Buchtipps

Abends will ich schlafen gehen

Ein Gutenachtbuch für alle, die nicht einschlafen können. Jutta Richter/Aljoscha Blau, Hanser 2014. 64 S., EUR 15,40.

Nicht schlafen können – diese leidvolle Erfahrung verbindet in der Rahmengeschichte dieses außergewöhnlichen Kinderbuchs ein Kind und einen Mann, die einander an einem großen stillen See begegnen. Wer kann da helfen? Vielleicht jene 14 Engel, die im bekannten Gedicht aus „Des Knaben Wunderhorn“ am Bett der einschlafenden Person wachen und hier in eindrucksvollen Gedichten und Illustrationen neu interpretiert werden: Da gibt es zum Beispiel den libellenflügelzarten Mitternachtsengel, der das bedrohliche Traumgetier mit seinem Mondfaden umspinnt, aber auch den mit knallroten Boxhandschuhen ausgestatteten Neinengel: „Das muss ein starker Engel sein, / der uns Mut macht für ein Nein.“ Jeder der Engel hat seinen eigene Sprachmelodie, seine eigene Farbgestaltung. In seiner besonderen Stimmung eignet sich das Buch sowohl um in Fortsetzungen jeden Abend am Jungscharlager vorgelesen zu werden als auch um sich von einzelnen Engeln zu Gruppenstunden oder Meditationen inspirieren zu lassen.

BieBu oder Ameisen haben vom Blütenbestäuben wirklich keine Ahnung!

Michael Stavarič/Renate Habinger. St. Pölten: Residenz Verlag 2008, 40 S., 14,90 Euro
ISBN 978-3-907588-95-6

Das Zusammenspiel verschiedenster Faktoren im Ökosystem ist sehr komplex – und auf den ersten Blick nicht unbedingt spannend oder gar witzig. Hier wird davon auf eine Art und Weise erzählt, die alle Konventionen der Buchgestaltung sprengt: Der Titel ist eine Abkürzung, der Untertitel wirkt auf den ersten Blick sehr skurril. Auf dem Vorsatzpapier finden sich prägnante sachliche Informationen. Dort, wo normalerweise der Schmutztitel zu finden ist, ist hier eine Übersicht über die tierischen Protagonist/innen zu finden. Verwirrend? Das liegt in der Natur der Sache, weil „doch alles zusammenhängt“: Denn wenn die Bienen, so wie in diesem Buch erzählt, allesamt erkrankt sind und keine Pflanzen bestäuben können, sind auch alle anderen Tiere in Gefahr. Die tatkräftige Libelle Libella motiviert die anderen zum Mittun, doch sie stoßen dabei auf allerlei Schwierigkeiten: Denn die Schnecke Popokatepetl kommt nur sehr langsam voran, den Frosch Pjotr zwickt sein Bienenhöschen im Schritt und die Ameisen sind zwar sehr engagiert, haben aber „vom Blütenbestäuben wirklich keine Ahnung“ (wie ja schon im Untertitel angekündigt). Von allerlei Verwicklungen, aber auch dem guten Ende für die ganze Natur (und damit auch die Menschen), wird kurzweilig und humorvoll erzählt – ein erfrischend anderes „Ökobuch“!

Der Bus von Rosa Parks

Von Silei Fabrizio, illustriert von Maurizio A.C. Quarello, übersetzt von Sarah Pasquay
Jacoby & Stuart 2011
40 S., 15,40 Euro

Dass Ungehorsam eine Gesellschaft nachhaltig verändern kann, davon erzählt dem kleinen Ben sein Großvater, als er ihn ins Henry Ford Museum mitnimmt. Dort besichtigen sie nämlich jenen Bus, in dem sich Rosa Parks 1955 weigerte, ihren Sitzplatz einem Weißen zu überlassen und so einen Bus-Boykott (und in weiterer Folge eine deutliche Verbesserung der Lebenssituation der schwarzen Bevölkerung) auslöste. Großflächige Ölbilder und ein klug gesetzter Text erzählen von einer scheinbar kleinen Begebenheit, die für die Weltgeschichte bedeutsam war und hier für Kinder im Volksschulalter aufbereitet wird. In dem was der Großvater, ein Zeitzeuge, erzählt, werden schwarz-weiß dargestellte Erinnerungen der Farbenvielfalt der Gegenwart gegenübergestellt: So wird auch in der Bildgestaltung deutlich, was ein mutig ausgesprochenes NEIN! Bewirken kann.

