Kinderfreundliche Pfarrgemeinde konkret

Wie kann sich Kinderfreundlichkeit gestalten?

Was ist denn mit "kinderfreundlichen Pfarrgemeinde" überhaupt gemeint? Was ist an so einer Pfarre anders? Was sind konkrete Gestaltungsideen, um das Anliegen umzusetzen?

Einige solcher Ideen haben wir im Folgenden gesammelt. Sie sollen ein Anstoß sein, sie sollen dazu anregen, für die eigene Pfarre neue Ideen zu kreieren. Denn jede Pfarre hat andere Voraussetzungen, Ausgangspunkte und Ansprüche. Die folgenden Ideen können für Ihre Situation passend sein, müssen es aber auch nicht. Wichtig ist, dass es nicht darum gehen kann einzelne Maßnahmen umzusetzen, sondern in der Pfarre eine Diskussion anzuregen um das Klima kinderfreundlicher zu gestalten.

Ein Kirchenraum, in dem sich Kinder wohl fühlen können

Kinder wollen sich bewegen, wollen mitmachen dürfen, alles gut und von der Nähe sehen. Ein Sitzplatz in den normal üblichen Kirchenbänken erweist sich als dafür ungeeignet: Knarrendes Holz, Ablageflächen, von denen alles herunterfällt und die "Stolperfalle Kniebank" verhelfen dazu, dass Kinder grundsätzlich im Gottesdienst als störend empfunden werden. Mit ein wenig Kreativität lässt sich in jedem Kirchenraum eine "Kinderecke" einrichten. Einige Ideen dazu:

  • Die Kinderecke sollte in der Nähe des Altarraums sein, damit die Kinder auch alles sehen und von der Messe etwas mitbekommen.
  • Gute, dicke Teppiche dämpfen Bewegungen und isolieren ein wenig den kalten Steinboden und machen die Ecke gemütlicher und einladender.
  • Flexible Sitzpolster aus festem Schaumstoff lassen sich durchaus auch zum Kirchenraum passend gestalten (z.B.: mit barocken Motiven) und sind außerdem vielseitig verwendbar (z.B.: für ein szenisches Spiel am Altar).
  • Über eine Bücherkiste für die Kinder, denen zwischendurch etwas langweilig wird, sind alle Eltern froh und dankbar.
  • Eine Kiste mit einfachen Instrumenten (z.B.: Klanghölzer, Rasseleier, kleine Trommeln,…) bietet den Kindern die Möglichkeit sich an der musikalischen Gestaltung zu beteiligen.

Liturgie mit Kindern

Die Kinder im Gottesdienst sind wahrscheinlich in jeder Pfarrgemeinde ein Thema. Man muss sich an dieser Stelle vor Augen führen, dass unsere Liturgie sich in erster Linie an Erwachsene richtet. Die besondere Berücksichtigung der Kinder im Gottesdienst ist erst ein Thema der Liturgischen Erneuerungsbewegung des letzten Jahrhunderts und in der Folge des II. Vatikanischen Konzils. Eine Liturgie mit Kindern ist auch immer eine Liturgie der Kinder. Das heißt, dass nicht nur die Erwachsenen für Kinder etwas vorbereiten oder gestalten sollen. Ziel wäre es vielmehr, dass die Kinder sich selbst beteiligen.

Liturgie ist keine nüchtern-sachliche Angelegenheit. Sie lebt vielmehr von sinnlichen Eindrücken. Das kommt auch den Bedürfnissen der Kinder nach Spiel und Bewegung entgegen. Elemente wie ein Friedenstanz, ein Predigtspiel, Symbole und Prozessionen geben den Gottesdiensten mehr Abwechslung und machen sie ansprechender (nicht nur) für die Kinder.

Die Gottesdienstgestaltung wird sich in erster Linie an den jeweiligen Lesungstexten aus der Bibel orientieren. Manche Bibeltexte sind allerdings für Kinder schwer verständlich. Dann ist es besser, darauf nicht Bezug zu nehmen, sondern ein anderes Element des Gottesdienstes für Kinder zu gestalten.

Für Kinder ist es von besonderer Bedeutung zu erfahren, dass sie jedes mal im Gottesdienst der Gemeinde willkommen sind und dort auch eine besondere Betätigungsmöglichkeit haben.

