oder: Warum der Lärm im Dezember ohrenbetäubend ist
Im Dezember 2011 haben sich allein am zweiten Adventsamstag 750.000 Menschen in den Geschäften Wiens auf den heiligen Abend vorbereitet. Seit ca. 20 Jahren ist dem Shopping-Vergnügen und somit der Suche nach den idealen, besten, teuersten, passendsten und tollsten Geschenken also auch am Samstag Tür und Tor geöffnet. Der Handel lässt sich immer wieder Neues einfallen und so gibt es Themen-Einkaufsnächte, Late-Night-Shopping und generell immer längere Öffnungszeiten – und dies nicht nur in der Weihnachtszeit.
Aber finden die Leute wirklich, was sie suchen, wenn sie – von Menschenmassen weitergeschoben und gedrängt – durch die Einkaufsmeilen eilen und sich der vorweihnachtlichen Hektik vollkommen schutzlos ausliefern?
Was wäre Weihnachten ohne Geschenke?
Und warum das alles? Natürlich: Die Geschenke! Seit dem 13. Jahrhundert beschenken sich Menschen zum Fest der Geburt Jesu. Dass in den letzten Jahrzehnten immer höhere Umsätze mit dem Weihnachtsgeschäft erzielt werden, ist da bestimmt nur ein komischer Zufall – oder? Egal ob verkommerzialisiert oder nicht, Geschenke mögen wir doch alle gern. Wie aber kann man sich davor schützen, in den letzten Tagen vor dem großen Fest noch hektisch durch die Geschäfte zu hechten und händeringend das eine oder andere zu suchen?
Eine Möglichkeit ist, die Zahl der zu Beschenkenden so gering wie möglich zu halten. So kann man sich für jede/n etwas Besonderes einfallen lassen. Vielleicht sogar selber etwas basteln oder – wenn man unterm Jahr immer wieder hinhört und gut aufeinander achtet – schon früher im Jahr etwas erstehen, womit der/die Beschenkte ganz bestimmt eine Freude hat. Viele last-minute-Geschenke werden nämlich nach den Feiertagen sowieso wieder umgetauscht oder irgendwann weitergeschenkt!
Eine andere Möglichkeit sind generalisierte Geschenke, die mit einem selber etwas zu tun haben und so für den/die Beschenkte zu etwas Besonderem werden können. Ob eingelegte Früchte, selbstgemachte Kerzen, Weihnachtbäckerei, besondere Weihnachtskarten, etc. - auch kleine, günstige und vor allem selbstgemachte Geschenke, erfreuen groß und klein!
Halt – Stopp – Aus!
Das kennen wir doch alle? „Bis Weihnachten sind es ja eh noch 24 Tage. Da hab ich schon noch irgendwann Zeit dies oder jenes schnell zu erledigen!“ Wenn man mit dieser Einstellung in den Advent geht, werden alle Bemühungen um einen entspannten Advent für die Katz sein. Denn wenn wir uns schon vornehmen, schnell und dann etwas zu tun, dann kann nur hektisches Gefuchtel daraus entstehen. Damit du den Advent genießen kannst und wirklich zur Ruhe kommen kannst, kann ein detaillierteres Planen als im restlichen Jahr hilfreich sein. Überleg vielleicht mit Freund/innen, auf welche Weihnachtsmärkte du gehen möchtest und wann dazu Zeit ist, plane das obligatorische Keksebacken mit deinem Opa oder deiner Schwester ein, halte Stunden oder vielleicht sogar Tage ganz frei, um zur Ruhe zu kommen und konkret etwas „Adventliches“ zu tun. Das hört sich jetzt nach aufgesetzter Stille und geplantem zur Ruhe kommen an, aber du wirst sehen, wenn du dir einen Plan machst und Inseln der Stille in deinen Alltag einbaust, gelingt es leichter, die Adventszeit, diese Wartezeit zu genießen, zu feiern und die Vorfreude auf den heiligen Abend zu spüren.
Freude am Warten
Advent – das Wort mit lateinischen Wurzeln – heißt Ankunft. Aus christlicher Sicht ist die Adventszeit eine „Wartezeit“, eine Vorbereitungszeit auf die Ankunft des Herrn am heiligen Abend. In urgrauer Zeit war die Adventszeit eine sogenannte „geschlossene Zeit“ sowie auch die Oster-Fastenzeit, in der man weder Tanzen noch aufwendig feiern durfte. Auch große Hochzeiten durften in dieser Zeit nicht gefeiert werden. Im Advent gab es also nur stille Hochzeiten – vielleicht ein Hinweis auf die stillste Zeit im Jahr? Seit dem 7. Jahrhundert gibt es dank Papst Pius V. eine vierwöchige Adventszeit, so wie wir sie heute noch kennen.
