Mut zur (Markt-)Lücke!

Samstagabend, zu später Stunde: Meine Co-Gruppenleiterin und ich sitzen daheim und basteln. Am Boden liegt die Arbeit der letzten Stunden: 120 fertige Engerln. Morgen werden diese verteilt und sollen den Messbesucher/innen Freude bereiten. Dafür zahlt sich die Mühe aus. Wieso wir sie nicht mit unseren Kindern in der Gruppenstunde gebastelt haben? Weil die nicht so lange motiviert zum Engerl-Basteln waren. In den anderen Gruppen war es wohl ähnlich gewesen und nun sitzen wir da und schneiden Flügel aus, malen Gesichter und machen Segensspruchröllchen. Wir spinnen dabei gleich Pläne für die nächsten Gruppenstunden. Da der Ostermarkt bereits naht, muss eine gute Idee her, die den Kids Spaß macht und sich auch verkaufen lässt.

Die Jungschar war in den letzten Jahren immer mit einem eigenen Stand vertreten. Wir wollen ja schließlich in der Pfarre präsent sein und diese Gelegenheit auch nutzen, um die Jungscharkasse aufzubessern. Doch Jahr für Jahr stehen wir vor derselben Frage: Was wollen wir anbieten? Was würden Eltern oder andere Leute kaufen?
Es sollte nicht zu teuer sein, aber trotzdem Reingewinn bringen; es sollte gut aussehen und praktisch sein, aber auch einfach zu basteln und Spaß machen. Viele Ansprüche, die sich schwer vereinen lassen! Leider haben wir noch nicht den ultimativen Bastelartikel gefunden.

Im Folgenden einige gesammelte Erfahrungen, Tipps und Ideen, wie ein Stand am Advent- oder Ostermarkt doch zu einer gelungenen Aktion werden kann:

Bastelideen

Ist die Gruppe fürs Basteln zu begeistern, dann sollte etwas ausgewählt werden, was dem Alter und Geschick angepasst ist und recht schnell geht. Überforderung schlägt sonst leicht um in Demotivation.

  • Tischlichter sind auch für jüngere Kinder leicht herzustellen. Sie bestehen aus Altglas (Gurken- oder Marmeladegläser), die außen mit Seidenpapier verkleistert werden, schauen gut aus und sind sehr schnell und kostengünstig zu basteln.
  • Für Ältere bieten sich beispielsweise selbst gemachte Ketten (z.B. aus Zeitungspapierperlen, siehe Kumquat „quer“ 4/08), Anhänger, oder einfache Armbänder aus Wolle o.ä. an (z.B. Modelle mit nur 4 Fäden, die recht flott gehen, geflochtene Bänder, gedrehte Kordeln etc.), da sich diese bei Kindern selbst oft großer Beliebtheit erfreuen.
  • Gebrauchsgegenstände, wie beispielsweise Geschenkspapier aus bedrucktem Packpapier, Lesezeichen aus Tonkarton, oder bedruckte Papierservietten allesamt einfach herzustellen, aber erfahrungsgemäß eher schlecht verkäuflich. (Bei Servietten ist Fingerfarbe übrigens ungeeignet, da sie bei Verwendung zu bunten Gesichtern führt.) Bedruckte Stofftaschen (beispielsweise mit bunten Blättern) verkaufen sich erfahrungsgemäß recht gut.
  • Gebasteltes, das Kinder selbst gut brauchen können, wird hingegen aus meiner Erfahrung besonders gerne gekauft. Eine Idee hierfür sind selbst gemachte Jonglierbälle aus Luftballons und Sand, auch als Wutbälle verwendbar. Die Herstellung ist einfach (siehe Anleitung im Kumquat „&“ 3/08) und wenn als oberster Luftballon ein Jungscharballon verwendet wird auch „typisch Jungschar“.

Essbares

Essbares verkauft sich oft am Besten. Der/die Käufer/in hat zuhause nichts herumstehen, das nur verstaubt, Essbares hat einen klaren Zweck und macht Freude (sofern es gut schmeckt) und das Beste daran: Kinder haben Spaß beim Kochen und Backen (und Verkosten).
Von klassischen Keksen und Lebkuchen, (ev. auch zu Ostern in Häschenform) bis hin zur „Knusper-Schokopraline“ (aus Cornflakes und Schokolade) oder (rumlosen) „Rumkugeln“ gibt es allerhand Leckereien, die einfach zuzubereiten sind.

Überraschendes

Man verkauft gut verpackte Kleinigkeiten, ohne zu verraten, um was es sich handelt. Hierfür eignen sich besonders gut kleine Stofftiere, Geduldspiele, Spielzeug... Es empfiehlt sich ein günstiger Preis und der Hinweis, dass es eher Geschenke für Kinder sind.

Ein Highlight könnte auch das Buttonmachen sein, das bei Kindern selbst sehr beliebt ist. Buttonmaschinen kann man zum Beispiel im Büro der Katholischen Jugend ausleihen, Material dazu ist auch erschwinglich.

Jungschar-Shop, Information und Werbung

Lagerzeitungen, Foto-CDs, Lagerfilme, uvm. als Erinnerungsstücke an ein vergangenes Lager verkaufen sich prinzipiell gut. Bedenken sollte man allerdings, dass dahinter oft viel Arbeit von Gruppenleiter/innen steckt.

Mitmachen

Kinder können am Markt selbst verkaufen und so Verantwortung übernehmen. Neben dem Verkauf könnte es auch noch die Möglichkeit der Dienstleistungsangebote geben, die auf einer Tafel angepriesen werden. Beispielsweise könnten sich Kund/innen nach Bezahlung einen Witz erzählen, sich ein Tattoo malen lassen oder einen Zaubertrick vorgeführt bekommen.

Ausstellung

Auch wenn nichts verkauft wird, kann ein Stand eine gute Gelegenheit sein, über die Jungschar zu informieren und für kommende Veranstaltungen zu werben. Flyer, Infozettel oder eine Infowand können hierbei zum Einsatz kommen.
Es bietet sich auch die Gelegenheit, eine kleine Fotoausstellung zu gestalten oder Zeichnungen bzw. Skulpturen zu präsentieren und so den Eltern und der Pfarre zu zeigen, was in Gruppenstunden alles gemacht wird.
Es muss ja nicht immer ein Verkaufsstand sein, der die Jungschar repräsentiert!

Verena Horsky

[aus dem kumquat "macht" 2009]