Warum tu ich mir das eigentlich an?

Motivation für dich und die anderen Gruppenleiter/innen

Warum mache ich Jungschararbeit? Diese Frage stellt sich jede/r GruppenleiterIn unweigerlich hin und wieder. Der folgende Impuls beschäftigt sich mit der eigenen Motivation und wie man sich von anderen anstecken lassen kann.

Demotiviert? – Darf ich das so sagen?
Es ist durchaus in Ordnung zu sagen, dass es im Moment ein bisschen an Motivation fehlt und man an dieser Stelle ein paar gute Ratschläge brauchen könnte. Statt mehr darüber nachzudenken, was dich im Moment demotiviert, versuch doch deinen Blick nach vorne zu richten und vielleicht nach Möglichkeiten zu suchen, die dich wieder motivieren können.  

Demotivation kann unterschiedliche Ursachen haben: Es kann eine schwierige Situation in der Gruppenstunde sein, mit der du nicht so glücklich bist, es kann aber auch ein/e andere/r GruppenleiterIn sein, mit dem/der du vielleicht seit Längerem nicht mehr klar kommst. Ebenso kann es demotivierend sein, wenn man jedes Mal, bevor die Kinder kommen, den JS- Raum erst vom Saustall befreien muss, damit man sich irgendwo hinsetzen kann. Deine Kids haben vielleicht gerade viel Stress in der Schule und sind deswegen besonders unruhig und unaufmerksam, oder dich beschäftigen gewisse Dinge in der Schule, auf der Uni, die dir den letzten Nerv rauben.
Wenn du das Gefühl hast, dass es für dich im Moment einfach nicht mehr passt, wäre es wichtig zu überlegen, woran denn das liegen könnte und welche Faktoren dein Gefühl der Demotivation noch verstärken.
 

Möglichkeiten, Motivation wieder zu finden

…Austausch in der Gruppenleiter/innen-Runde
Nicht immer gelingt es, sich selbst aus einem Tief wieder herauszuholen. Da kann es sehr angenehm sein, sich mit anderen Gruppenleiter/innen darüber zu unterhalten, was sie denn so unternehmen, wenn sie merken, dass ihnen im Moment die Kraft oder die Zeit fehlt. Oft bekommt man so hilfreiche Tipps, um wieder Energie zu tanken. So ein Austausch kann auch mit unterschiedlichen Methoden ausprobiert werden:

Wenn ihr euch in der Gruppenleiter/innen-Runde mit diesem Thema beschäftigen wollt, wäre es gut, euch genügend Zeit dafür zu nehmen. So ein Thema sollte niemals nebenbei oder unter Zeitdruck behandelt werden, denn dann hätte das wahrscheinlich nicht den gewünschten Effekt. Vereinbart eventuell einen Extratermin, an dem ihr euch damit beschäftigt, oder plant in einer Besprechung eine gewisse Zeit ein, die ihr diesem Thema widmen wollt. Hier eine Idee, wie ihr euch mit diesem Thema auseinandersetzen könnt:
Zu Beginn überlegt jede/r für sich, was denn die Dinge sind, die ihn/sie an der Jungschararbeit motivieren, z.B. die Begeisterung der Kinder, eine gut gelungene Aktion,… und schreibt diese auf grüne Kärtchen. Dann werden auf roten Kärtchen Situationen gesammelt, in denen es zu Demotivierung kommen kann. Grüne und rote Kärtchen stellt ihr einander nun vor. Danach überlegt ihr gemeinsam, wie man in diesen Situationen Unterstützung finden kann, bzw. ob sich schon im Vorfeld etwas ändern lässt, wodurch solch demotivierende Situationen verhindert werden können.
Zum Beispiel, wenn der Jungscharraum im Chaos versinkt, machen wir eine gemeinsame Aufräumaktion mit fetziger Musik oder das Waschen der Sternsinger Gewänder teilen wir untereinander auf, damit das nicht eine/r alleine machen muss.

…in der Gruppenleiter/innen-Runde über das kommende Jahr nachdenken
Alleine oder zu zweit über das kommende Jahr nachdenken und Aktionen planen läuft meistens ziemlich gleich ab, aber man kann das auch einmal mit der Gruppenleiter/innen-Runde ausprobieren und zwar auf eine andere Art und Weise als sonst:
Jede/r Gruppenleiter/in erhält ein DIN A3-Blatt Papier, Stifte, Zahnstocher und grüne und schwarze Klebepunkte. Mit diesen Hilfsmitteln soll sich nun jede/r für sich überlegen, wie das kommende Jungscharjahr als Weg dargestellt aussehen könnte.

  • Wo liegen die größten Chancen? (grüne Klebepunkte)
  • Wo könnte es zu Spannungen kommen? (schwarze Klebepunkte)
  • Was kann mir über Probleme hinweghelfen? (Zahnstocher)

Wenn alle Gruppenleiter/innen fertig sind, könnt ihr in Kleingruppen über eure Wege sprechen oder jene Gruppenleiter/innen tun sich zusammen, die gemeinsam eine Gruppe leiten.

