Das faire Lager!

Fair gehandelte Produkte sind den meisten schon länger ein Begriff. Keine ungerechten Preise für die Produzent/innen, Verbesserung der Lebensbedingungen und bessere Qualität sind dabei nur einige Vorteile. Aber auf Lager?!? Na klar auch auf Lager! Im folgenden Artikel findest du einige Erfahrungswerte und Tipps, die die Jungschar St. Thekla am letzten Sommerlager gesammelt hat. Wir haben das faire Lager nämlich ausprobiert!

Pro…

Dass faire Produkte an und für sich super sind, ist wohl den meisten bekannt. Deshalb werden hier nur Gründe erwähnt, warum fair gehandelte Produkte auf Lager super sind.

  1. Prinzipiell kommen (vor allem die Süßigkeiten) bei den Kindern einfach sehr gut an. Zumindest bei uns haben sie sich letztes Mal sehr über die leckere Schokolade gefreut.
  2. Das wichtigste Argument dafür ist aber vermutlich, dass es bei allem, was wir Gruppenleiter/innen so sagen, ganz wichtig ist, dass wir das dann auch selber so vorleben. Das trifft natürlich auch auf Sternsingen und die Gruppenstunden zur „Dritten Welt“ zu. Die unfaire Schoko passt einfach nicht so gut zur Jungschar und zum Sternsingen, und letztendlich auch nicht zu Jesus und seinen Ideen. Die faire schon.
  3. Außerdem sollte man nicht vergessen, dass so ein Lager eine super Gelegenheit ist, den Kindern die fair gehandelten Produkte vorzustellen. Manche kennen sie einfach noch nicht und das Lager bietet zusätzlich auch noch die Gelegenheit zu vermitteln, worum es bei fairem Handel geht (z.B. in einem extra Programmpunkt). So kann bei den Kindern Bewusstsein geweckt werden und in St. Thekla hat sich sogar gezeigt, dass die Kids manchmal dann sogar ihre Eltern von den fairen Produkten begeistern konnten.
  4. Ein anderer Vorteil ist, dass einige der Produkte „biologisch“ sind und dass z.B. die Schoko auch gentechnikfrei ist (was die normale nicht garantieren kann).
  5. Schließlich sollte man wohl noch erwähnen, dass auf einem ganzen Lager ja sehr viel verbraucht wird und ihr so den fairen Handel auch direkt fördert (und das gar nicht unbeträchtlich).

…und Contra

Weil wir hier schließlich sachlich bleiben wollen, werden wir nicht verschweigen, dass es nicht ganz ohne Zusatzaufwand gehen wird.

  1. Nur selten hat man das Glück, ganz nahe bei einem Weltladen Lager zu machen. Das heißt, dass es nötig ist, sich schon vorher zu überlegen, was ihr alles brauchen werdet, und das noch vor der Abfahrt zu Hause bzw. beim nächsten Weltladen zu kaufen.
  2. Das beinhaltet auch eine kleine Herausforderung an diejenigen, die das Material zum Lagerort bringen, da dann halt ein bisschen mehr mitzunehmen ist und einige Sachen nicht schmelzen sollten.
  3. Wenn das Lager für die Kinder nicht teurer werden soll, dann heißt es: kreativ werden. Aber dieser Frage wollen wir sowieso einen eigenen Punkt widmen...

Können wir uns das am Lager überhaupt leisten?

Eines Vorweg: JA!… und sogar ohne großen Aufwand.
Dir ist wahrscheinlich als erstes das Kostenargument eingefallen. Ein Lager soll sparsam kalkuliert sein, damit es sich alle leisten können. Das ist ganz wichtig. Deshalb haben wir uns angeschaut, was es kostet, Bananen, Schokoriegel, Gewürze, Kaffee, Kakao, Tee und Reis durch fair gehandelte Produkte zu ersetzen.

Und das ist dabei herausgekommen:
Wenn 30 Leute eine Woche lang wegfahren, dann kostet das Essen auf diesem Lager ohne EZA-Produkte ca. Euro 650,-. Dasselbe Essen mit EZA-Produkten kostet ca. €Euro 735,-. Dieser Unterschied wirkt jetzt gar nicht so klein, aber wenn man sich das ganze pro Kopf und Tag anschaut, dann macht der Unterschied gerade noch 40 Cent (Euro 2,80 für die ganze Woche) aus. Im Vergleich zu den Preisunterschieden von Quartieren/Lagerplätzen (bis zu €Euro 4,- pro Kopf und Tag) ist das verschwindend. Und bei der Fahrt sind die Unterschiede zwischen den Anbietern noch größer. Dagegen ist eine Umstellung auf EZA-Produkte eigentlich ein Klacks. (Den dazupassenden Speiseplan kannst du dir hier anschauen.)

Wo können wir einsparen?

Erstens kommen die Leute im Weltladen euch sicher mit dem Preis um ca. 10% entgegen - 10% ist nämlich die Förderung, die jede „Aktionsgruppe“ bekommt.
Die andere Möglichkeit, Geld zu sparen, wäre, den Speiseplan umzustellen: Statt Schnitzel, könnte es zum Beispiel Schinkenfleckerl geben. Allein diese eine Umstellung bringt mehr als Euro 30,-, weil weniger Fleisch immer billiger ist und in Wirklichkeit auch noch gesünder. Krautfleckerl sind übrigens noch billiger.
Ein letzter Vorschlag noch: Vielleicht gibt es bei euch in der Pfarre einen Weltkirche-Arbeitskreis oder so etwas Ähnliches. Dann könnt ihr dort auch nachfragen, ob dieser Kreis eure Umstellung unterstützen möchte.

Was noch zu sagen bleibt…

Wir in St. Thekla sind zu dem Schluss gekommen, dass das wichtigste an der ganzen Idee die Bildungsarbeit bei den Kindern ist, aber Argumente hin Argumente her, letztendlich muss man es wohl einfach selber ausprobieren. Und Euro 75,- mehr, aufgeteilt auf ein ganzes Lager, sind der Versuch höchstwahrscheinlich wert.

Zum Schluss sei noch gesagt, dass wir uns letztes Jahr nicht sehr sicher waren, ob wir das wirklich schaffen. Aber im Endeffekt war es ein voller Erfolg und heuer freuen wir uns schon so richtig darauf, den Weltladen zu „plündern“...

Michi Kummer (Gruppenleiter in der Pfarre St. Thekla)