Und nach der Messe…

In der Sonntagsmesse sind meist einige Kinder anzutreffen. Wenn die Messe vorbei ist, kann die Pfarre und ihre Umgebung ein wunderbarer Raum für die Kinder sein. Während die Erwachsenen und Eltern im Pfarrcafé tratschen, tollen die Kinder herum und gehen auf Abenteuerreise. Da brauchen die Kinder gar nicht unbedingt ein ausgefeiltes Programm oder Beaufsichtigung. Was die Kinder aber brauchen ist ein Raum in dem sie niemanden anderen stören, wenn sie laut sind. Wenn es einen Hof oder Garten in der Pfarre gibt, ist das auch gerade bei Schönwetter ein idealer Ort für die Kinder. Wenn den Kindern auch verschiedene Spielsachen, wie ein Ball, Federballschläger, Springschnüre, etc. zur Verfügung stehen, werden sie sich sicher wohl fühlen.

Die Einrichtung der Pfarre

Kinderfreundlichkeit beginnt oft auch schon bei kleinen Signalen. Wenn es zum Beispiel einen leicht zugänglichen Wickeltisch für die Kleinsten in der Pfarre gibt, werden es junge Familien leichter haben. Ebenso wenn es im Pfarrcafé nicht nur Kaffee und Platz für die Gespräche zwischen den Erwachsenen gibt, sondern auch Säfte für die Kinder und eine Spieleecke mit Büchern, Spielsachen und Sachen zum Malen.

Kommunikation ist wichtig!

Wenn es darum geht ein kinderfreundliches Klima in der Pfarre zu erreichen, ist viel Kommunikation nötig, weil dies auch Missverständnissen vorbeugt. Wenn sich z.B. der Pfarrgemeinderat erwartet, dass sich auch die Jungschargruppenleiter/innen und Mitglieder des Kinderliturgieteams am alljährlichen Pfarrflohmarkt beteiligen, ist es wichtig, dass diese auch gefragt werden. Denn anders werden die Betreffenden wohl nie von dieser Erwartung erfahren und ihr in der Folge auch nicht entsprechen können.

Auch im Bereich der Raumaufteilung ist das wichtig. Hier sollten die Interessen aller berücksichtigt werden. Koordination im Vorfeld erspart einem viele Konflikte. Ein Raumkalender, in dem eingetragen wird, an welchem Termin, welche Gruppe, welchen Raum benützt ist an dieser Stelle sehr hilfreich. Da kann auch schon im Vorfeld klar erkennbar sein, dass sich z.B. ein Meditationsabend gleichzeitig mit einer Disco im Nebenraum nicht gut vertragen werden. Gemeinsam kann dann nach einem Kompromiss gesucht werden. So ein Plan ist aber nutzlos, wenn er nicht konsequent aktualisiert wird. Die Eintragungen müssen auch wirklich gelten und eine Kopie sollte für alle sichtbar aufgehängt werden.

Und was heißt das für die Kinder?

Sich auf die Seite der Kinder zu stellen und die Kinder im Auge zu behalten sollte bei jeder Entscheidung die im Pfarrgemeinderat und auch in anderen Gremien getroffen wird nicht vergessen werden. Ein einfaches Instrument dafür ist sich vor jeder Entscheidung eine Frage zu stellen: "Was hat das für Auswirkungen für die Kinder der Pfarre?"

Es ist wichtig, sich im Gremium zumindest kurz die Frage zu stellen, ob die Idee für die Kinder der Pfarre auch positiv ist oder ob das Konzept aus dem Blickwinkel der Kinder heraus doch noch verändert werden muss. Leute, die viel mit den Kindern der Pfarre zu tun haben (z.B.: Eltern, Jungschargruppenleiter/innen, Mitglieder des Kinderliturgieteams,…) können diesen Blickwinkel unter Umständen leichter einnehmen, weil sie die Bedürfnisse der Kinder besser kennen. Grundsätzlich sollten solche Personen im Pfarrgemeinderat vertreten sein, wenn das nicht der Fall ist kann man auch für spezielle Themen diese "Spezialist/innen" einladen und um deren Meinung fragen. Auch Kinder selbst in eine "Spezialausgabe" des Pfarrgemeinderats einzuladen ist eine gute Idee, nur müssen dann die Kinder vorbereitet sein und die Fragestellungen möglichst konkret sein.

Um die Pfarre kinderfreundlicher zu gestalten sind sicher viel Geduld, Zeit und einige Diskussionen nötig, vielleicht können diese Ideen eine Anregung und eine Motivation sein, sich diesem Thema zu stellen und schon bei kleinen Dingen anzufangen.