Was soll ein Lager den Kindern bringen?

Ein Lager ist Urlaub für die Kinder, der gemeinsam mit anderen verbracht wird. Die besondere Situation (in einer anderen Umgebung, abseits vom Schulalltag) kann das Lager zu einer ganz besonderen Zeit des Jungscharjahres machen. Die Kinder sollen sich wohl fühlen und erfahren, dass es möglich ist, zusammen mit vielen anderen lustige und abwechslungsreiche Tage zu verbringen.
Die Zeit, die die Kinder während eines Lagers mit den anderen Kindern und den Gruppenleiter/innen verbringen, ent­spricht der Gruppenstundenzeit einiger Arbeitsjahre. Daher findet das Zusammenleben, mit dem wir das ganze Jahr über in der Gruppe unsere Erfahrungen machen, hier am intensivsten statt. Diese Chance sollte genutzt werden: Am Lager können die Kinder eine faire, demokratische Art des Zusammenlebens nach christlichen Vorstellungen erfahren, in der jede/r am Gesamtgeschehen beteiligt ist und es auch beeinflussen kann. In dieser Atmosphäre kann gelernt werden, sich einzubringen, die Freiheit der anderen zu respektieren, selbstständig und freiwillig Verantwortung zu übernehmen, es können neue Wege erprobt werden, mit Konflikten umzugehen, usw. Außerdem ist dieses intensive Zusammensein eine wichtige Gelegenheit für die Gruppenleiter/innen, die Beziehung zu den Kindern zu ver­tiefen.

Besonderheiten am Lager

Neuer Lebensraum

Am Lager befindet ihr euch in einem anderen Umfeld, und zwar in zweierlei Hinsicht:

Ihr seid an einem neuen Ort, der ganz andere Möglichkeiten als euer alltägliches Umfeld bietet. Die Land­schaft und der "Wohnraum" sind anders, alles muss erst neu erforscht und erprobt werden. Die landschaftlichen und kulturellen Besonderheiten eines Ortes können in der Programmplanung berücksichtigt und ausgenützt wer­den. Der "Wohnraum" muss euren Bedürfnissen entsprechend gestaltet werden.

Auch die Menschen, die euch umgeben, sind andere. Die Kinder leben mit Menschen zusammen, die sie sonst nur einmal in der Woche oder seltener sehen: Es gibt viele andere Kinder verschiedensten Alters, das Lagerteam, die Eltern aber sind nicht da. Dies ist neu, ungewohnt, mitunter auch sehr anstrengend. Die Kinder - vor allem jene, die das erste Mal mitfahren - müssen sich erst an diese Situation gewöhnen.

Nicht alltägliche Beziehungsstrukturen

Die Gruppenleiter/innen sollen dazu beitragen, das Zusammenleben am Lager so zu gestalten, dass die Kinder ihre Beziehungen zu anderen als angenehm und hilfreich erleben können.

Beziehungen zwischen den Kindern:
Im Gegensatz zum Alltag zu Hause leben die Kinder am Lager nicht nur mit ihren Geschwistern (wenn sie Geschwister haben), sondern auch mit vielen anderen Kindern zusammen. Das ermöglicht viele verschiedene Formen des Miteinanders, des Kennenlernens, des Spielens, der Zusammenarbeit, usw. Die Situation erlaubt es, sich auszusuchen, mit wem man sich jetzt beschäftigen möchte und mit wem nicht, Freundschaften können entstehen bzw. sich intensivieren, aber auch auseinandergehen.
Gemeinsame Erlebnisse am und Erinnerungen an das Lager verbinden. Dadurch können v.a. auch die Beziehungen von Mitgliedern einer Jungschargruppe verstärkt werden.

Beziehung zwischen Kindern und Gruppenleiter/innen: Auf einem Lager können Gruppenleiter/innen viel intensiver auf die Kinder eingehen, als das während einer Gruppenstunde möglich ist. Gruppenleiter/innen teilen am Lager ihren Alltag mit den Kindern. Dadurch kann auch die Beziehung von Kindern und Gruppenleiter/innen vertieft werden – Kinder können ihre Gruppenleiter/innen und Gruppenleiter/innen können ihre Kinder besser kennen lernen. Die Kinder können das, was den Gruppenleiter/innen wichtig ist, wesentlich direkter erfahren als bei einem wöchentlichen Treffen. Auch Pfarrer, Kaplan usw. können oft in einer ganz anderen Umgebung erlebt werden.

Gemeinsames Handeln über die Jungschargruppe hinaus: Auf einem Lager sind mehr Kinder und Gruppenleiter/innen zusammen als während der Gruppenstunden. Das bietet andere Möglichkeiten des gemeinsamen Handelns, der Kom­munikation und der Kooperation.

Herausforderungen für die Kinder: Das Zusammenleben ohne Eltern, aber mit vielen anderen Kindern und Gruppenleiter/innen stellt für die Kinder eine Herausforderung dar. Das Lager ist ein Ort, wo vieles zum ersten Mal selbstständig von den Kindern getan wird (z.B. die eigenen Sachen in Ordnung halten; dafür sorgen, dass nasses Gewand getrocknet wird usw.). Gerade bei jüngeren Kindern und Kindern, die noch nie auf Lager mit waren, sollte deshalb besonders darauf geachtet werden, ob das, was die Kinder tun (wollen), von ihnen alleine getan werden kann, und welches Ausmaß an Hilfe durch die Gruppenleiter/innen nötig ist. Manchmal mag es zuerst anstrengend sein, Kindern beim Erlernen neuer Fähigkeiten zu helfen, aber genau das ist auch eine der großen Chancen eines Lagers - einen Schritt weiter zu einem mündigen, selbstständigen Menschen machen.
Auch auf der Beziehungsebene ist von den Kindern viel Selbstständigkeit gefordert. Am Lager sind nicht nur Freund/innen, die sie bereits kennen, oder die anderen Kinder aus der Gruppenstunde, sondern viele andere Kinder unterschiedlichen Alters, mit denen sie ihren Alltag teilen. Konflikte sind dabei etwas ganz Natürliches. Aufgabe der Gruppenleiter/innen ist es, darauf zu achten, inwieweit Kinder Probleme alleine austragen können oder Hilfe bei der Lösung von Konflikten brauchen.

[Lager - Alltag und Programm 1]