines deiner Kinder verstören oder verängstigen kann. Du bist hier und auch sonst für die Inhalte deiner Jungscharstunde verantwortlich!
Eine besondere Herausforderung ist es, Filmabende für Kinder unterschiedlicher Altersstufen zu gestalten. Hier kann es hilfreich sein, gemeinsam mit mehreren Gruppenleiter/innen zu überlegen, was sowohl für die Jüngeren als auch für die Älteren gute Filme sein könnten. Gut zu wissen ist weiters, dass Kinder, wenn sie einen Film sehen, eine Identifikationsfigur benötigen. Das können für Jüngere auch ältere Kinder sein, umgekehrt ist das Interesse geringer.
Filme abseits vom Mainstream
Um die Bandbreite an Filmen ein wenig zu öffnen, gibt es ein besonders spannendes Projekt, das sich mit Kindern und Filmen immer wieder intensiv auseinander setzt: das „Internationale Kinderfilmfestival“ das mittlerweile in unterschiedlichen Bundesländern aber schwerpunktmäßig in Wien stattfindet. Dieses Filmfestival bietet nicht nur eine spannende Auswahl an filmischen Besonderheiten für Kinder und Jugendliche von 4-14 Jahren, sondern auch zu jedem Film Unterlagen sowie Vorschläge zur Vor- und Nachbereitung. Mehr Infos bezüglich des heurigen Festivals, das im November stattfindet und viele besondere Filme gibt es unter www.kinderfilmfestival.at.
Und wie ist das mit dem Alter?
Generell gibt es als weitere Hilfestellung für deine Auswahl eine Altersfreigabe. Die findest du auf der Rückseite der DVD oder bei der Filmbeschreibung im Internet. Diese Altersfreigabe kann von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich sein und wird vom jeweiligen Filmbeirat festgelegt. Auch in Wien gibt es einen solchen Beirat, der mehrmals im Monat neue Kinofilme sichtet um sie auf ihre „Kindertauglichkeit“ zu überprüfen. Diese, vom Beirat festgesetzten, Altersbegrenzungen gelten für dich als Jungscharleiter/in genauso wie für Kinobesitzer/innen – sie sind eine vorgegebene Richtlinie zum Vorführen von Filmen, ein Nicht-Einhalten entspricht einem Verstoß gegen das Jugendschutzgesetz. Innerhalb des freigegebenen Alters obliegt aber immer noch dir mit dem Wissen um deine Kinder das Letzturteil, ob du deinen Kindern einen Film zutraust oder nicht, denn mit der Altersfreigabe werden Inhalte bezüglich Gewalt, Angst, Verstörung, Moral,… eingeschränkt, nicht aber das thematische Interesse der Kinder.
Das Rundherum zum Film
Hast du einen oder mehrere Filme, die für deine Kinder passend sind, gefunden? Dann geht es ans „Eingemachte“: Ein Film braucht ein Vorher und ein Nachher, damit er von den Kindern gut aufgenommen werden kann und nicht nur ein flüchtiger Eindruck bleibt. Dazu ist es natürlich wichtig, sich den Film vorher selbst anzuschauen, um gut herausfinden zu können, welche Vor- und Nachbereitung hier richtig ist.
Zum Vor- und Nachbereiten bietet da einerseits das Filmische Gestalten an sich einen großes Potential: Wie stellen Regisseur/innen etwas dar, damit das Publikum eine bestimmte Stimmung spürt? Welche Kameraeinstellung kann man dabei verwenden? Wie wird Musik in diesem Film eingesetzt? Gemeinsam mit den Kindern kann man sich an den Drehort begeben, um all diese Dinge in spannenden Rollenspielen selbst auszuprobieren. Bis hin zum eigenen Filmdrehen sind dem Ausprobieren hier keine Grenzen gesetzt.
Zum anderen können aus dem/den ausgewählten Film/en verschiedene inhaltliche Aspekte herausgepickt werden, die mit den Kindern bearbeitet werden können. Da kann es ein neues Ende für den Film geben, oder eine Talkshow mit den Haupt- und/oder Nebendarsteller/innen, eine Fragen-Antwort-Runde (die Kinder können ihre Fragen zum Film aufschreiben und in eine Box werfen, die Fragen werden gezogen und gemeinsam wird versucht eine Antwort darauf zu finden) oder ein gemeinsames Nachstellen einzelner Szenen – auch hier hat Methodenkreativität eurerseits viel Platz.
Neben der Vor- und Nachbereitung ist es auch während des Films wichtig, dass du auf deine Kinder achtest. Es kann sein, dass die Thematik des Films in Kindern etwas auslöst, womit im Vorhinein nicht zu rechnen war. Dann ist es wichtig, dass du gut für sie da sein kannst, sollten sie dich brauchen.
Wenn die Kinder von sich aus viel über Filme reden und Film an sich gerade starkes Thema bei euch ist, kannst du auch ausprobieren, eine Gruppenstunde zum Thema Film allgemein zu gestalten. In der Gruppenstundendatenbank findest du einige Anregungen zum Stichwort "Film".
Passende Filme sind spannend!
Als Gruppenleiter/innen haben wir in den unterschiedlichsten Lebensbereichen der Kinder die Möglichkeit, ihnen Besonderheiten und Alternativen, neue Wege und Themen aufzuzeigen. Dies auch in der Sparte „Film“ zu nutzen, macht ein spannendes Themenfeld auf, von dem sowohl du als auch die Kinder viel Neues mitnehmen können. Und damit es nicht vergessen wird: Film schauen soll Freude machen! Kinder in die Programmauswahl mit einzubeziehen, ihre Wünsche zu berücksichtigen und dadurch als Leiter/in einen spannenden Einblick in ihre Erlebniswelt zu bekommen, ist genauso wichtig!
Sara Dallinger
[aus dem kumquat "Kinderrechte" 4/2009]