Mit Kindern beten

Vielleicht ist es für dich und deine Gruppe etwas ganz Selbstverständliches, regelmäßig gemeinsam zu beten. Vielleicht hast du das aber auch noch nie versucht und weißt nicht so recht, ob und wie du das angehen könntest. Jungschar bietet einen Raum, Dinge einfach einmal auszuprobieren – auch das Beten. Was alles Gebet sein kann und wie dieses „mit Gott sprechen“ konkret aussehen könnte, findest du hier.

Warum beten?

Beim Beten geht es darum, eine Beziehung zu Gott aufzubauen – das ist für jede und jeden in einer anderen Form gut möglich und auch stark situationsabhängig. Die meisten von uns kennen aus persönlicher Erfahrung oder aus dem Umfeld eine ganze Bandbreite. Da gibt es das regelmäßige kurze Gebet vor dem Schlafengehen, das Vater unser mit vorgegebenem Text oder auch das Stoßgebet in schwierigen Situationen – und vieles mehr.

Oft ist die Stille ein Schlüssel zum Gebet: Beten kann zunächst einmal bedeuten, still zu werden, innezuhalten, den Alltag zu unterbrechen und sich auf sich zu besinnen. Ruhig werden fällt nicht jeder/jedem gleich leicht. Vielleicht hilft uns Entspannungsmusik, vielleicht haben wir es gern dunkel um uns herum. Der Raum, das Licht, vertraute Umgebung bzw. Menschen sind da ganz wichtig. Den Raum zu gestalten ist also ein wichtiger Schritt. Z.B. kannst du Kerzen entzünden, Räucherstäbchen verwenden, das Licht dimmen – einfach schauen, dass eine angenehme Atmosphäre entsteht.

Das gesprochene Gebet

Beten kann auch heißen, gemeinsam ein formuliertes Gebet zu sprechen, z.B. das Vater Unser oder das Jungschargebet. Oder ihr könnt versuchen, eure eigenen Worte zu finden – so könnt ihr euch z.B. am Ende einer Stunde zusammensetzen und du beginnst, Gott davon zu erzählen, was du heute an der Stunde schön gefunden hast, vielleicht will auch das eine oder andere Kind für etwas danken, eine Erfahrung einbringen. Dann könntet ihr z.B. noch einen Segen erbitten für die nächste Woche, bis ihr euch wieder seht. Dabei ist es wichtig, dass ihr in der Alltagssprache bleibt, damit die Kinder verstehen können, worum es in dem Gebet geht.

Gut überlegt und sinnvoll eingeordnet, ist gemeinsames Beten in der Gruppenstunde, am Lager oder bei einer Jungscharaktion für das religiöse Erleben der Kinder wichtig. Achte aber auf passende Situationen bzw. schaffe solche. Je persönlicher das Gebet gestaltet wird, je mehr es mit dem Leben der Kinder und der Gruppe zu tun hat, umso besser. Auf Situationen oder Erlebnisse könnt ihr dann besonders gut eingehen, wenn ihr das Gebet selbst formuliert. Bausteine für ein Gebet sind:

Die Anrede:

In unserem Gebet wenden wir uns an Gott. Das wird gleich am Anfang deutlich, wenn wir ihn/sie ansprechen.
„Lieber Gott…“, „Jesus, unser Freund,...“, „Gott, unsere Mutter,…“

Die eigene Situation vor Gott bringen:

Alles was uns bewegt, kann und soll Inhalt eines Gebets sein.
„Drei Tage des Sommerlagers sind schon vorbei. Wir haben viel erlebt und auch einige neue Freundinnen und Freunde gefunden.“ oder
„Heute geht es uns nicht so gut. Wir haben viel gestritten und haben uns nie wirklich einigen können.“

Bitten und danken:

Das sind seit je her wichtige Bestandteile des Gebets. Wir dürfen uns mit all unseren Anliegen, Wünschen, Sorgen und Freuden an Gott wenden.

Abschluss:

Hier ist zum Beispiel Platz dafür, Gott zu loben. Das „Amen“ am Schluss bedeutet so viel wie „so soll es sein“, „dazu stehe ich“ und lässt die ganze Gruppe das Ende des Gebets ausdrücken.
„Jesus hat uns versprochen, immer bei uns zu sein. Darüber freuen wir uns. Amen.“

Kreuzzeichen:

Sich selbst oder andere zu bekreuzigen ist das wichtigste christliche Segenszeichen. Es verbindet uns mit Gott (Handbewegung von oben nach unten) und mit allen Menschen (Handbewegung von links nach rechts).

Das stille Gebet

Man muss aber nicht immer reden beim Beten. Ob die Gebete stattdessen aufgeschrieben werden (z.B. auf Zettel, die danach verbrannt werden oder auf Blumen, die sich im Wasser entfalten) oder ob sie „nur“ gedacht werden, auch hier ist vieles möglich. Oft fällt es Menschen leichter, wenn sie ihre Gedanken nicht formulieren müssen und doch darauf vertrauen dürfen, dass das Gebet „gilt“ und ankommt.

Beten auf Knopfdruck?

Beten kann etwas sehr Schönes sein, funktioniert aber wie viele Dinge im Leben nicht „auf Befehl“. Daher ist es ganz wichtig, dass du weder dir selbst, noch deinen Kindern Druck oder Zwang auferlegst. Niemand muss etwas sagen, wenn er oder sie das nicht will – wenn ihr also z.B. Gott um etwas bitten wollt, könnt ihr das so lösen, dass ihr eine Kerze herumreicht. Jede/r, der/die sie in Händen hält, kann etwas sagen (es reicht auch ein Wort), muss das aber nicht, sondern kann sie auch einfach weitergeben.

Andere Gebetsformen

Beten muss auch nicht immer reden bedeuten. Auch ein Tanz oder ein Lied können ein Gebet sein. Ein Bild, das ihr in Gedanken an oder für Gott zeichnet, ist ebenso eine Form von Gebet wie das Schweigen, in dem wir an Gott denken.

Aktivitäten können auch das gesprochene Gebet unterstützen. Wenn ihr etwa Gott für die schöne grüne Wiese dankt, dann müsst ihr dabei nicht still sitzen. Ihr könnt auch über die Wiese laufen und dabei rufen „Danke, lieber Gott!“

Bring dich ein

Manchmal erscheint es sehr schwierig, mit Kindern in der Gruppe zu beten. Jedes Kind hat andere Vorerfahrungen, Gott kommt nicht in jeder Familie in der gleichen Weise vor. Für die Kinder ist es wichtig zu sehen, welchen Zugang DU zum Gebet hast, und dass das gar nicht so kompliziert sein muss.

Es ist nicht nötig, dass du den Kindern als jemand erscheinst, der/die mit dem Beten nie Schwierigkeiten hat. Im Gegenteil: Wenn sie erleben, dass auch du mit Unzulänglichkeiten und  Unsicherheiten zu schaffen hast, dann ist das für ihre Entwicklung eine große Hilfe. Sie erleben, dass es nicht notwendig ist, „perfekt“ beten können zu müssen, sondern dass man sich auch hier einfach ausprobieren kann.

Sandra Fiedler

kumquat "Pssst!" 4/2012