Pssst!


Schlafengehen am Lager

Schlafen ist wichtig und „Wer schlafen will, soll schlafen können“

Für jeden Menschen ist es wichtig, ausreichend Schlaf zu bekommen. Schlaf ist ein Grundbedürfnis – das Schlafen hilft uns dabei, uns körperlich zu erholen, neue Energien zu tanken und Erlebnisse des vergangenen Tages zu verarbeiten. Wenn man zu wenig Schlaf bekommt, dann ist man schlecht gelaunt, ist leichter gereizt, wird schneller krank, tut sich leichter weh… Deswegen ist es für Kinder (und natürlich auf für Gruppenleiter/innen) auf einem Lager wichtig, genug zu schlafen. 

Wenn es Dunkel wird…

Auf einem Jungscharlager erleben die Kinder während eines Tages viele spannende Dinge. Gerade deswegen ist die Zeit des Schlafengehens auch eine Zeit, in der die Kinder „erst runter kommen müssen“, um den Tag ausklingen lassen zu können. Die Umgebung auf Lager ist eine andere als die gewohnte, es sind andere Menschen als sonst um einen herum, was bei den Kindern Unsicherheit auslösen kann. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass ihr euch gut überlegt, wie ihr den Abend und das Schlafengehen so gestalten könnt, dass ihr den Kindern Sicherheit und Ruhe vermittelt.

Ganz egal, ob ihr auf Lager in einem Haus wohnt oder Zelte auf einer Wiese aufgestellt habt, die Zeit des Schlafengehens sollte für alle Beteiligten möglichst angenehm und unstressig verlaufen. Das ist wohl leichter gesagt als getan. Wer kennt das nicht von sich selber: Wenn man mit anderen Menschen gemeinsam an einem anderen Ort übernachtet, verhalten auch wir uns meist anders als sonst und natürlich will man auch nichts von dem verpassen, was andere in dieser Zeit noch alles machen. 
Überleg dir doch mal, wie du früher selbst auf Lager am Abend warst, wie du dich verhältst, wenn du im Urlaub bist oder wenn du bei einem/r Freund/in übernachtest.

Tipps für die Zeit rund um das Schlafengehen

  • Um den Kindern ein ruhiges Schlafengehen zu ermöglichen, ist es wichtig einen möglichst gleich bleibenden Ablauf zu haben, der für die Kinder vertraut ist und ihnen dadurch Sicherheit geben kann.
     
  • Ein Sandmännchen (ein/e verkleidete/r Gruppenleiter/in) kann die Schlafengehen-Phase einleiten, indem es auf kleine Gute-Nacht-Geschenke (z.B. Comics, kurze Geschichten usw.), die es auf den Matratzen der Kinder hinterlassen hat, aufmerksam macht. Dann können z.B. noch ca. 20 Minuten bis zum Beginn des Schlafengehens bleiben. 
     
  • Jeweils ein/e Gruppenleiter/in betreut die Kinder eines Zimmers/Zeltes beim Zähne¬putzen, usw. Vor dem Ins-Bett-Gehen kann er/sie den Kindern helfen, das Zimmer/Zelt fürs Schlafengehen herzurichten (Kästen zu schließen usw.) und mit diesem Ritual die Kinder aufs Schlafen einstimmen. Wenn sich die Kinder ins Bett legen, bleibt der/die Gruppenleiter/in bei ihnen, plaudert mit ihnen über den Tag und steht zur Verfügung, wenn die Kinder Erlebnisse erzählen und besprechen möchten. Eine Gute-Nacht-Geschichte, die im bereits dunklen Zimmer beim Schein einer Taschenlampe vorgelesen wird, kann den Ab¬schluss des Tages bilden. Es sollte auf jeden Fall gelten, dass die Kinder mit Pyjama im eigenen Bett liegen, das Deckenlicht abgedreht ist und nur mehr geflüstert werden darf. 

    Der/die Gruppenleiter/in sollte Ruhe ausstrahlen, mit den Kindern Dinge vom Tag, die sie erzählen wollen und beschäftigen, besprechen und ihnen andererseits durch eine Geschichte ein angenehmes Ende des Tages bereiten. Gute-Nacht-Geschichten, die vorgelesen oder erzählt werden, sollten immer einen guten Abschluss haben und nicht so spannend sein, dass man nicht einschlafen kann, sondern unbedingt wach bleiben muss.
     
  • Wenn jeden Abend unterschiedliche Gruppenleiter/innen die Kinder im Zimmer/Zelt oder in einem Schlafsaal betreuen, so ist es wichtig, sich im Lagerteam gemeinsam einen Ablauf für das Schlafengehen zu überlegen, an den sich alle Gruppenleiter/innen im Groben halten. So wird vermieden, dass die Kinder sich jeden Abend auf etwas Neues, Ungewohntes einstellen müssen und Gruppenleiter/innen jeden Tag neu „ausverhandeln“ müssen, wie das Schlafengehen ablaufen soll. 
     
  • Es sollte einen ausgemachten Zeitpunkt geben, ab welchem ungestörtes Schlafen garantiert möglich ist. Haben Kinder noch Bedarf zu plaudern, so können sie sich noch in einen gemütlichen Raum zurückziehen, damit die anderen Kinder in ihrem Zimmer/Zelt schlafen können. Die Regel, die dabei gelten sollte, lautet: Wer schlafen will, muss schlafen können!
     