Wenn wir warten, vergeht die Zeit (gefühlt) immer langsamer als gewöhnlich. Auch im Advent ist es manchmal so. Oder, es könnte so sein, wenn wir nicht mit Weihnachtseinkäufen, Adventmarktbesuchen, Punschtrinken und Keksebacken beschäftigt wären. Die Adventszeit wieder in eine Zeit des Wartens und der Vorfreude zu verwandeln, ist aber gar nicht so schwer, wie man vielleicht denken möchte. Ein paar kleine Tricks und einige wundervolle Rituale und Traditionen können uns in unserer schnelllebigen Zeit helfen, wieder ruhiger zu werden und uns angemessen auf dieses große, wunderbare Fest der Ankunft des Herrn vorzubereiten.
Zählhilfen, die das Warten spannend machen
Adventkalender, wie wir sie kennen, mit 24 zu öffnenden Türchen, gibt es seit dem 19. Jahrhundert. Es gibt mittlerweile sehr kreative und verspielte Formen, aus allen möglichen Materialen, in unterschiedlichsten Größen und Ausmaßen. Seit einigen Jahren gibt es auch SMS-Adventkalender von verschiedensten Anbietern und auch Adventkalender per Emailverteiler mit besinnlichen Gedanken, netten Bildern und Videos oder schöner Musik.
Für die Jungschargruppe ist ein Adventkalender vielleicht ein bisschen unpraktisch – man sieht sich ja maximal viermal im Advent. Stattdessen könnt ihr euch überlegen, einen Adventkalender für die ganze Pfarre zu gestalten. Eurer Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt. Entweder ihr füllt ihn mit schönen Gedanken für jeden Tag, mit Wünschen für den/die Öffnende/n oder mit kleinen Bildern. Wichtig ist, dass ihr darauf achtet, dass jede/r der/die ein Türchen öffnet, denselben netten Inhalt vorfinden kann. Schreibt am besten eine kleine Anleitung dazu, damit alle Vorbeikommenden wissen, dass sie ein Türchen öffnen dürfen (und es auch wieder schließen sollen, damit der/die Nächste auch etwas davon hat).
Wenn du bereits im November mit den Überlegungen beginnst, hast du bis zum 1. Dezember noch einige Zeit, um alles in die Wege zu leiten, das eventuell benötigte Material zu besorgen oder zu sammeln und dich gegebenenfalls mit anderen Gruppenleiter/innen abzusprechen. Dazu wären Überlegungen zu Standort, Zugänglichkeit für alle Gemeindemitglieder und evtl. handwerkliche Unterstützung (falls ihr einen wirklich großen Adventkalender aus einem spannenden Material wie Holz oder Metall machen wollt) anzudenken. Also früh genug mit der Planung beginnen!
Wartend feiern, Feiernd beten
Miteinander feiern, sich auf das bevorstehende Weihnachtsfest besinnen und sich einfach einmal Zeit nehmen, füreinander und für die Beziehungspflege mit Gott, können besonders im Advent einen fixen Platz bekommen. Um den Adventkranz (oder eine Kerze) versammelt, kann man mit tradierten Gebeten und vorgefassten „Anleitungen“ („Licht – empfangen, entzünden, sein,...“ ein Behelf zur Adventszeit, ist in der Materialstelle der Erzdiözese Wien erzhältlich) oder auch auf neuen spirituellen Wegen das Warten feiern (Anregungen dazu findest du auch im Behelf „Advent und Weihnachten“) Das gemeinsame Beten kann durch Rituale, wie eben das Entzünden einer (Adventkranz-)Kerze oder einem bekannten Ablauf, Halt und Orientierung geben und zu einer Zeit am Tag oder in der Woche werden, wo man still wird und wirklich versuchen kann, mit Gott in Kontakt zu kommen. Nicht nur gesprochene Gebete, sondern besonders auch gesungene – also Lieder – machen das Beten zu einer Feier und lassen eine besinnliche, wohlige Ruhe entstehen, nach der wir uns vielleicht besonders in der „stillsten Zeit im Jahr“ besonders sehnen.
Nika Fürhapter
kumquat "Pssst!" 4/2012