Die beste Bande der Welt

Saskia Hula, Ill.v. Ina Hattenhauer, Residenz 2012. 40 S., 14,90 Euro

Die Frage des Dazugehörens ist immer dann besonders akut, wenn man nicht dazugehört. Und noch akuter, wenn die Tatsache, wer dazugehört, auch ausformuliert wird, wie das z.B. bei Banden der Fall ist. Oskar findet es ziemlich blöd, dass er zu keiner Bande dazugehört, weil er keinem der Kriterien entspricht: zu wenig zottige Haare, kein gelber Regenmantel, kein Mädchen. “Deshalb bleibt Oskar nichts anderes übrig, als seine eigene Bande zu gründen. Das Gute daran ist: Er kann gleich der Anführer sein. Das Schlechte daran ist: Keiner will zu Oskars Bande gehören.” Aber schließlich weiß er, was es für eine erfolgreiche Bande braucht: Einen Geheimplatz, eine geheime Spur, ein geheimes Wort. Mit diesen klug gestreuten Anreizen ist der Zustrom bald sehr groß: Und so ist auf dem letzten Bild dieser witzigen Kindergeschichte eine ganz besondere Bande zu sehen, die sich nicht durch ihre Gemeinsamkeiten, sondern gerade durch ihre Unterschiedlichkeit auszeichnet!

Ein Stein in der Suppe

Geschichten aus einer Welt für unsere gemeinsame Zukunft

Rotkäppchen, Aschenputtel, der gestiefelte Kater... Jede/r kennt diese Geschichten - hier zumindest.
Geschichten sind ein wesentlicher Teil jeder Kindheit, sie vermitteln Werte, regen die Fantasie an und sind einfach ein prägender Bestandteil unserer kulturellen Identität.

Ein Stein in der Suppe erzählt Kindergeschichten aus allen Ecken und Enden der Welt – abseits der Gebrüder Grimm und allem, was wir als Kinder in Österreich so erzählt bekommen.

Der Sinn dahinter ist, aufzuzeigen wie ähnlich – und zum Teil auch unterschiedlich – Kindergeschichten sein können, welche Bilder und Moralvorstellungen sie vermitteln, und wie sie einen Einblick in die kulturelle Vielfalt geben können.

Ein super-spannendes Buch! Vielleicht auch eine Anregung mit euren Kindern was Thematisches zu ethnischer Vielfalt, Herkunft und Identität zu machen. Wer kommt aus Wien, wer ist vielleicht woanders geboren/aufgewachsen? Und kennt noch andere Geschichten?

Die Geschichten in dem Buch sind immer in Originalsprache und deutscher Übersetzung zu finden, sowohl im Buch als auch auf Hör-CD. Super also auch, wenn man gerade eine der Sprachen, die hier vorkommen, lernt.

Gemeinsam bin ich stark.

Lotte Kinskofer/Verena Ballhaus. Zürich: Bajazzo 2008, 32 S., EUR 14,90. ISBN 978-3-907588-95-6

Das Recht auf „bestmögliche Entfaltungsmöglichkeiten“ ist ein Grundprinzip der Kinderrechtskonvention. Damit Kinder sich bestmöglich entfalten, ein stabiles Selbstwertgefühl entwickeln können, brauchen sie die Begleitung und Ermutigung von Erwachsenen. Doch diese bedenken nicht immer, welche Verantwortung sie dabei tragen – davon erzählt dieses Bilderbuch für Kinder ab etwa 5 Jahren.
„Du bist ein Feigling“ hat Papa zu Michael gesagt, weil er sich nicht gegen Paul, der ihn geschubst hat, wehren konnte. Dieser Vorwurf trifft Michael härter, als der Vater beabsichtigt hat, er fühlt sich klein und wehrlos und sehnt sich nach einem Freund. Da taucht plötzlich Ichmael auf – ein starker und gelassener phantastischer Freund, der ihn eine Weile durch den Alltag begleitet und ein Stück weit selbstsicherer werden lässt. Starke Kinder brauchen Erwachsene, die sie stark sein lassen – aber haben auch innere Kräfte, wie hier in der Figur des Ichmaels dargestellt, die sie gegen die Widrigkeiten des Alltags schützen.

Ich hasse Rosa!

