Gruppenstunde | Alter: 13-15 | Aufwand: hoch
Unser Glauben ist ein Weg voll Mythen und Geheimnisse. Selbst Theolog/innen sind sich oft nicht einig, wenn sie durch die vielfältigen Themengebiete und Schattierungen des christlichen Glaubens "wandeln". Viele kluge Menschen — unter ihnen zahlreiche Heilige — haben sich mit diesem Weg auseinander gesetzt. Ein Weg im religiösen Sinn ist einem echten Wanderweg sehr ähnlich — manchmal geht es gemütlich bergab, manchmal steil bergauf. Manchmal glaubt man sich dem Ziel ganz nah, manchmal scheint es unerreichbar und ganz oft liegen Fragen wie Steine im Weg. Wir alle gehen auf unserem eigenen Glaubensweg — der/die Jungscharleiter/in genauso wie der Pfarrer, der/die Senior/in genauso wie die Klosterschwester oder der Mönch.
Die unten vorgestellte Gruppenstunde soll Kids dazu anregen, sich selbst über die Fragen, die einem auf einem solchen Weg begegnen, Gedanken zu machen. Manchmal kommen dabei auch Fragen und Themen auf, zu denen man gerne noch die Meinung eines Experten oder einer Expertin hätte. Diese Themenfelder könnten am Ende der Stunde gesammelt werden und gemeinsam könnt ihr euch überlegen, wen ihr in der nächsten oder übernächsten Gruppenstunde zum Plaudern über diese Themenfelder einladen wollt.
Vom netten gemeinsamen Einstiegsplaudern beim Basteln einer Gruppenspielfigur (der Fantasie der Kids sind dabei keine Grenzen gesetzt) über das gemeinsame Nachgrübeln bis zur Erkenntnis, dass der Weg vielleicht das Ziel ist...
Wenn die Kids am Anfang der Gruppenstunde herein kommen, erwartet sie auf einem Tisch ein Bogen Packpapier mit einem großen Weg darauf gezeichnet, einem Stapel Karten mit Fragen darauf und eine Menge Bastelreste (wie Moosgummi, Bunt- und Seidenpapier, Karton, Glitzersteine,...), aus denen eine Gruppenspielfigur gebastelt werden soll. Während alle gemeinsam am Werk sind erklärst du der Gruppe, was heute auf dem Programm steht.
Jedes Feld des Weges steht für eine der drei Kartenarten. Grün sind Fragestellungen zu Bibel- und Glaubensthemen, Blau sind Bibelstellen, bei denen wir herausfinden wollen, was sie uns sagen könnten und Gelb sind Situationen die dem Erleben deiner Kids entsprechen (könnten). Ein/e Freiwillige/r beginnt, stellt eure Gruppenspielfigur auf das erste Wegfeld, hebt die erste Karte vom passenden Kartenstapel ab und liest das darauf Stehende laut vor. Nun ist die ganze Gruppe an der Reihe zur Frage eine Antwort zu finden. Hier bist auch du als Gruppenleiter/in gefragt. Einerseits als Moderator/in der Diskussionsrunde, der/die sowohl auf ein gutes Gesprächsklima achtet als auch darauf, dass die Kids gegenseitig ihre Meinungen respektieren und stehen lassen können, andererseits aber auch als du das "hinter dem/der Gruppenleiter/in" steckt, in dem auch du hin und wieder deine Meinung einstreust. Für jede Frage gibt es fünf Minuten Zeit (die aber bei brennenden Fragen auch verlängert werden können) dann wird weiter gezogen.
Wenn du mit deinen Kids gemeinsam Bibelstellen ansiehst, solltest du sie vorher gelesen haben. Vielleicht helfen deiner Gruppe auch folgende drei Fragen — eine Möglichkeit an Bibelstellen anzugehen:
Diese erfundenen Situationen sollen den Kids die Möglichkeit geben, auf Probleme, die in ihrem Alltag auftauchen können auch Antworten und Lösungen oder Denkanstöße aus ihrem Glauben und aus der Bibel zu suchen. Wenn du das Gefühl hast, dass die Gruppe schon so vertrauensvoll miteinander umgeht, dass die Kids auch eigene Probleme oder Situationen einbringen können, kannst du mit ihnen gemeinsam Situationskärtchen schreiben.
Vorschläge für Situationen: Streit zwischen zwei Menschen, jemand wird in der Schule von den anderen Kindern gehänselt, jemand bringt eine schlechtere Leistung als ein anderer, ein Lehrer/ eine Lehrerin behandelt Kinder unfair,... . Wichtig ist darauf zu achten, dass in der Ausformulierung der Situationen keine Namen von Kindern vorkommen, die in deiner Gruppe sind.
... ist der Weg und das Eröffnen der Möglichkeit, gemeinsam über die Fragen, die einen beschäftigen zu diskutieren. Beendet wird das Spiel entweder dadurch, dass die Zeit der Gruppenstunde fast um ist, dadurch dass die Kids genug vom Diskutieren haben oder dass man am Ende des letzen sichtbaren Feldes des Plakatweges angelangt ist .Wie du vielleicht sehen kannst - hinter dem nächsten Hügel entdeckt man weitere Teile des Weges — er dauert also tatsächlich nicht nur eine Gruppenstunde, sondern wahrscheinlich sogar ein ganzes Leben. Er wird auch nicht immer gleich bleiben, denn so wie sich die Landschaft rund um den Weg verändert (manchmal bergauf, manchmal bergab, manchmal eher hügelig oder vielleicht felsig, manchmal durch weite Felder und Wiesen), so verändert sich auch unser Bild von Gott und die Antworten oder Meinungen, die wir auf Fragen oder zu Bibelstellen haben.
Autor/in: Sara Dallinger
Publikation: kumquat "Der.Die.Das" 2/2010
Schlagwörter: Bibel, Religiöses