  • Gerade auf einem Lager, auf dem gezeltet wird, ist es wichtig, dass es in den Zelten so leise ist, dass die Kinder in den Nachbarzelten auch schlafen können. Denn es gibt keine Wände, die Geräusche filtern und so ist ein leiser Umgang untereinander unumgänglich. 

Und wenns mal schwieriger wird

Die oben genannten Tipps können viel dazu beitragen, dass das Schlafengehen für Kinder und Gruppenleiter/innen eine angenehme Zeit ist, in der die Kinder zur Ruhe kommen, die Ereignisse des Tages noch einmal bereden und dann gut einschlafen können.

Manchmal wird aber auch das Schlafengehen für Gruppenleiter/innen zu einer herausfordernden Sache – die Kinder sind noch aufgedreht, manche wollen schon schlafen, einige laufen noch herum und auch nettes Bitten um Ruhe bringt die Kinder nicht „herunter“… 
Auch Gruppenleiter/innen auf Lager in einer anderen Umgebung, schlafen auf Lager weniger als normal und sind deswegen möglicherweise gereizter und reagieren in manchen Situationen vielleicht nicht so, wie sie es gerne würden. Ich kenne es auch von mir selber, dass ich mich nach einem langen Tag auf Lager schon darauf gefreut habe, dass die Kinder endlich ins Bett gehen und es ruhig ist, damit ich auch ein wenig meine Ruhe haben oder meine Zeit mit anderen Gruppenleiter/innen verbringen kann. Am liebsten wäre mir gewesen, dass die Kinder alle sofort nach der Gute-Nacht-Geschichte eingeschlafen wären und nicht noch gemeint hätten, dass sie noch länger aufbleiben wollen und ich somit weiter gefordert war. 

Wichtig ist, in so einer Situation nicht die Nerven zu verlieren oder in ein „Spiel“ von Androhungen usw. einzusteigen. Folgende Überlegungen und Tipps können in so einer Situation hilfreich sein:

  • Um die spannenden Erlebnisse des Tages zu verarbeiten und genügend Ruhe zu haben, entspannt einschlafen zu können, ist es wichtig, am Abend möglichst nicht allzu aufregende Dinge zu machen. Kinder müssen „beruhigt“ sein, um gut einschlafen und ruhig schlafen zu können. Besonders spannende oder neue Eindrücke am Abend können dazu führen, dass die Kinder schwieriger einschlafen bzw. unruhiger schlafen. Spannungsgeladene, geheimnisvolle Schilderungen geplanter Unternehmungen oder Geistergeschichten hindern Kinder am ruhigen Einschlafen und können bei ihnen Ängste auslösen! 

    Von Aktionen, die Kinder in der Nacht erschrecken, ist grundsätzlich dringend abzuraten! Diese machen Kindern nicht nur Angst, sie verhindern, dass die Kinder die Sicherheit haben, ruhig schlafen zu können, da sie ungute Spannungen erzeugen, und sie belasten auch eure Beziehung zu den Kindern, die euch auf Lager anvertraut sind.
     
  • Warum Kinder auf Lager nicht gleich einschlafen, habe ich schon weiter oben erwähnt. Ein Lager ist für Kinder eine neue und aufregende Erfahrung, spannende Dinge sind untertags passiert, die Kinder sind mit vielen anderen zusammen und es gibt – auch am Abend – eine Menge Sachen, die die Kinder noch unbedingt miteinander „bequatschen“ müssen. 

    Sich das vor Augen zu halten, kann helfen, das „aufgedrehte Verhalten“ der Kinder nicht als Provokation o.Ä. zu sehen und vielleicht darauf einzusteigen, sondern ihnen eher dabei zu helfen, wieder „runter“ zu kommen.
    Dieses aufgedrehte Verhalten beim Wegfahren kenne ich auch von mir selber. Oft hilft es auch, in so einer Situation über sein eigenes Verhalten einmal nachzudenken bzw. wie es euch selbst geht, wenn ihr in einer ähnlichen Situation seid – das hilft, Ärger o.Ä. über die Kinder zu relativieren, um dann in der jeweiligen Situation angemessen reagieren zu können.
     
  • Überlegt die Möglichkeit, Kindern, die noch Zeit zum Ruhiger-Werden brauchen, diese auch noch zu geben – ohne dass sie andere Kinder in ihrem Zimmer dabei stören. Ein extra Zimmer, in dem ein/e Gruppenleiter/in noch Geschichten vorliest, kann dafür hilfreich sein.
     
  • Falls ganze Zimmer noch so laut sind, dass ein Einschlafen für viele Kinder nicht möglich ist, so könnte ein/e Gruppenleiter/in sich in das Zimmer hineinsetzen: entweder still, um einfach anwesend zu sein, oder er/sie kann eine weitere Geschichte vorlesen oder erzählen, um so die Kinder zu beruhigen und ihnen damit beim Einschlafen zu helfen.
     
  • Vielleicht wollt ihr euch vor dem Lager in der Gruppenleiter/innen-Runde mit dem Thema befassen, um euch auszutauschen, wie ihr in solchen Situationen beruhigend und entspannt reagieren könnt.


Ena Vichytil

[aus dem kumquat "laut" 2007]