Tipps und Tricks zum Moderieren von Gruppen
„Könnt ihr bitte endlich ruhig sein??“
Kommen dir dieser oder ähnliche Sätze bekannt vor? Ja, dann geht es dir wie vielen anderen Gruppenleiter/innen, die versuchen, Besprechungen oder Teams zu leiten - und das ist oft wirklich keine leichte Aufgabe.
In euren Besprechungen widmet ihr euch vielen verschiedenen Themen, die oft recht schnell abgehandelt werden können, manchmal aber auch stundenlange Diskussionen erfordern – und das ist auch gut so, denn es bedeutet, dass euch viel an der Jungschararbeit liegt. Bei wichtigen Besprechungspunkten solltet ihr aber nicht vom Fleck weg losdiskutieren.
Eine gute Vorbereitung, aber vor allem eine Diskussionsleitung, ein/e Moderator/in, erleichtern euch die Arbeit sehr. In diesem Artikel findest du ein paar Tipps und Tricks zum Moderieren von Gruppen:
Was bedeutet „gute Moderation“?
Wenn ihr euch in eurer Gruppenleiter/innen-Runde mit einem Thema auseinander setzt, dann arbeitet ihr gezielt auf ein Ergebnis hin. „Gute Moderation“ unterstützt diesen Prozess vom Anfang bis zum Ende. Das beginnt schon bei der Vorbereitung einer Besprechung oder Diskussion und reicht bis zur Frage „Was tun wir nun mit diesen Ergebnissen?“ oder sogar darüber hinaus.
Wichtig dabei ist, dass du als Moderator/in nun eine andere Rolle hast, als bisher. Denn als Moderator/in bist du natürlich für den Prozess, den Verlauf der Diskussion verantwortlich, nicht aber für den Inhalt. Das heißt, hier muss man unterscheiden welche Rolle man gerade einnimmt. Als Pfarrverantwortliche/r ist es gut und wichtig, dass du dich auch inhaltlich einbringst, als Moderator/in solltest du allerdings möglichst objektiv agieren.
Aufgaben von Moderation
Organisatorische Punkte, die du beim Moderieren von Gruppen beachten solltest, findest du in dem Artikel „Besprechungen leiten“.
Hier sind ein paar zusätzliche Tipps und Tricks, die beim Moderieren helfen können:
Gutes Zeitmanagement:
Du kannst während der Sitzung eventuell eine andere Person bitten, dich darauf aufmerksam zu machen, falls ihr den geplanten Zeitrahmen nicht einhalten könnt. Dann musst du nicht noch zusätzlich darauf schauen, dass die Besprechung nicht endlos dauert.
Zusammenfassungen machen:
Oft verliert man in Diskussionen den Überblick und weiß dann nicht mehr so recht, worüber man eigentlich noch diskutiert. Als Moderator/in ist es wichtig, zwischendurch und vor allem auch am Ende von Diskussionen Zusammenfassungen zu machen. Das heißt, die genannten Pro- und Kontrapunkte noch einmal zu nennen und eventuell eine Entscheidung einzufordern, bzw. die Ergebnisse der Diskussion noch einmal formulieren. So haben alle einen guten Überblick, wo ihr in eurer Besprechung gerade seid und was dabei am Ende heraus gekommen ist.
Redner/innenliste führen:
Je umstrittener das Thema, desto mehr Personen beteiligen sich an der Debatte und versuchen – meistens – sich lautstark einzubringen. Um wirklich alle Beteiligten auch zu Wort kommen zu lassen, ist es hilfreich eine Redner/innenliste zu führen. Dabei melden sich die Personen per Handzeichen und du notierst dir die Namen in der Reihenfolge der Meldungen. Nach jedem Kommentar kommt der/die nächste auf der Liste.
Das ist eine – vor allem am Anfang – recht mühsame Methode, allerdings ist sie sehr wirkungsvoll, da hier wirklich jede/r zu Wort kommen kann und das ohne laut werden zu müssen. Mit der Zeit gewöhnt man sich an diese Methode und es bringt für alle eine Erleichterung in der Diskussion. Falls es „ad hoc“ – Antworten gibt, also direkte Antworten auf vorangegangene Kommentare, ist es natürlich sinnvoll die Redner/innenliste kurz zu unterbrechen.
Leute auffordern, die Meinung zu sagen:
In hitzigen Diskussionen fällt es Personen manchmal sehr schwer, sich einzubringen. Sie würden vielleicht gerne, aber die Situation ist nicht passend für sie. So weiß man aber nie genau, was diese Personen denken und es kann passieren, dass Entscheidungen getroffen werden, die nicht von allen getragen werden.
An dieser Stelle kannst du als Moderator/in auch einmal eine „Meinungsrunde“ machen, wo der Reihe nach von jeder beteiligten Person ein Satz zum Diskussionspunkt erwünscht ist. Oder du bittest die Runde mit dem Daumen kurz zu zeigen, wie sie zu der Sache stehen. Daumen oben ist gut, Daumen unten ist natürlich schlecht.
So bekommt man eine ungefähre Ahnung von der Stimmung in der Runde.
Ergebnis festhalten:
Das ist ein wichtiger Punkt und trotzdem wird leider oft darauf vergessen. Am Ende von Diskussionen kann es trotz langer Debatten sein, dass sich nicht alle darüber im Klaren sind, zu welcher Entscheidung ihr gekommen seid. Bevor ihr über etwas abstimmt, oder eine wichtige Entscheidung trefft, sollte das Ergebnis eurer Diskussion noch einmal kurz und bündig erläutert werden. Eine Zusammenfassung wäre an dieser Stelle gut.
Es ist auch hilfreich, Besprechungen zu protokollieren, damit ihr einige Zeit später einmal nachschauen könnt, was ihr damals eigentlich beschlossen habt.