Natalie Hense. Mit Bildern von Ilya Green. Aus dem Französ. von Edmund Jacoby. Berlin: Jacoby & Stuart 2009, 40 S., 13,40 Euro. ISBN 978-3-941087-44-6

Das kleine Mädchen, das auf dem pinken Cover ganz in Schwarz gekleidet dargestellt ist, bekommt von ihrer Mutter immer wieder zu hören, dass an ihr ein Junge verloren gegangen ist. Aber was soll das heißen? Ist sie kein richtiges Mädchen, nur weil sie Dinosaurier, Insekten und Kräne spannend findet? Und wie ist das dann mit Anton, der seine Autos mit Blumen bemalt, weil er sie so einfach schöner findet? Trotzig und selbstbewusst beharren die beiden darauf, dass sie eben sind, wer sie sind – mit all ihren Vorlieben und Interessen, egal ob die normalerweise Mädchen oder Buben zuge­schrieben werden. Ein ungewöhnliches Bilderbuch, das zum ins Gespräch kommen über Geschlechterrollen und -zuschreibungen einlädt.

Immer in deiner Nähe. Neue Gebete für Kinder.

Georg Bydlinski/Carola Holland, Düsseldorf: Sauerländer 2010, 144 S., EUR 13,30. ISBN 978-3-7941-7310-5

Psalmen sind Texte des Alten Testamentes, die in Kinderbibeln oft weggelassen werden – das ist einerseits verständlich, handeln sie doch manchmal von schweren Lebensthemen wie Leid und Verzweiflung. Andererseits bieten sie in ihrer direkten, ungeschminkten Sprache gerade für Kinder viele Anknüpfungspunkte zum eigenen Leben. Georg Bydlinski hat sich in einem Kapitel seines Gebetbuches, das auch durch seine ansprechende und fröhliche Gestaltung auffällt, vom Ton der Psalmen und anderer Gebete der Bibel anregen lassen, verschiedenste Lebenssituationen, die Kinder betreffen, „ins Gebet zu nehmen“. In den anderen Kapiteln stehen Themen wie Freude an der Schöpfung, Bitte und Dank, Freundschaft und Trost im Mittelpunkt. Ein letztes Kapitel ist schließlich Texten für den Gottesdienst gewidmet, die wunderbar für die Gestaltung von Gottesdiensten am Jungscharlager (oder in anderen Zusammenhängen) geeignet sind.

Marokko am See

Karlijn Stoffels, Aus dem Niederländischen v. Mirjam Pressler. Beltz & Gelberg 2007 (Gulliver Taschenbuch), 155 S., 7,20 Euro

Bildungsgerechtigkeit, die so genannte „Vererbbarkeit“ von Bildungschancen und die Schulschwierigkeiten von Jugendlichen mit nichtdeutscher Muttersprache sind vieldiskutierte Themen – selten wurde in der Jugendliteratur so anschaulich davon erzählt wie in diesem niederländischen Roman für Jugendliche ab etwa 13 Jahren. Der Protagonist Issa ist ständig damit konfrontiert, ein Leben zwischen verschiedenen Welten zu führen: Der muslimisch geprägten Weltsicht seines marokkanischen Vaters und der westlichen Welt des Amsterdam von heute, in dem die Familie lebt – in den trostlosen Wohnblöcken der Hochhäuser im Seeviertel, weit weg von der Lebenswelt der „weißen“ Niederländer/innen. Als seine erste schulische Integration scheitert, kommt Issa auf eine Förderschule, das Flora College für Jugendliche mit psychischen und physischen Lernschwächen. Und ausgerechnet dieser Ort der Außenseiter/innen ermöglicht es ihm, langsam eine lebbare Mischung aus marokkanischer Verwurzelung und Amsterdamer Gegenwart zu finden…

