Reflexions-Runden - Wozu, wann und wie?

Von Zeit zu Zeit kann es sehr sinnvoll und nützlich sein gewohnte Abläufe und Arbeitsweisen zu überdenken. Doch auch Stimmungsbilder am Ende einer Besprechung oder eines Arbeitstages können durch geeignete Reflexionsmethoden erreicht werden. Einige von diesen Methoden und wann es sinnvoll ist diese einzusetzen findest du im nachstehenden Artikel.

Reflexion - was ist das?

Reflexion kommt aus dem Lateinischen und hat zwei Bedeutungen. Zum einen ist darunter das Zurückwerfen von Licht, elektromagnetischen Wellen, Schallwellen etc. an Körperoberflächen zu verstehen. Neben diesem technischen Begriff bedeutet Reflexion auch das vergleichende und prüfende Nachdenken, die Vertiefung in einen Gedankengang. In beiden Fällen geht es also um das Entsenden von Bewegungen, die an einen bestimmten Ort wieder "zurückgeworfen" werden.

Im Jungscharalltag hast du es auch mit den verschiedensten Bewegungen zu tun. Einige davon sind dir schon sehr vertraut, sie sind zu Traditionen geworden und andere sind noch Neuversuche, manchmal strikt geplant, manchmal spontan ausprobiert. Die Zielorte dieser Bewegungen werden jedoch auf unterschiedlichste Art und Weise erreicht, manchmal wandern die Bewegungen auch am Ziel vorbei oder aber erreichen es gar nicht und dann stellst du dir vielleicht die Frage:

Warum - was haben wir falsch gemacht? Hier möchte ich gleich vorweg nehmen, dass Reflexion nicht nur angebracht ist, wenn du oder jemand anderer glaubt, etwas sei nicht wie erwünscht verlaufen. Auch oder gerade besonders, wenn manches immer wieder gemacht wird, weil es ja schon immer so gemacht wurde und bisher auch funktioniert hat sind Reflexionsmethoden ein hilfreiches Mittel, das dich vor "Betriebsblindheit" bewahren kann.

Reflexionsrunden können ganz grob in zwei Arten aufgeteilt werden: Jene, die dazu verwendet werden, Stimmungen zu eruieren oder Feedback zu erhalten. Zur Einstimmung für ein Seminars, am Ende einer Besprechung, eines Lagertages oder eines Klausurwochenendes kann auf sehr unterschiedliche Art und Weise reflektiert werden, was wie erlebt wurde.

Reflexionsrunden können aber auch zum Überdenken von Arbeitsabläufen, Aufgaben, Organisationsformen und dergleichen dienen. Diese Art von Reflexionsrunden dauern meistens länger, sollten gut vorbereitet sein und ergeben oft auch Veränderungsvorschläge.

Reflexionen dienen dem Transparentmachen. Du darfst nicht davon ausgehen, dass deinen Gesprächspartnerinnen immer alles deutlich ist, nur weil es dir selbst klar erscheint. Verbale und nonverbale Missverständnisse und Unklarheiten können durch ein reflexives Verhalten (er)klärt werden.

Stimmungsbilder (z. B. am Endes eines Seminars, einer Besprechung etc.)

Diese Methoden sind vor allem dazu geeignet am Ende einer Veranstaltung eine Stimmung oder ein Feedback zu erhalten, das nicht unbedingt einer anschließenden Diskussion bedarf. Diese Reflexionsmethoden sind sehr gut zum Einstieg geeignet, wofür man noch nicht sehr viel Erfahrung benötigt

Up's and downs

Du hast ein Koordinatensystem vorbereitet, auf dessen Horizontale die zu bewertenden Eigenschaften aufgetragen sind (z. B. Seminarinhalte, Tagesablauf etc.). Auf der Vertikalen ist eine Skalierung von - 3 bis + 3 eingezeichnet (mehr Unterteilungen sind unvorteilhaft, weil eine zu starke Differenzierung entsteht). Die Gruppenleiterinnen bewerten nun mit Klebepunkten jede eingetragene Eigenschaft.

Standogramm

Hier musst du dir zuvor eine Liste vorbereiten, mit Aussagen, über die du ein Feedback haben möchtest. Du bittest alle aufzustehen und sich im Raum zu verteilen, du selbst stellst dich in die Mitte und verkündest nun die erste Aussage (z. B. "Das Einleitungsreferat war sehr gut!", "Das Abendessen war unter jeder Kritik."). Wer sich mit dieser Aussage positiv identifizieren kann, rückt nahe zu dir, wer ihr ablehnend gegenüber steht, entfernt sich von dir. Die Entfernung drückt demnach das Ausmaß der Zustimmung bzw. Ablehnung zur jeweiligen Aussage aus.

Methoden für das Überdenken von Arbeitsabläufen und Organisationsformen

Für eine intensive Betrachtung von Veranstaltungen und auch traditionellen Arbeitsabläufen sind z. B. die beiden folgenden Methoden geeignet. Bei Verwendung dieser, solltest du jedoch schon etwas Reflexionserfahrung haben und dich immer gut vorbereiten, denn auch die anschließende Moderation der Diskussion wird sich am Anfang als etwas anspruchsvoll herausstellen.

Erntewagen und Müllabfuhr

Du hast zwei große Plakate vorbereitet, auf das eine hast du einen Leiterwagen mit einem großen Heuwagen auf das andere einen Müllwagen gemalt. Anschließend teilst du deinen Gruppenleiterinnen kleine Kärtchen aus, auf die sie schreiben, was sie an der Aufgabe, die überdacht wird positiv bzw. negativ finden.

Wichtig ist auf jedes Kärtchen nur ein Statement zu schreiben. Während die Statements nun in den Erntewagen oder Müllwagen gelegt werden, soll keine Kritik geübt werden, erst im Anschluss können die Meinungen einer kritischen Diskussion unterzogen werden, hierbei ist eine Gesprächsleitung wichtig und auch die Notierung von Alternativvorschlägen.

Für diese Methode sind auch andere Bilder verwendbar: Papierkorb und Schatzkästlein; Ärger- und Freudekuchen; Teich und Fischnetz

Wetterkarte

Zu Beginn stellst zu deiner Gruppenleiterinnenrunde ein großes Poster für den "Wetterbericht" dar. Auf diesem befindet sich eine Sonne für gute Erfahrungen, bei denen man sich wohlgefühlt hat, ein Wolke, wo einige Sonnenstrahlen noch hervor schauen, für gute und weniger gute Erfahrungen (heiter bis wolkig), eine Regenwolke, die symbolisiert wenig Interessantes erlebt zu haben. Ein Nebelfeld steht für Unsicherheit, man weiß noch nicht, was man davon halten soll, während die Eiskristalle die kühle Atmosphäre symbolisieren, in der man sich nicht wohl gefühlt hat und das Gewitter mit seinen dunklen Wolken und grellen Blitzen die Spannungen, Konflikte und Schwierigkeiten aufzeigt. Jede Gruppenleiterin soll nun zu den jeweiligen Wettersymbolen ihre Erfahrungen und Statements hinschreiben. Eine eventuelle anschließende Diskussion sollte auf jeden Fall wieder moderiert sein.

Noch ein kleiner Tipp zum Schluss: Nicht jede Reflexionsmethode ist immer und bei jeder Gruppe einzusetzen. Also wenn du nicht sofort die gewünschten Erfolge verspürst, versuch es vielleicht nochmals mit einer anderen Methode bzw. an einem anderen Zeitpunkt.