Methoden überlegen und anleiten:
Nicht immer, aber oft würde eine methodische Gestaltung von Besprechungen den Verlauf von Diskussionen interessanter und effizienter machen. Dabei geht es nicht darum ein 10-seitiges methodisches Konzept zu überlegen, sondern vielleicht schon mit kleinen Veränderungen den Diskussionsprozess lebendiger zu gestalten.
Mehr Ideen dazu findest du in diesem Artikel weiter unten.
Pausen einplanen, wenn es gefühlsmäßig notwendig ist.
Eine kleine Methodensammlung für die Gruppenarbeit
Methoden sind etwas ganz Tolles, wenn man sie richtig einsetzt. Hat man zu wenig, wird es oft eintönig und fad, hat man zu viele, dann wird es unübersichtlich und anstrengend. Ein Zwischending ist also genau das Richtige und hier sind ein paar Anregungen zur methodischen Gestaltung von Besprechungen, Diskussionen, Erarbeitungen von Themen, usw.
Pro & Contra – Liste:
Sammelt alle Punkte, die euch einfallen und schreibt sie für alle gut leserlich auf ein Plakat. Auf der einen Seite alle „Proargumente“, auf der anderen Seite alle „Kontraargumente“. Dann habt ihr zuerst einmal einen guten Überblick über alle Argumente und könnt gemeinsam überlegen, welche davon wichtig, bzw. weniger wichtig sind. Mit dieser Methode fällt es euch leichter z.B. ein Lagerquartier auszuwählen.
Plakate, Kärtchen:
Die Klassiker! Kärtchen können beschriftet werden, sind leicht zu ordnen und gruppieren und haben eine tolle Wirkung. Richtig sortiert und aufgehängt, geben sie einen guten Überblick über den Stand der Dinge. Wichtig ist, dass alles gut leserlich und wenn möglich auch sortiert ist, z.B. nach Themen oder Schwerpunkten.
Das könnt ihr z.B. bei der Auswahl von Lagerspielen ausprobieren. Diese könnt ihr in Kategorien einteilen: Laufspiel, Stationenspiel, Kreativspiel, usw. Zu jeder Kategorie werden dann die Spiele dazu gehängt und durch Bepunkten (nächster Absatz) priorisiert.
Bepunkten:
Nachdem schon einige Kärtchen zum Thema hängen, könnt ihr die verschiedenen Argumente durch Punkten priorisieren. Jede/r bekommt eine gewisse Anzahl von Klebepunkten und darf sich jetzt z.B. die fünf wichtigsten Argumente aussuchen.
Wenn alle gepunktet haben, lässt sich auf diese Weise schnell ein Bild von der Meinung der anderen machen. So kann eine kleine Vorentscheidung getroffen werden, ohne dass über jeden Punkt einzeln diskutiert werden muss.
Positionierungsübungen:
Falls die Gruppe gerade vorm Einschlafen ist oder sie es auf den Stühlen nicht mehr aushalten, dann sind solche Methoden sehr geeignet. Positionierungsübungen bringen die Gruppe wieder ein bisschen in Schwung und „zwingen“ die beteiligten Personen dazu, sich eine Meinung zu bilden.
Dabei wird z.B. eine Frage gestellt wie: „Wie hoch ist euer Energielevel zur Zeit?“. Dann stellt ihr euch im Raum entlang einer gedachten Skala auf.
Auf der einen Seite des Raumes ist die Zahl 10 und bedeutet „Ich bin fit wie ein Turnschuh und habe noch genug Energie“ und auf der anderen Seite des Raumes ist die Zahl 0 und bedeutet „Schickt mich bitte ins Bett“.
Wenn das erklärt wurde, müssen sich die Personen eine Zahl überlegen, die ihrem Energielevel entspricht und sich entlang der gedachten Skala zu dieser Zahl dazustellen.
Durch Nachfragen und Beschreiben der Aufstellung werden manchmal interessante Dinge auf einmal sichtbar. Das geht natürlich auch zu anspruchsvolleren Fragestellungen.
Stimmungsbarometer:
Der Beginn einer Besprechung kann manchmal recht hektisch sein. Wenn man sich da gleich mit einer Thematik befasst, kann das nach einem langen Arbeitstag ein recht steiler Einstieg sein. In diesem Fall würde es sich anbieten z.B. ein Stimmungsbarometer im Raum aufzuhängen, wo sich jede/r eintragen kann. Also z.B. von „ich koche vor Wut“ bis zu „Mich bringt heute nichts aus der Fassung“.
So sieht man schon zu Beginn der Besprechung, wie die Stimmung ist und kann gegebenenfalls besser auf Stimmungsschwankungen reagieren. Das Gleiche kann man am Ende der Besprechung machen und das auch als Reflexionsansatz nutzen, um die Besprechung noch kurz Revue-passieren zu lassen.
„Moderieren ist ja voll anstrengend!“
Ja, das kann es manchmal sein, aber es ist trotzdem gut und wichtig!
In Diskussionen braucht es einfach eine Person, die den Überblick behält, die Zusammenfassungen einbringt, um wieder auf den Punkt zu kommen, die die richtigen Fragen stellt und die vor allem auch auf einen fairen, korrekten Umgang untereinander eine Auge hat.
Zum Thema „Moderation“ wurden schon Diplomarbeiten geschrieben, du hast hier also nur einen klitzekleinen Einblick gewonnen, wie und mit welchen Methoden man Gruppendiskussionen leiten kann. Es dauert einige Zeit, bis man in die Rolle des/der Moderators/in hineinwächst, aber mit der Zeit ist das ein weiteres Hilfsinstrument, um zielgerichtet und effizient arbeiten zu können.
Hanni Traxler
[aus dem context "Moderation"]