Kritische Dokumentarfilme

„Supersize me“, „Plastic Planet“ und „Let’s make money“ – sind nur drei Titel aus dem Genre des kritischen Dokumentarfilms. Das sind Filme, die Themen, wie übermäßigen Fast Food-Konsum, die Finanzkrise oder Plastik und wie dieses uns und die Umwelt belas­tet, kritisch betrachten. Für solche Filme bietet uns unsere Welt mehr als genug Stoff. Diese Filme haben teilweise sehr schockierende Inhalte und ich erlebe oft, dass Freund/innen, die sich diese Filme angeschaut haben, ganz aufgeregt erzählen, welch erschreckende Details sie darin erfahren haben. Wirft man jedoch einen Blick in die Gesellschaft, so hat man nicht das Gefühl, dass diese Filme irgendeine bleibende Veränderung bewirken.

Wir wollen uns hier die Frage stellen, ob und wie solche Filme mit Kindern angeschaut werden können und welche besonderen Dinge es dabei zu beachten gilt, um Kindern diese Thematiken bewusst zu machen und diese Art von Filmen als Anstoß zu nehmen, sich selbst für etwas einzusetzen.

Filme, die Problemfelder aufmachen

Wenn man sich in der Gruppenstunde mit Filmen beschäftigt, in denen es um Probleme aus unserer Gesellschaft und unserem Alltag geht, dann sollte man einige wichtige Dinge bedenken:

Erstens ist es auch bei solchen Filmen notwendig, sich der Verantwortung als Leiter/in für die Kinder bewusst zu werden. Das bedeutet einerseits, sich zu überlegen, welche Stellen des Films für die Kinder schwierig zu verstehen sind oder sie verängstigen und verunsichern könnten. Zeigen wir Kinder solche Filme oder auch nur kurze Sequenzen daraus, soll es keinesfalls darum gehen, ihnen Angst zu machen. Vielmehr sollen kritische Dokumentarfilme eine Möglichkeit sein, auf Themen und Problematiken in besonderer Weise aufmerksam zu machen.

Dieses Aufmerksam machen führt zum zweiten Punkt: Kinder ab dem Volksschulalter haben einen sehr sensiblen Sinn für Gerechtigkeit und dadurch auch das Bedürfnis für Probleme, die ihnen begegnen, eine gerechte Lösung zu finden. Durch Filme wie „Plastic Planet“ werden Kinder jedoch mit einem Problem konfrontiert, das ihre konkreten Handlungsmöglichkeiten bei Weitem überschreiten.

Daher ist es bei Vorbereitung und Nachbereitung des Films besonders wichtig, Kindern auch konkrete Handlungsmöglichkeiten zu geben (das kann je nach Thema Unterschiedlichstes sein: vom gemeinsamen Müllsammeln bis zu Überlegungen zum eigenen Lebensmittelkonsum oder Energieverbrauch) und sie nicht nur mit dem Film und dadurch mit einem für die Kinder ungelöst erscheinenden (und dadurch beängstigenden) Problem zu konfrontieren. Es ist wichtig, gemeinsam zu überlegen, wie mit der aufgemachten Thematik umgegangen werden kann und vor allem welche Handlungsfelder sich im direkten Umfeld der Kinder ergeben.

Und wie jetzt konkret?

Eine Möglichkeit, konkret an Dokumentarfilme heranzugehen ist, sich Sequenzen daraus auszusuchen, die zu einem enger gefassten Thema passen. Das könnte zum Beispiel im Fall von „Plastic Planet“ die Produktion von Spielzeug sein, im Fall von „We Feed The World“ könntest du Szenen zu einem bestimmten Lebensmittel auswählen oder – je nach Film – ein anderes Teilgebiet, das dir für deine Kinder passend erscheint. Mit einem solchen enger gefassten Thema ist es einfacher, danach spezifisch weiter zu arbeiten.

Ein weiteres Beispiel zur themenorientierten Arbeit mit Kindern ist, sich nach dem Film in der eigenen Umgebung mit dem Thema auseinanderzusetzen. Ob man sich im nahe gelegenen Supermarkt mit den Transportwegen des dort angebotenen Gemüses beschäftigt oder im Gruppenraum diejenigen Dinge zusammensucht, die aus Plastik sind ist themenabhängig.

Vor allem für Kinder ab zwölf Jahren können kritische Dokumentarfilme ein spannender Anlass sein, sich mit Problematiken in der Gesellschaft auseinander zu setzen. Gute Filme bieten eine Chance, das „Fenster zur Welt“ aufzumachen und kritisch zu beobachten, wie manche Dinge auf dieser, unserer Welt ablaufen.

Sara Dallinger

aus dem kumquat "grün" 1/2010