Mission Unterhose

Sylvia Heinlein, Tulipan 2013, 136 Seiten, 13,40 Euro

Endlich Sommerferien! Hannes, ein stiller, zurückgezogener und introvertierter Junge mit Berufswunsch Agent, liebt seine Agentengeschichten mit Erdnusskeksen und noch mehr seine Ruhe. Doch dann wird er immer wieder vom aufgeweckten, abenteuerlustigen Kalli, der unbedingt Comedian im Fernsehen werden will, aus seinen geruhsamen Ferien geholt und gemeinsam erfinden sie ein Agenten-Spiel: Mission Unterhose. Dabei schleichen sie nicht nur durch ihre Nachbarschaft, sondern entdecken auch, dass am anderen Ende der Wohnsiedlung die verlassene Villa neue Mieter findet: Wer mag da wohl eingezogen sein? Bei der geheimen Mission zur Lösung dieses Rätsels kommt Kalli seinem Traum, als Comedy-Star auf der Bühne zu stehen, ein großes Stück näher und Hannes findet sich inmitten eines aufregenden Abenteuers wieder…In elf Kapiteln wird die temporeiche Geschichte einer Freundschaft zwischen zwei gegensätzlichen Jungen erzählt, die sich bei genauerem Hinsehen aber sehr gut ergänzen. Mit komischen Dialogen, verrückten Witzen und bissigen Seitenhieben auf Erwachsene und insbesondere auf deren Erziehungsmethoden ist Unterhaltung für Leser/innen ab etwa 10 Jahren garantiert – und lautes Lachen beim Lesen nicht ausgeschlossen, der Ort der Lektüre will also gut überlegt sein.

Motte Maroni – Angriff der Schrebergarten-Zombies

Von Christoph Mauz, Residenz 2009, 125 S., 12,90 Euro

Zwitschernde Vögel, kitschige Hartplastik-Rehe – ein spießbürgerlicher Schrebergarten ist auf den ersten Blick wirklich nicht unbedingt der Ort, an dem mutige Kinderbuchhelden Abenteuer bestehen müssen. Doch für Motte Maroni, der den Sommer bei seinem Ethnologen-Onkel Schurli, mit dem Forschungsschwerpunkt Übersinnliches von Transsilvanien bis Texas, verbringt, wird gerade die scheinbare Idylle zum Ort der Bewährung: Gewürzt mit reichlich Stammersdorfer Lokalkolorit braut sich hier ein schräger Krimi um perfide Voodoopläne, verdächtige Vereinsobmänner und finale Frühschoppen zusammen. Selbstironie, Situationskomik und die Skurrilität der Figuren (darunter ein prächtiger Mistkäfer mit dem hübschen Namen KHM, Karl-Heinz Mistkäfer) bereichern diese anspielungsreiche Doppelpersiflage auf Gärtnertum und Horrorfilm – und machen sie zur unterhaltsamen wie „abenteuerlichen“ Lektüre für LeserInnen ab 10 Jahren.

Mucksmäuschenstill

Die schönsten Gutenachtgeschichten. Mirjam Pressler (Hg.)/Thomas M. Müller. Aufbau Verlag 2010, 336 S., 22,70 Euro

Still werden, zur Ruhe kommen ist nach einem aufregenden Tag am Jungscharlager oft gar nicht so einfach. Ein bewährtes Hilfsmittel dafür sind Gutenachtgeschichten, die genau die richtige Mischung aus Bekannt-vertrautem und doch Interessantem bieten. Einige dieser Geschichten wurden in diesem Sammelband von der bekannten Autorin Mirjam Pressler zusammengestellt: Hier trifft Lyrik auf Geschichten und Märchen, Altes auf Neues, Bekanntes auf noch zu Entdeckendes. Stimmig kommen auch Text und Bild zueinander: Thomas M. Müller verpasst in seinen pointierten Illustrationen den Kindern aus Bullerbü neue, freche Gesichter, stellt Sterntaler einen Fuchs als Begleiter zur Seite oder lässt den königlichen Vater von Paul Maars Prinzessin, die nicht einschlafen konnte, zufrieden am Bettende dösen. Eine schöne und durchdachte Auswahl mit vielen Gedanken über die Nacht, den Mond und nicht zuletzt über die spannende Frage, was eigentlich alles passiert, während einem selbst die Augen längst zugefallen sind.

Prinzenleben

Corien Botman, aus dem Niederländischen. von Rolf Erdorf, Carlsen Verlag, 2011, 208 S., EUR 9,20

Jede/r hat wohl schon einmal vom spontanen Reichtum geträumt und sich vorgestellt, wie glücklich er/sie damit wäre. Doch macht Reichtum wirklich glücklich? Kann man Sorgenfreiheit kaufen? Charlie Prins, Komiker aus Leidenschaft, vererbt seinem gleichnamigen Enkel nicht nur seinen Sinn für Humor, sondern auch ein Lotterielos. Der Preis: 6 Millionen und ein Haufen Probleme. Der Gewinn stellt sich schnell als Bürde heraus, an der die Familie zu zerbrechen droht. Charlies Mitmenschen reagieren mit Unverständnis, wenn er ihnen sein Leid klagt, denn für sie ist die Rechnung denkbar einfach: Geld = Glück. Am Beispiel von Charlies Familie zeigt Botman auf, dass es eben nicht so einfach ist und stellt eindrucksvoll dar, dass letztendlich nicht der Kontostand zählt. Ein Vorschlag, wie Geld doch zum Segen und nachhaltig eingesetzt werden kann, kristallisiert sich im Laufe der Geschichte heraus. Der Roman besticht dabei durch die facettenreiche Gestaltung der Themen Komik und Reichtum. Er zeigt Spielarten sowie Funktionen des Humors und kontrastiert die Vor- und Nachteile des Reichtums bzw. verschiedenen Umgangsweisen mit Geld. Ein humorvoller und kurzweiliger Roman, ideal für Lesende ab 10 Jahren.

