Gruppenstunde Lager | Alter: 8-13 | Aufwand: mittel
Die Aktion besteht aus mehreren Stationen, die sich alle mit dem Thema Zucker beschäftigen: Daten und Fakten zum Zuckerverbrauch, Zuckergeschmackstest, ein Fangspiel, Produktion von Zuckerrohr und Zuckerrübe, über die ihr durch Pantomime und Kärtchen mehr erfahrt, außerdem geht es um die Vorteile von Fairtradezucker.
Die Stationen können hintereinander in ein oder zwei Gruppenstunden gemacht werden oder parallel — z.B. am Lager — stattfinden.
Material: Würfelzucker, Tuch
Am Tisch hast du eine Pyramide aus Würfelzucker aufgebaut: Sie symbolisiert den Durchschnittsverbrauch einer Person aus Österreich in einer Woche: 700g = 182 Stück (ca. 3,85g pro Würfel).
2/3 der Pyramide (122 Stück) sind mit einem Tücherl abgedeckt, darauf wurde das restliche 1/3 gesetzt: 60 Stück.
1/3 wird nämlich als Zucker gekauft, 2/3 nehmen wir versteckt zu uns: in Speisen und Getränken (v.a. in Fertigspeisen).
Am Beginn der Gruppenstunde können die Kinder raten:
Nun sollen die Kinder zu folgenden Fragen Zuckerpyramiden mit ihren Schätzungen aufbauen:
Ein ungefährer Richtwert von Ernährungsfachleuten (für Erwachsene, die nicht überdurchschnittlich körperlich aktiv sind, Jugendliche brauchen mehr) lautet: Zucker sollte nicht mehr als 10% der Kohlenhydratzufuhr von ca. 5g pro kg Körpergewicht und Tag ausmachen.
In der Jungscharlager-Küche (oder im Lebensmittelgeschäft) könnt ihr euch auf die Suche nach Zucker und Süßstoffen in Lebensmitteln machen, indem ihr die Inhaltsnachweise auf den Verpackungsbeschreibungen genau anschaut:
Diesen Lebensmittelfarbstoff kannst du auch selbst herstellen: etwas Zucker und etwas Pottasche in ein kleinen Topf geben, den Zucker anfeuchten und unter ständigem Rühren langsam erhitzen bis der Zucker braun ist. Wenn sich der Zucker verfärbt hat, etwas Wasser hinzufügen.
Ein Stück Würfelzucker wird mit Zigarettenasche bestreut und angezündet. In unserem Körper wird Zucker auch "verbrannt" und spendet schnelle Energie (vor allem für die Konzentrationsfähigkeit des Gehirns brauchen wir Glukose). So wird man nach einem Stück Traubenzucker oder Schokolade wieder kurzfristig munter. Aber eben nur kurzfristig.
Material: Weißbrot, evtl. Obst
Wer mag, nimmt ein Stück Weißbrot und kaut es so lange, bis es süßlich schmeckt. Der Speichel wandelt die Stärke vom Brot in Zucker um, den der Körper verbrennen kann. Auch bei Obst könnt ihr einmal bewusst den Fruchtzucker schmecken.
Nehmt euch Zeit zum Kauen. (Die Geschmackspapillen für "süß" befinden sich auf der Zungenspitze.) Es kann sehr unterschiedlich lange dauern, bis Kinder den Geschmack empfinden. (Es gibt nämlich Menschen mit über 425 Geschmacksknospen pro cm², der Durchschnitt liegt bei 182, manche haben nur 96 pro cm².)
Im Durchschnitt sollten wir 6g Zucker in einem Liter schon als süß erkennen. (1 gehäufter Teelöffel Zucker sind etwa 6g.) Und noch ein Experiment mit Kalt- und Warmgetränken: 4 Grad kalte Getränke aus dem Kühlschrank empfinden wir nur als halb so süß wie das gleiche Getränk mit 36 Grad Celsius! (Cola mit 100g Zucker/Liter ist also eigentlich schon ein Energy-Drink. Guaranito, das Fairtrade-Cola ist auch hier verantwortungsvoller: es wird in der Werbung als Power-Drink dargestellt, obwohl es nicht mehr Zuckergehalt hat. Und es wird nur in kleiner 275ml-Dosis verkauft.)
Aus dem Zucker, den wir mit den Lebensmitteln zu uns nehmen, wird im Mund Säure. Und die greift unsere Zähne an. Wie entsteht die Säure? In unserem Mund lebt eine Vielzahl von Bakterien. Sie bilden als Stoffwechselendprodukt Milchsäure. Die meisten Lutscher und Bonbons enthalten neben Zucker auch noch Fruchtsäuren - für die Zähne doppelt schädlich. Überprüfen lässt sich das ganz einfach: einen Lutscher in wenig Wasser auflösen und anschließend den Säuregehalt mit pH-Papier (gibt es in Apotheken) messen.