…ein Gruppenleiter/innen-Event oder Wochenende
Um einmal nicht an die Arbeit in der JS denken zu müssen, sondern die Gruppenleiter/innen-Runde auch von einer anderen Seite sehen zu können, eignen sich so genannte Gruppenleiter/innen-Events. Damit euch der Spaß, den ihr miteinander habt, nicht irgendwann verloren geht, könnt ihr so einen Abend, oder ein Wochenende ja fix in eure Jahresplanung mit einbeziehen.
Eure Gruppenleiter/innen-Runde kann gemeinsam einen Nachmittag, Abend, … wegfahren, -gehen und egal wo ihr seid, was ihr dort tut, wie lange es dauert, es soll dabei nicht um eure Arbeit gehen, sondern nur um euren Spaß.
Eure Jahresplanung kann zum Beispiel an einem Wochenende stattfinden. Es muss nicht das ganze Wochenende mit Arbeiten verbracht werden, sondern ihr könnt einplanen, dass ihr am Abend auch einmal für euch als Gruppenleiter/innen-Runde Zeit habt.
Ihr habt dabei die Chance, euch wieder ein bisschen besser kennen zu lernen und Dinge zu tun, zu denen ihr normaler Weise nicht kommt. So erlebt ihr die Jungschar vielleicht wieder einmal so, wie es eure Kinder auch tun. Zu sehen, wie viel Spaß und Freude du auch mit den anderen Gruppenleiter/innen haben kannst, hat mit Sicherheit auch einen positiven Effekt auf deine Motivation.

…gemeinsam neue Ideen suchen
Gerade wenn man schon seit langer Zeit eine Gruppe gemeinsam macht und viele Dinge ausprobiert hat, kommt manchmal das Gefühl auf, dass einem die Ideen ausgehen. An dieser Stelle kann es für dich und deine/n Co-GruppenleiterIn spannend sein, wieder einmal einen Nachmittag zum Brainstormen einzulegen, an dem ihr in alten Aufzeichnungen schmökert und euch ein paar Behelfe anschaut.
Hier habt ihr eine hilfreiche Methode zum Brainstormen:
Ihr nehmt euch ein großes Plakat zur Hand und überlegt, welche Themen ihr bisher in euren Gruppenstunden untergebracht habt und welche Themen eure Kinder einfach immer und immer wieder interessieren. Diese schreibt ihr mit einem blauen Stift willkürlich verteilt auf eurem Plakat nieder.
Danach nehmt ihr einen roten Stift und  fügt weitere Themen zu euren Begriffen dazu. Wenn ihr z.B. schon einmal eine Stunde über „meine Heimat“ gemacht habt, könnt ihr daran anknüpfen und weitere Themen wie „Wie leben Menschen auf anderen Kontinenten?“ oder „Was ist mir in meinem Leben besonders wichtig?“ dazuschreiben. Dadurch entsteht auf eurem Plakat eine so genannte „Mind Map“, die euch dabei helfen soll, bestimmte Themen miteinander verknüpfen zu können, aber auch aus „alten“ Begriffen, neue herauszuholen. Lasst eurer Fantasie freien Lauf, denn je mehr Ideen ihr niederschreibt, desto mehr Themen lassen sich nachher finden.

Im Jungscharbüro findest du eine Menge verschiedener Behelfe für Kinder unterschiedlichen Alters. Egal ob deine Kids gerne spielen, tanzen, basteln oder über bestimmte Dinge reden usw., in den Behelfen gibt es viele Modelle und Ideen zu diesen Themen. Beim Schmökern zu Zweit kommt man oft auf die witzigsten Ideen und hat wieder so richtig Lust, etwas Neues auszuprobieren.

…gemeinsam eine Weiterbildung besuchen
Zu verschiedensten Themen, wie z.B. Neue Gruppentänze, Rechtliches, Lagerleiten, Schwierige Kinder – schwierige Situationen, usw. werden von der Jungschar Wien unterm Jahr Workshop-Tage, Wochenenden oder auch Pfarrbesuche angeboten, die dazu da sind, dir neue Ideen, Inputs und vor allem Motivation mitzugeben. Auch wenn man schon jahrelange Erfahrung in der JS-Arbeit hat, kann so eine Auffrischung richtig gut tun.

Nicht immer gelingt es, fröhlich und gut gelaunt in die JS- Stunde zu kommen, rechtzeitig einen Termin für die Vorbereitung auszumachen oder den Kindern die volle Aufmerksamkeit zu schenken, die sie eigentlich bräuchten. Solche Momente wird es immer geben, aber das Gute bei solchen Phasen ist, dass du etwas dagegen tun kannst und sie auch wieder vorbei gehen.
Nach einer Stunde, die vielleicht nicht so toll verlaufen ist, lass also nicht den Kopf hängen, sondern denk an den Spaß und die Freude, die dir die Arbeit mit den Kindern immer wieder bringt!

Hanni Traxler

[aus dem kumquat "mobil" 2007]