Kinderschutz – hier und auf der ganzen Welt
Eindrücke einer Lernreise nach Nepal
Wenn wir in der Jungschar über Kinderrechte und -schutz reden, geht es oft um die Kinder in unseren Pfarren, in den Schulen und in unserer Gesellschaft. Dabei wissen wir aber auch, dass die Gedanken, wie wir die Situation von Kindern verbessern können, nicht bei unseren Landesgrenzen aufhören dürfen. Die Dreikönigsaktion, als das größte von Kindern getragene Hilfswerk, bietet uns die Möglichkeit, auch Kindern in anderen Ländern zu helfen und ihnen ein Leben in Würde zu ermöglichen. In diesem Artikel wollen wir, Vlinsi und Josef, euch einige Eindrücke unserer Lernreise nach Nepal erzählen, die wir im vergangenen April gemeinsam mit der DKA erleben durften.
Einer der Schwerpunkte, die wir als DKA in Nepal gesetzt haben, ist, wie auch in vielen anderen Ländern, die Verbesserung der Lage von Kindern. Aus diesem Grund unterstützen wir eine Vielzahl von Projekten, die sich genau diese Aufgabe zum Ziel gesetzt hat. Im Folgenden wollen wir euch eine kleine Auswahl dieser Projekte vorstellen.
Yuwalaya im Austausch mit der Jungschar
Auch wenn es in Nepal keine Jungschargruppen, wie wir sie kennen, gibt, haben sich doch Gruppen von jungen, engagierten Menschen zusammengefunden, die sich auch in ihrer Freizeit mit Kindergruppen treffen, Spiele spielen, Methoden ausprobieren, wichtige Themen besprechen und vieles mehr. Für viele Kinder sind die Gruppen ein Rückzugsort aus dem harten Alltag und eine Zeit, in der sie einfach Kind sein können. Diese „Childclubs“ werden beispielsweise unterstützt von der NGO Yuwalaya, in der sich Ehrenamtliche für die Rechte von Kindern stark machen. Sie unterstützen die Childclubs im Aufbau und laufenden Betrieb. Unter anderem erarbeiten sie Methoden für die Gruppen, die Kinder stärken und wichtige Aufklärungsarbeit leisten. Außerdem sind sie in der Politik unterwegs, um auf die Probleme der Kinder aufmerksam zu machen und organisieren Kampagnen.
Zu ihren Tätigkeiten zählen beispielsweise die Kampagne „Good Touch – Bad Touch“. Ziel ist es Kinder darüber aufzuklären, wie sie auf ihre persönlichen Grenzen achten und diese gut schützen können. Außerdem erarbeiten sie mit Schulen in ihrer Umgebung ein Kinderschutzkonzept, um die Lage innerhalb der Schulen zu verbessern. Die Thematik der körperlichen Bestrafung ist beispielsweise nach wie vor in vielen Teilen des Landes präsent.
Ein Highlight unserer Treffen mit Yuwalaya war sicherlich, als wir an einem Workshopnachmittag Methoden und Spiele austauschen konnten. Wir freuen uns auch schon sehr, dass uns Vertreter*innen von Yuwalaya beim Projektpartner*innenbesuch im November zu uns nach Wien kommen und österreichischen Kindergruppen von ihrer Arbeit in Nepal erzählen können.
Bildung und Perspektiven für Mädchen*
Ein anderes großes Thema in Nepal sind Kinderehen. Obwohl das legale Mindestalter für Ehen bei 18 Jahren liegt – darunter gilt man vor dem Gesetz als Kind – werden viele Kinder und vor allem Mädchen* schon im frühen Alter verheiratet. Damit werden sie oft aus ihrem vertrauten Umfeld gerissen und die Möglichkeiten vor allem von Mädchen* weiterhin zur Schule zu gehen, wird damit massiv eingeschränkt. Deshalb haben es sich viele NGOs in diesem Land auch zur Aufgabe gemacht, Bildung- und Aufklärungsarbeit in Childclubs, Schulen und Communitys gegen Kinderehen zu betreiben. Diese traditionelle Praxis ist nämlich nach wie vor in vielen Communities verbreitet, obwohl sie bereits seit einigen Jahren per Gesetz verboten ist.
Die NGO Opportunity Village Nepal (kurz OVN), die von einem christlichen Schwesternorden getragen wird, hilft jungen Frauen* und Mädchen* aus schwierigen Lebenssituationen (Armut, Perspektivenlosigkeit, Abhängigkeit…), die oft bereits als Kinder verheiratet wurden. Eine der wichtigsten Maßnahmen dabei ist das Angebot von Berufsausbildungen und Trainings für betroffene Frauen*, die ihnen eine neue Perspektive schenken. Doch auch darüber hinaus werden die Frauen* im Anschluss beim Aufbau eines kleinen Business unterstützt, sodass sie zum Beispiel als Schneider*innen selbstständig werden oder ein Geschäft aufbauen, in dem sie selbst produzierte Seifen verkaufen. Außerdem betreibt OVN auch ein „Child Home“, in dem Mädchen* aus zerrütteten Familien aufgefangen werden und einen Zugang zu Bildung und einem stabilen, familiären Umfeld geboten wird.
Das Bildungsthema hat sich auf unserer Reise generell wie ein roter Faden hindurchgezogen. Eine weitere Partnerorganisation der DKA in Nepal names Voices of Women in Media (VoW) unterstützt beispielsweise Kinder aus ärmeren Familien dabei, ihre Hausübungen in ihrer hauseigenen Bibliothek zu machen, da sie zuhause oft keine Unterstützung dafür bekommen. Außerdem bieten sie auch Kurse speziell für Mädchen* an, in denen sie Fotografie, Webdesign und andere Computerprogramme lernen und damit ihre Zukunftsaussichten verbessern können.
Durch unsere Lernreise konnten wir einen breiten Einblick in die Kultur, die Gesellschaft und Herausforderungen von marginalisierten Gruppen und vor allem von Kindern gewinnen. Gleichzeitig durften wir auch die großartige Arbeit der NGOs, die sich genau dieser Probleme annehmen und bereits vielen Menschen helfen konnten, kennenlernen. Diese Unterstützung ist nur deshalb möglich, da jedes Jahr viele tausende Kinder hier in Österreich Sternsingen gehen und sich gemeinsam mit den Partner*innen in den Projektländern für eine bessere und gerechtere Welt einsetzen.
Vielen Dank für euer Engagement und euren Einsatz!
Valentin Linsbichler und Josef Zechmeister
kumquat “Sternsingen für Kinderrechte” - 1/2024