Wenn der Windmann kommt

Antonia Michaelis
Freiburg: Herder 2009, 319 S., 17,50 EUR
ISBN 978-3-451-70916-6

Patrick sieht sich in seinem neuen Zuhause mit mysteriösen Begebenheiten konfrontiert: Unlesbare Zeichen an der Tür und ein merkwürdiges Mädchen, das ihn vom Waldrand aus beobachtet. Aus Einsamkeit kommt es zur Freundschaft der beiden und für den Jungen öffnet sich eine zauberhafte Welt: Das Mädchen Pareidolie lebt mit seiner Mutter Rebecca im Wald, hat eine sprechende weiße Krähe als Begleiterin und muss sich vor dem geheimnisvollen Windmann hüten. Die Andersartigkeit ist in diesem unkonventionellen Buch aber kein Resultat phantastischer Vorgänge: Rebecca leidet an Schizophrenie und es sind ihre Wahnvorstellungen, die zum Auslöser für die Phantasien der Kinder werden. Die magischen Vorstellungen entpuppen sich hier als Symptom einer oft tabuisierten Krankheit, die bis zum Heilungsprozess authentisch geschildert wird – denn parallel zu Pareidolies Eintreten in die Realität wird auch der langsame Heilungsprozess der Mutter miterzählt. Ab 12 Jahren.

 

Zum Taufen nimmt man Wasser ohne Seife

Von Ursel Scheffler
Gabriel/Thienemann 2005
32 S., 13,30 Euro

Wasser hat viele Funktionen und Bedeutungen –  nicht nur im Alltag, sondern auch bei rituellen Handlungen wie dem Sakrament der Taufe. Aus diesem Unterschied zwischen alltäglichem und besonderem Wasser bezieht dieses Bilderbuch seine Pointe: Als seine große Schwester dem kindlichen Protagonisten Florian einredet, dass die kleine Schwester Sophie bei ihrer Taufe mit Seifenwasser übergossen werden wird, wird dieser ganz blass, denn Seifenschaum in den Augen ist für ihn das Allerschlimmste. Wie gut, dass bei der Feier auch sein eigener Patenonkel Jakob zu Gast ist, der das Missverständnis zwischen Weihwasser und dem Wasser, mit dem Kindern der Kopf gewaschen wird, aufklären kann. Unaufgeregt und verständlich wird in Bild und Text die Bedeutung des Sakramentes schon für jüngere Kinder ausgedeutet, eingebettet in das alltägliche Leben einer Familie.

Zwei, die sich lieben

Jürg Schubiger/Wolf Erlbruch. Peter Hammer 2012, 48 S., 12,40 EUR

„Mein Herz klopft laut/an deine Tür/und du rufst: Herein!“ So formuliert Jürg Schubiger, ein Schweizer Sprachkünstler, das Wesen eines Liebesbriefs, und das dazu gestellte Bild von Wolf Erlbruch (ursprünglich für einen seiner beliebten Kinderzimmerkalender entstanden) zeigt ein Bärenpaar, das in trauter Umarmung in die Sonne (oder ist es der Mond?) blickt. So wird in Bild und Text auf jeder Doppelseite das vielfältige Wesen der Liebe neu ausgelotet – und das mit viel Witz, wenn etwa eine Maus und eine Schnecke sich in der Kunst des Küssens versuchen. Das edel mit Leinenbindung ausgestattete, kleinformatige Bilderbuch eignet sich nicht nur wunderbar als Geschenk (für zwei andere, die sich lieben, oder den oder die eine/n, den/die man selbst liebt), sondern auch, um mit einzelnen Ausschnitten daraus oder dem ganzen Buch mit Jungscharkindern über die Liebe nachzudenken.