Ich will’s wissen!

Das Recht auf Herzensbildung

Dass es eine Schulpflicht für Kinder gibt, ist uns allen bewusst. Diese Pflicht nicht nur als lästige Aufgabe sondern als Recht, vielleicht sogar als Privileg zu sehen, fällt uns in Österreich manchmal schon etwas schwerer, da wir heute nicht mehr wissen, wie es wäre, wenn wir und unsere Kinder keinen Zugang zur Schulbildung hätten. Bildung ist ein Schlüsselfaktor für aktive gesellschaftliche Teilhabe.

Sowohl schulische (formale) als auch außerschulische (nonformale, informelle) Bildung soll Wissen zu Nachhaltigkeit, Achtung der Menschenrechte und der Natur (im Sinne der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung) vermitteln.

Neben dem Recht auf Schulbildung ist in der Kinderrechtskonvention ein weiterer Artikel (Artikel 29) verankert, der besagt, dass Kinder und Jugendliche ein Recht auf Persönlichkeits- und Herzensbildung haben – also Bildung, die ihren Bedürfnissen und Begabungen entspricht, sie in ihrer Entwicklung unterstützt und auf ein aktives und verantwortungsbewusstes Erwachsenenleben vorbereitet.

Was es dafür braucht

All diese Anforderungen kann und soll Schule allein nicht abdecken. Aus diesem Grund ist es umso wichtiger, dass Kinder genügend Freizeit haben: Zeit, die sie sich selbst und frei einteilen können. Diese Zeit können Kin- der und Jugendliche mit ihren Freund/innen verbringen, mit ihrer Familie gestalten, frei Spielen ohne Sinn und Zweck, sich in der Natur aufhalten, sich freiwillig für etwas engagieren oder auch Bewegung und Sport machen. Diese Momente ohne Leistungsdruck und Prüfungsangst sind im Leben ei- nes Kindes für seine persönliche Entwicklung von großer Bedeutung.

Dieses sogenannte informelle Lernen bei dem nicht mit einem bestimmten Ziel oder Zweck etwas gelernt wird, sondern bei dem das Lernen ganz nebenbei passiert sowie auch das non-formale Lernen, werden auf unserem Lebensweg und später im Lebenslauf gerne übersehen. In unserer Gesellschaft braucht es ein höheres Bewusstsein und die Anerkennung des Wertes außerschulischer, non-formaler Bildung. Auch beim Lernen in nicht organisierter Form – also im privaten Bereich – werden viele Kompetenzen erworben, häufig sind das soziale und emotionale Kompetenzen („soft skills“).

Wir wünschen uns ein breites und offenes Angebot an kostenfreien bzw. leistbaren Bildungs- und Freizeitmöglichkeiten, das alle Kinder anspricht, unabhängig davon, in welchen familiären, wirtschaftlichen oder sozialen Bedingungen diese leben. Außerdem brauchen Kinder und Jugendliche Orte, an denen sie sich ohne Konsumzwang aufhalten können, an deren Gestaltung sie beteiligt sind und die sich mit ihren Bedürfnissen verändern und weiterentwickeln. Die Bedürfnisse und Wünsche der Kinder und Jugendlichen sollten bei der Gestaltung von Bildungsmaßnahmen generell im Mittelpunkt stehen.

Die Jungschar als Ort des Lernens

Als Kinderorganisation der Katholischen Kirche bietet die Jungschar durch das Angebot von Gruppen- stunden, Sommerlagern und anderen Aktionen allen Kindern ein kostenfreies bzw. günstiges Freizeit- und Bildungsangebot. Sie stellt den Kindern einen Raum zur Verfügung, in dem Kinder in einer Gruppe ohne Leistungsdruck spielerisch lernen können. Vor allem durch gemeinschaftsfördernde und kooperative Spiele stellt das Angebot einen Ausgleich zu einem konkurrenzorientierten Alltag dar. Auch die Jugendlichen haben in ihrer Rolle als Gruppenleiter/innen eine Reihe an Entfaltungsmöglichkeiten und können durch die Arbeit in der Gruppenleiter/innen-Runde und mit den Kindern diverse Fertigkeiten wie Geduld, Verantwortungsbewusstsein, Entscheidungsprozesse gemeinsam durchzuführen, etc. erwerben und üben. Für sie wünschen wir uns vermehrte gesellschaftliche Anerkennung dieses ehrenamtlichen Engagements.

Zur Unterscheidung von formalem, non-formalem und informellem Lernen: 


  • formales Lernen: zielgerichtet, festgelegte Curricula wie zB. 
der Lehrplan in der Schule, zumeist in anerkannten Bildungseinrichtungen, offiziell anerkannter Abschluss 

  • non-formales Lernen: zielgerichtet, zumeist in Kursen, Seminaren etc., oft keine von offizieller Stelle anerkannte Zer
tifizierung 

  • informelles Lernen: ist nicht zielgerichtet, im Alltag (Ar
beitsplatz, Freizeit, Familie etc.), läuft nebenbei, zumeist keine Zertifizierung
Quelle: erwachsenenbildung.at/themen/lebenslanges_lernen/was_ist_lll/ lernformen.php

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