Material: Tuch für Fänger/in
Ein Fangspiel, bei dem NERVA (die für das Nervensystem viel Vitamin B braucht) und OSSI (der für Knochen und Zähne viel Calzium braucht) Nährstofflieferant/innen (Vollkornbrot und Kakao) oder Vitaminräuber/innen (Zuckerl und Limonade) einfangen.
Spielvariante 1: Starke Nerven — NERVA braucht viel Vitamin B
Ein Kind ist NERVA, die anderen Kinder bekommen je ein Zetterl und verkörpern ein Nahrungsmittel:
NERVA (erkennbar durch ein Tuch) weiß jedoch nicht, wer welches Nahrungsmittel ist. Sie versucht, ein anderes Kind zu berühren — je nachdem welches Nahrungsmittel dieses verkörpert ("Räuber" oder "Lieferant"), verkündest du:
"NERVA hat einen Vitaminräuber gefangen! Wir bewegen uns ganz leise und langsam!"
Oder du verkündest: "NERVA hat einen Vitaminlieferanten gefangen! Sie kann nun mit starken Nerven bestimmen, wie wir uns weiter bewegen sollen (z.B. hüpfend,...)."
Alle Kinder bewegen sich so lange auf diese Art und Weise, bis NERVA ein weiteres Kind berührt und herausgefunden hat, welches Nahrungsmittel es verkörpert. Hat NERVA keine Lust mehr zu fangen, wirft sie das Tuch weg und ein anderes Kind kann Fänger/in werden.
Spielvariante 2: Starke Knochen und Zähne — OSSI braucht viel Calzium
Ein Kind ist OSSI, je nachdem, wen er fängt, verkündest du:
"OSSI hat einen Calziumräuber gefangen! Wir müssen uns ganz leise und langsam bewegen!"
Oder: "OSSI hat einen Calziumlieferanten gefangen! Wir bleiben stehen und er kann mit kräftigen Riesensprüngen einen neuen OSSI fangen."
Hintergrund-Info zu diesem Fangspiel:
Unser Körper braucht Energie in Form von Einfachzucker, nämlich Traubenzucker oder Fruchtzucker. Unser Haushaltszucker ist ein Zweifachzucker, ein Teil Traubenzucker, ein Teil Fruchtzucker. Den muss der Körper also erst einmal aufspalten. Damit er den Zucker nutzen kann, braucht der Körper noch andere Stoffe: Calcium (das befindet sich in unseren Zähnen und Knochen), Vitamin B (dieses ist wichtig für das Nervensystem und Konzentration), Spurenelemente. Wer seinen Energiebedarf über normale Ernährung deckt, der führt dem Körper diese Stoffe zu. Wer seine Energie nur aus Zucker und Süßspeisen, Gummibären und Limonaden holen will, dem gehen andere Stoffe verloren.
Calcium für die Zuckerverdauung wird auch aus den Zähnen geholt, die werden dadurch weich und noch leichter von Bakterien angreifbar.
Material: 12 Kärtchen zur Zuckerproduktion
120 Millionen Tonnen Zucker werden jedes Jahr weltweit erzeugt. Woher kommt der viele Zucker? Wie wächst Zucker?
Ihr teilt euch in 3 Gruppen. Jede Gruppe soll einen Satz eines philippinischen Sprichwortes in einer kurzen Szene (pantomimisch) darstellen.
"Zucker ist süß für die, die ihn essen"
"Zucker ist süßer für die, die von ihm Gewinne einstreichen"
"Zucker ist bitter für jene, die ihn herstellen müssen."
Anschließend ordnen die Kinder die 12 Kärtchen. Dadurch erfahrt ihr die Hintergründe zu diesem Sprichwort und mehr über die Produktion von Zucker.
Zum Abschluss folgt ein längerer Kreativteil in Kleingruppen:
Material: verschiedene Zuckerarten, Fotoapparat, Tee
Die Kinder bauen kleine Zucker(würfel)-Skulpturen und verzieren sie mit Zuckerguss oder verschiedenen Zuckerarten (Puder-, Kandis-, Hagel-, brauner Zucker, Honig). Danach fotografiert ihr sie von 5 Seiten und sammelt Interpretationen, was dies mit der heutigen Gruppenstunde zu tun haben könnte. Danach könnt ihr die Skulpturen in heißem Tee feierlich versenken.
Ihr könnt zuerst das Interviewen gemeinsam durchspielen — dann macht ihr euch auf den Weg hinaus, um Leute (in der Umgebung der Pfarre) zu befragen. Hintergründe zu den Fragen habt ihr bei den 12 Kärtchen erfahren.
Autor/in: Alfons Drexler und Christoph Watz
Publikation: kumquat "Raum" 2/2005